Erhoffte Erholung
Durch die abzusehende Aufhebung der Corona-Maßnahmen war zunächst die Hoffnung groß, im Jahr 2022 wieder das Niveau von 2019 zu erreichen. In den bis Ende Januar abgeschlossenen Planungen, die Fashionconsult gemeinsam mit den Unternehmen durchgeführt hatte, wurde noch von einer raschen Erholung auf das Vorkrisenniveau innerhalb der Mode- und Schuhbranche ausgegangen. Mit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine mussten viele Prognosen neu angestellt werden und sowohl über die Einnahmen- als auch über die Ausgabenseite völlig andere Annahmen angestellt werden. Daher sei es umso wichtiger gewesen, kurzfristig neue Prognosen aufzustellen, damit die Handelsunternehmen sinnvolle unternehmerische Entscheidungen treffen können, so Fashionconsult. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs werden sich allerdings anders auf den Handel auswirken als die Corona-Krise, so dass die Erfahrungen aus der Pandemie kaum übertragbar sind. Geschäfte werden nicht schließen werden, jedoch könnte die Kundschaft ausbleiben, erklärt Leo Faltmann: „In den vergangenen zwei Jahren wurde der Geschäftsbetrieb durch staatliche Hilfen aufrechterhalten. Was passiert, wenn im normalen Geschäfts- betrieb aber auf einmal eine ganz andere Situation herrscht als erwartet?“ Wenig überraschend ist der Einfluss der steigenden Energiepreise auf die Planungen für 2022. Für die Ausgaben durch Energiekosten wird im Vergleich zu 2019 eine Steigerung von 9,6% vorausgesagt. Die Personalkosten werden laut Prognose um 1,7% steigen. Die als sonstige Kosten aufgeschlüsselten Ausgaben sinken um 0,9%. Beim Brutto-Umsatz wird mit einem Minus von 5,3% gerechnet. Die erwartete Erholung und rasche Rückkehr auf das Niveau von 2019 wird also vermutlich nicht erreicht. Immerhin kann mit einem deutlichen Umsatzplus zu 2021 gerechnet werden: Dieses Jahr soll ein Plus von 10,5% bringen.
Der erwartete Einfluss des Kriegs lässt sich an der Differenz zur ursprünglichen Planung für das Jahr 2022 ablesen. Im Vergleich ist die Umsatzprognose um 12,3% gefallen, und auch die Ausgaben dürften sich stark verändern. Im Vergleich zum ursprünglichen Plan sinken die sonstigen Kosten – also alles außer Ausgaben für Energie und Personal – um 8,5%. Das deutet darauf hin, dass viele Unternehmerinnen und Unternehmer durch den Kriegsbeginn geplante Investitionen zurückgestellt haben und die wirtschaftliche Entwicklung lieber abwarten: „Viele versuchen, sparsam zu sein, und passen auf, weil das Anspringen des Geschäfts doch nicht sicher ist“, interpretiert Leo Faltmann. Überrascht habe die Unternehmensberater jedoch, wie stark sich die prognostizierten sonstigen Kosten von denen im Jahr 2021 unterscheiden.