Erfolgsrezept Individualität
Exakt nach diesem Erfolgsrezept agiert auch der Tegernseer Schuhhandel. Das beginnt schon bei der Standortwahl. In Bad Wiessee, das als nicht ganz so feudal gilt wie der Retail- und Hospitality-Hot Spot Rottach-Egern, fühlt sich Harry Fritsch genau am richtigen Platz. „Wir Einzelhändler haben hier alle sehr gute Sortimente und bemühen uns intensiv um unsere Kunden“. Den Weg zum Schuhhaus Fritsch finden vor allem Touristen, aber auch Einheimische. Seit Corona habe sich die Gästestruktur geändert, auch verjüngt, beobachtet Fritsch, „es kommen nun viel mehr Kurzurlauber und auch jüngere Familien.“ Speziell wegen der individuellen Einlagen, allesamt Sonderanfertigungen in Schichtbauweise, kommt die Kundschaft auch von weither. „Damit läuft es sich viel besser als mit Standardeinlagen“,
sagt Fritsch. Sein Sortimentsmix mit guten Preislagen im Bequemschuh- sowie im Sport- und Wanderschuhbereich funktioniert „sehr, sehr gut“, ändern wird er daran wegen ein paar neuer Hotels
wohl kaum etwas.
Auch Andreas Klappenberger ist in seinen beiden Filialen namens Schad Schuhe in Rottach-Egern mit einem höchst individuellen Konzept erfolgreich. „Man darf eben nicht die Marken führen, die es überall gibt“; stattdessen setzt er seit Langem konsequent auf italienische Ware in den Schwerpunktpreislagen 150 bis 200 Euro, die nicht nur am Heimatstandort, sondern auch international gefragt ist: Schon seit 19 Jahren betreibt Cityschuh einen eigenen Webshop, inzwischen beträgt der Online-Anteil an die 40%, 2022 hat die Online-Sparte noch mal 20% zugelegt. Da neben Frankreich die USA und Australien die wichtigsten Auslandsmärkte sind, hat er eigens einen separaten Webshop auf Dollar-Basis aufgebaut. „Wir sind sehr froh über unsere frühzeitige Entscheidung für den Online-Shop“, sagt Klappenberger, „dadurch sind wir nicht so abhängig vom stationären Geschäft und der Saison“, die sich am Tegernsee in der Regel auf den Zeitraum April/Mai bis Oktober sowie Weihnachten/Silvester beschränkt. Denkt er an ein Trading-up, wenn die Fünf-Sterne-Liga an den Start geht? „Erst mal abwarten, was passiert“, sagt der Cityschuh-Chef, außerdem „führen wir ja auch jetzt schon Artikel für 500 oder maximal 700 Euro.“
Was für Andreas Klappenberger die Online-Schiene, ist für Monika Gmeinwieser, MG Schuhmode in Rottach-Egern, das lokale Publikum. „Gott sei Dank habe ich einen sehr hohen Prozentsatz einheimischer Kunden“, sagt sie. Auf diese Klientel, die durchaus preisbewusst ist und „das Normale sucht“, hat sie ihr Sortiment konsequent abgestimmt und ist damit „bisher sehr gut gefahren“. Zwar glaubt sie, dass die neuen Hotelprojekte sich auch auf ihr Geschäft positiv auswirken werden, „aber der Bezug zu den Einheimischen ist mir sehr wichtig, daher werde ich an meinen Preislagen nichts ändern“. Die liegen im Schwerpunkt bei 80 bis 150 Euro, „teurer darf ein Schuh bei mir aber nicht sein“. Schließlich seien „die Leute froh, dass man bei mir noch Bezahlbares kaufen kann“. Nicht nur auf erschwingliche, auch auf bequeme und sportliche Schuhe legen die Einheimischen Wert, daher sind Sneaker Monika Gmeinwiesers täglich’ Brot. Insbesondere jene von Ara oder Remonte, derzeit am liebsten in Weiß, treffen mit ihrem mit Best Fitting Fußbett und Preislagen von 79,95 bis 130 Euro bei ihrer Klientel voll ins Schwarze. „Da stimmt alles, auch der Preis“, sagt Monika Gmeinwieser.