Herr Scheiner, aus welcher Richtung kam der Impuls, eine Einheit für Sneakerläden zu gründen und was bietet sie den Händlern an?
Das Projekt Sneaker Force haben wir 2017 aufgesetzt. Wir sind zunächst auf die Hersteller zugegangen und haben ihnen im Vorfeld erklärt, was wir mit der Sneaker Force genau vorhaben. Wir wollten mit der Sport 2000 und den Gesellschaften der ANWR Group eG, insbesondere der DZB Bank im Rücken, die Händler bei ihrem in vielen Fällen sehr starken und dynamischen Wachstum unterstützen und haben hierzu direkt sehr positives Feedback von der Industrie erhalten. Unser Plan war am Anfang, den Händlern im Hintergrund mit unseren Dienstleistungen bei handelsrelevanten oder auch rechtlichen Themen zu helfen und eine Zentralregulierung für unsere Mitglieder anzubieten. Die Industrie spart sich damit das Ausfallrisiko. Gerade weil die Sneakerbranche so schnelllebig ist und sehr oft neue Ware reinkommt, hat sich die Zentralregulierung in den letzten fünf Jahren bewährt. Wir organisieren auch die Lieferung von Abverkaufsdaten, die von immer mehr Herstellern gefordert wird. Wir hatten die Schnittstelle schon programmiert und alle können viel Geld und Aufwand sparen, indem wir den Prozess bündeln, anstatt dass sich jeder Händler im Alleingang darum kümmern muss. Sie haben so mehr Kapazitäten für die kreative Arbeit: das Produzieren von Content und Storytelling. Denn die meisten haben ihren Laden wegen ihrer Leidenschaft für das Produkt eröffnet und nicht wegen ihrer Leidenschaft für Buchhaltung.
Mussten die Händler von den Vorzügen überzeugt werden und gab es Bedenken?
Das war und ist unterschiedlich. Tatsächlich war der ganze Prozess und die Funktion von Verbundgruppen am Anfang bei vielen noch unbekannt. Sport 2000 war als Marke aber natürlich schon ein Begriff. Wir mussten den Händlern also erstmal erklären, dass wir sie nicht kapern wollen, und sie ihren Store ganz normal weiterführen können. Zudem nennt sich die Sneaker Force „bannerfrei“, es gibt also keine Logos von Sport 2000 oder Sneaker Force an den Geschäften oder online. Die Händler stehen weiter als Marke im Vordergrund. Aber wenn wir vermitteln konnten, worum es bei einer Verbundgruppe geht und welchen Zweck die Zentralregulierung hat – dass es im ersten Schritt vor allem um Prozessoptimierung zwischen Handel und Industrie geht – dann haben wir schnell offene Türen vorgefunden. Wir mussten am Anfang auch deutlich machen, dass wir keinen Einfluss auf Zugriffe haben. In der Sneakerwelt gibt es Tierings – Ranglisten, wo alle Geschäfte eingestuft werden und entsprechenden Zugriff auf die Schuhe und vor allem auf die stark limitierten Modelle bekommen. In diesem Zusammenhang ging es uns nicht darum zu verhandeln, dass ein spezielles Produkt an alle Sneaker Force-Händler unabhängig vom Tiering verkauft wird. Auf der anderen Seite hat die Partnerschaft mit der Sport 2000 aber auch keinen negativen Effekt auf den Produktzugriff, sondern jeder Store ist selbst dafür verantwortlich, wie er von seinen Lieferanten eingestuft wird.
Eine Verbundgruppe bietet aber auch die Möglichkeit, um gemeinsam als Sprachrohr der Händler mit der Industrie zu kommunizieren. Hat sich das denn schon ergeben?
Ja, das hat sich schnell ergeben, obwohl das gar nicht unsere primäre Intention war. Viele Dinge entwickeln sich ja anders, als sie zum Start geplant waren und sowohl Industrie als auch Handel merkten, dass man ein gut funktionierendes, strategisches Instrument geschaffen hat. Die Händler hatten vorher keinen Interessensvertreter und mussten jeden Kampf allein bestreiten. Und jetzt gibt es ein gemeinsames Sprachrohr, über das die Händler, wenn es denn Themen gibt, mit der Industrie kommunizieren können.