War es eine besondere Messe? Von den Aussteller- und Besucherzahlen sicher nicht. Die ILM hat ihre Bedeutung bestätigt. Wie bei den vorigen Veranstaltungen präsentierten rund 300 Austeller ihre Kollektionen – mehr geht in den Hallen an der Kaiserlei einfach nicht. Die Messe Offenbach erreichte laut Schlussbericht ihre „angestrebte Besucherzahl“. Geschäftsführer Arnd Hinrich Kappe bilanziert: „Alle waren da, und es wurden auch wieder zahlreiche ausländische Neukunden gewonnen.“
Immer wichtig für den Messeverlauf sind die Geschäfte im Vorfeld. Und hier haben die Umsätze nach einem schlechten Frühjahr gerade in den letzten Wochen vielerorts angezogen. „Die Stimmung unter den Besuchern ist gut“, freut sich Georg Picard stellvertretend für etliche Kollegen. „Die Kunden konnten die Einbußen in der ersten Jahreshälfte ganz gut kompensieren.“ Peter Leinberger von Reisenthel ergänzt: „Wir sind zufrieden. Der erste Tag war richtig gut“, fasst er seinen Eindruck zusammen. Adrian Goosses und Michael Widmann stellten erstmals ihr Upcycling-Projekt Airpaq vor. „Für den ersten Auftritt war es positiv. Wir haben unsere Geschichte oft erzählt. Das Thema Nachhaltigkeit wird wichtiger.“
Wie bei jeder Veranstaltung beobachten etliche Aussteller aber auch einen vermeintlichen Besucherrückgang. Die Indizien: kein Gedränge auf den Gängen und am Eingang oder eine entspannte Parksituation. Der Wandel der Besucherstruktur – weniger klassische Lederwarenfachhändler und dafür mehr ausländische Einkäufer, Mode- und Schuhhändler – geht wohl auch mit sich ändernden Laufwegen und Interessen der Besucher einher.
Lederwaren Messe ILM: Gesprächsthema Nummer 1
Gleichwohl darf von einer besonderen Messe gesprochen. Der Kofferspezialist Rimowa stellte wie seit einem Jahr bereits zwar nicht aus – und war doch allgegenwärtig. Viele Händler müssen die Lücke kompensieren, die durch den Wegfall der Geschäftsbeziehung nach dem 30. September entstehen wird. Dem anfänglichen Ärger oder Unverständnis nach der Kündigung im Frühjahr stellen Händler jetzt Optimismus und Zuversicht entgegen. „Wir erzielten im vergangenen Monat mit den günstigeren Marken Travelite und American Tourister bessere Umsätze als mit Rimowa“, berichtet Olaf Hrastnig von der Koffer-Ecke in Ludwigsburg. Der Schritt des Kofferherstellers bzw. von LVHM sei daher „schade, aber verkraftbar“. Ralf Maurer von Maurer Lederwaren in Böblingen sagt: „Ich hätte mich verbiegen müssen, Rimowa weiter zu führen.“ Es sei zwar eine Herausforderung, den Umsatz zu kompensieren. „Ich sehe aber eine Riesenchance, dass wir uns breiter aufstellen und bin mir sicher, dass wir den Nerv unseren Kunden treffen.“ Alternativen stellen für ihn u.a. Porsche Design oder Serien von Samsonite dar.
Alles nur Zweckoptimismus? Sicher nicht. Die Entscheidung pro Rimowa stellt schließlich viele Flächen auf den Kopf und die Händler damit vor große Herausforderungen über das Investitionsvolumen hinaus. Die geforderte Shop-Fläche muss in etlichen Fällen in den Eingangsbereich bzw. ins Erdgeschoss verlagert werden – mit weitreichenden Konsequenzen. So steht für Handtaschen unter Umständen weniger Platz zur Verfügung. Damit müssen angestammte Lieferanten weichen. Und neue Marken haben aus Platzmangel keine Chance, aufgenommen zu werden.
Die geforderten Entscheidungen wollen wohlüberlegt sein. Lederwarenhändler und -lieferanten tauschen sich daher zunehmend intensiver aus als in der Vergangenheit. „Wir reden viel mehr über betriebswirtschaftliche Themen und nicht nur über Bauchgefühl“, bringt Dr. Joachim Stoll, Geschäftsführer von koffer24.de und Mitglied des Ausstellerbeirats der Messe Offenbach, den Wandel auf den Punkt. Dementsprechend produktiv sei die Sitzung des Gremiums am Messeschlusstag gelaufen. Stoll: „Die Markenhersteller beurteilen diese Entwicklung für die Branche insgesamt positiv.“
Mode
„Der Sommer 2019 wird wild – wirklich wild“, fasste Modeberater Martin Wuttke von der Agentur Nextgurunow den wichtigsten Trend der Saison Frühjahr/Sommer 2019 zusammen. Dabei sei Farbe das wichtigste Signal. Jeder Einkäufer müsse entscheiden, in welchem Maß er in seinem Geschäft diesem Trend folgen will. Als „zentrale Farbe“ hob Wuttke Gelb hervor. Bei den Größen lasse sich dagegen kein Format hervorheben. Sicher sei nur: Es gibt keine XXL-Taschen.
Constanze Alef (Fredsbruder und Seidenfelt) ist überzeugt: „Der Markt braucht Überraschungen.“ Daher stärkt sie in ihrer Kollektion nicht nur die eigenen Stärken, sondern ingegriert „viele kleine spitze Themen“. Ein Ansatz, der auch im Handel Sinn machen kann.
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