Glauben Sie an ein generelles Ende der sportiven Schuhmode – oder ist der Sneaker gekommen, um zu bleiben?
Er wird bleiben!!! Wenn wir früher die Kollektion auf zwei Säulen designt haben, sportiv und City, ist der Sneaker inzwischen die Dritte geworden.
Das Thema Nachhaltigkeit treibt auch unsere Branche um. Was unternimmt Ihr Unternehmen, um nachhaltig(er) zu werden?
Wir arbeiten schon seit 15 Jahren fast vollständig mit pflanzlich gegerbten Ledern, die ausschließlich bei der Nahrungsmittelproduktion anfallen. Seit drei Jahren setzen wir, wo möglich, auf recycelte Komponenten, zum Beispiel Brandsohlen, Verstärkungen, Laufsohlen, Schnürsenkel.
Wie stehen Sie zu dem Argument, dass das Nachhaltigste eigentlich wäre, den Modekonsum drastisch zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten?
An Reduzieren und bewussterem Konsum werden wir nicht vorbeikommen. Upcycling und Second Hand werden zu den Aufsteigern gehören. Verzichten wird hoffentlich noch nicht nötig sein. Ich wünsche mir aber, dass Fast Fashion das Zeitliche segnet, und wir unsere Kleidung wieder mehrere Jahre benutzen und nicht nur Wochen.
Wie beurteilen Sie den Vegan-Trend im Schuhbereich?
Vegan ist ein zweischneidiges Schwert. Leder aus der Nahrungsmittelproduktion, nachhaltig gegerbt und gefärbt, ist besser als vegane Materialien, die aus Erdöl oder aus mit Pestiziden verseuchter Baumwolle hergestellt werden. Wir experimentieren auch mit veganen Schuhe, haben aber festgestellt, dass die Preise sogar über denen der Lederschuhen liegen. Wenn man nicht trickst oder Greenwashing betreibt, kann das Thema schwer unter den Preisen von nachhaltigen Lederschuhen liegen. Es sollte aber die Zukunft sein, da wir bei den notwendigen Veränderungen für unser Klima in Zukunft auch weniger oder gar kein Fleisch essen sollten.
Inwieweit beeinträchtigen die aktuellen Verwerfungen in den internationalen Lieferketten Ihr Unternehmen?
Da unsere Produktion komplett in Europa stattfindet, müssen wir nur beim Materialsourcing aufpassen. Stoffe und Accessoires werden oft in Fernost hergestellt. Das größte Problem sehe ich bei den Spekulationen mit Rohmaterialien. Unsere Vorlieferanten haben Probleme, diese zu besorgen, und oft keine Ahnung, was sie für die nächste Lieferung zahlen müssen. Während bisher die Preise für mindestens sechs Monate fixiert werden konnten, bewegen wir uns jetzt bei oft nur drei Monaten. Das ist problematisch: Weil wir Schuhe im Oktober/November entwerfen und im April/Mai produzieren, können wir die Preise schlechter planen.
Welche Maßnahmen ergreifen Sie in diesem Zusammenhang?
Wir straffen die Rohmaterialien, um alles besser nachverfolgen zu können.
Wird es bei A.S.98 zu Preiserhöhungen kommen?
Wir bewegen uns bei +8 bis +15%. Durchlaufende Artikel bewegen sich am unteren Ende der Erhöhungen.
Wie bewerten Sie Zusammenarbeit mit dem stationären Handel: Wie haben sich Partnerschaften in der Pandemie entwickelt?
Hier schaue ich lieber in die Zukunft: Ohne starke Partnerschaften wird es sowohl für den stationären Handel als auch für die Industrie schwer. Ich bin nicht im Vertrieb tätig, aber wenn der stationäre Handel eine Chance gegen Onlineplayer haben will, dann sicher nicht, wenn er aus jeder Kollektion fünf oder sechs Positionen kauft. Der Kunde findet bei den Onlinern 50 bis 100 Positionen. Wo sucht er wohl zuerst nach seiner Lieblingsmarke?
Auf welchen Messen ist Ihre Kollektion zu sehen?
Die komplette Kollektion wird auf der Micam gezeigt, Ausschnitte auf der Shoes und anderen regionalen Messen in Europa. Pitti Uomo und Who’s Next haben schon im Januar stattgefunden – mit erheblich weniger Besuchern als in Pre-Coronazeiten, aber mit einer sehr guten Resonanz auf die neue Kollektion.