Man wolle so die Kontinuität gewährleisten und sicherstellen, dass an den neuen Schuh- und Lederkollektionen gearbeitet werden könne, so Martin Wuttke. Die nächste Saison sei ein historischer Re-Mix aus Leidenschaft und Lebensfreue. Die Mode bewegt sich zwischen Heritage, Charme und subtiler Klassik. Nach der Sportivität lasse sich eine Verschiebung hin zu toughen Business-Looks und Klarheit beobachten. Ein fast schon wehrhafter „Historical glamour“ entstehe durch glitzernde Details. In den Kollektionen dreht sich vieles um historische Referenzen, teilweise gepaart mit Reduktion. „Opulent, formell und sachlich, aber definitiv frisch“, sagt Martin Wuttke. Er nennt Brokat und schimmernde Ornamente, daneben aber auch starke Statements in Vinyl, Lack und Leder. Dem gegenüber stehen sanfte, organische Oberflächen. Wiederverwertbare Materialien und neue nachhaltige Fasern werden auch weiterhin voranschreiten. Es ginge zukünftig um Entschleunigung, Emotion und hochwertige Produkte mit „Mehrwert“ anstatt nur Fashion. Mode solle einen inneren Wert haben.
Archiv der Epochen
Aus diesen soziokulturellen Entwicklungen definieren sich die drei Farbthemen für H/W 21/22: Narrative, Formative und Normative. Das Thema Narrative erinnert an zufällig zusammengestellte Flohmarkt-Pieces, mit Denim-, Fell- und Grungeelementen. Farblich treffen zwei Welten aufeinander: einerseits kühle, abgetönte Nuancen; andererseits warme Rot-, Gelb- und Orangetöne. Beide Welten werden durch Antikgold verbunden.
Das Thema Superlative spielt mit Überproportionen und Größe. Mantelkrägen im Maxi-Format, XXL-Shopper und extrem lange Stiefel sind typisch. Farbkomposition ist neben der Neu-Dimensionierung das Stilmittel Nummer Eins. Die Basis bildet ein Triumvirat aus Weiß, Schwarz und Betongrau. Utility-Nuancen ergänzen das neutrale Farbbild. Pink, Rot und Mazarin Blue signalisieren Stärke und Strahlkraft. Bei den Materialien heißt die Maxime Bewegung: Flechtungen, Fransen, Matt/Glanz-Kontraste und Prägungen setzen Akzente. Im Zentrum des Themas Normative stehen Klassiker wie Dufflecoat, Cape und Kostüm. Vielfalt gibt es bei Volumen und Saumlängen: von schmal bis ausgestellt und von Mini bis Maxi ist alles möglich. Bei den Farben spiegeln mattierte Braunnuancen den Retro-Charakter. Moderne hält über Türkis, grünes Curry und Rot/Rosa/Violett-Töne Einzug. Die Materialvielfalt mutet wie ein Raubzug durch die Archive der Epochen an: Tapeten und Tapisserie-Einflüsse sorgen neben Satin, Samt und Paisley für Dramatik. Fantasievolle Echsenprägungen punkten durch neue Farbigkeit, aber auch Lack und schillernde 3D-Effekte bleiben wichtig.