Die Geschichte des Schuhhaus Schämann liest sich wie viele in der Schuhbranche. Angefangen hat alles mit einer kleinen Werkstatt, in der Wilhelm Schämann, der Vater der heutigen Inhaberin, vor 72 Jahren mit Schuhreparaturen begann. Die Mutter machte nach ihrer Ausbildung zur Fußpflegerin im Familienunternehmen mit und erweiterte das Angebot um diesen Service. Im Stammhaus des kleinen Betriebes fand alles unter einem Dach statt: vorne wurde gearbeitet, hinten gewohnt. Zum Handwerk kam mit der Zeit der Handel dazu, erst eine kleine Auswahl Solidus-Modelle, dann Ganter, Berkemann und später auch Kinderschuhe. Das Unternehmen etablierte sich in der Stadt, und das strahlte auch auf die fünf Kinder der Schämanns aus, die alle branchennahe Berufe erlernten, vom Orthopädieschuhmacher bis zur Fußpflegerin, jedoch in anderen Unternehmen. Schroer entschied sich für eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau im elterlichen Betrieb. Eigentlich, sagt sie, habe sie Friseurin werden wollen. Aber schon ein Tag Probearbeiten in einem Friseursalon hatte ihr klar gemacht: „Das ist nichts für mich.“
Nach der Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau schloss sie die Abendschule als Handelsfachwirtin ab. „Und dann hat das Ganze seinen Lauf genommen“, blickt die Unternehmerin zurück. Gemeinsam mit ihrem Vater führte Christiane Schroer zunächst das Geschäft weiter, entdeckte das Kinderschuh-Segment als ihr Steckenpferd und suchte sich weitere Bereiche, in denen sie sich ausprobieren konnte. Ihr Vater sei, so glaubt sie, mit ihr „ein bisschen strenger“ umgegangen als mit anderen Mitarbeitern. Auf der anderen Seite ließ er ihr Freiraum, sich zu entwickeln. So durfte sie früh im Einkauf mitwirken und Erfahrungen sammeln. 2016 schließlich zog sich der Vater aus der Firma zurück. „Seitdem führe ich das Unternehmen eigenverantwortlich“, berichtet die heute 52-Jährige. So schwer dem Senior das Loslassen fiel, so kraftvoll drehte die Tochter das Unternehmen: „Ich wollte frischen Wind und einen jüngeren Auftritt“, sagt die Händlerin. Das Orthopädie- und Komfortschuh-Segment hatte ihrer Ansicht nach zu Unrecht den Stempel, altbacken zu sein. „Orthopädie wird immer gleich mit krank gleichgesetzt. Diese Denkweise wollte ich ändern“, berichtet Schroer. Sie modernisierte das Beratungskonzept und ließ die Kinderschuhabteilung umbauen. Neue Marken wie MBT mit ihrem besonderen Sohlenkonzept wurden neu ins Sortiment aufgenommen. Und der Podologie-Bereich wurde unter Wellness-Gesichtspunkten weiterentwickelt. Das alles geschah, ohne die Stammkundschaft zu verprellen: „Wir sind bekannt für ein bodenständiges, solides Orthopädie-Angebot. Das sollte auch so bleiben. Die Seniorin aus dem Ort sollte weiter mit ihren Sorgen zu uns kommen können, um das Geschäft dann schmerzfrei wieder zu verlassen. Wir wollten aber auch jüngere Kunden erreichen“, blickt die Händlerin zurück.