Rabatte sind ein Muss
Doch zurück zu den immer noch Tag für Tag mit bis zu vier Monaten Verspätung eintreffenden Artikeln: Wie geht der Handel nun damit um? Das wird bei jedem einzelnen Artikel individuell bewertet, denn hier haben verschiedene Faktoren Einfluss. „Ob wir einen Artikel akzeptieren oder zurückschicken, hängt maßgeblich davon ab, ob der betreffende Schuh noch eine Abverkaufschance hat“, sagt Benjamin Wittstock. Zudem wird ins Kalkül gezogen, ob und in welcher Höhe der betreffende Lieferant einen Nachlass gewährt. Vor einigen Wochen betrugen die Rabattierungen noch 5%, aktuell sind um die 20% üblich. Insbesondere durchlaufende Ware wie Schnürer und Halbschuhe von wichtigen Lieferanten wollen viele Händler tendenziell behalten. „Ware von Waldläufer beispielsweise werde ich eher nicht zurückschicken“, sagt Bernd Frölich, „schließlich weiß ich nicht, wann es von diesem Lieferanten wieder Ware gibt.“ Stephan Alleborn will zu spät gelieferte Ware mehrheitlich dann akzeptieren, wenn ein Nachlass gewährt wird. „Vieles kann man auch im nächsten Jahr noch verkaufen“, so Alleborn. Dennoch „ist es sehr wichtig, dass ein Nachlass gewährt wird.“ Eine Ausnahme bildet nur der Kinderschuhbereich: „Da nehmen wir jeden Schuh, den wir bekommen können“. Wer wie das Schuhhaus Hittcher mit seinem Online-Anteil von 45% eine virtuell erweiterte Reichweite hat, ist ebenfalls eher geneigt, Nachzügler zu akzeptieren – wenn die Konditionen stimmen. „Da wir stationär und online breit aufgestellt sind, nehmen wir die Ware in der Regel an; trotzdem wird jeder Artikel einzeln geprüft und mit den Lieferanten intensiv über fehlende Verkaufszeiträume gesprochen“, sagt Marcus Höhne.
Nächste Frage: Wird der Rabatt weitergegeben oder wird die Ware mit schwarzem Preis ausgezeichnet? Auch das wird unterschiedlich gehandhabt; entscheidend ist hier natürlich, ob es sich um einen eher klassischen oder sehr modischen Schuh handelt. „Wir geben die Ware mit regulärem Preis in den Verkauf“, sagt etwa Benjamin Wittstock. Insa Uphoff dagegen würde die rabattierte Ware zwar grundsätzlich mit Rotpreis auszeichnen, ist aber an weiteren Sale-Artikeln generell nicht interessiert. „20% Nachlass helfen mir nicht weiter, denn ich muss die Ware ja auch mit 20% in den Sale geben“, so Uphoff. „Wir haben aber ohnehin noch genug Ware vom Sommer.“