Pünktlich zum Tag der Arbeit am ersten Mai meldet der Handelsverband Deutschland mit 3,1 Mio. Beschäftigten eine Rekordbeschäftigung im Einzelhandel. Dabei würde die Branche seit Jahren und entgegen allen Krisen immer weiter Beschäftigung aufbauen, heißt es von HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. „Wir haben aktuell den höchsten Beschäftigungsstand seit 20 Jahren erreicht. Das ist in diesem schwierigen Umfeld eine große Leistung.“ Dennoch stünden auch der Branche „enorme demografische Herausforderungen“ bevor, was nicht zuletzt daran liegt, dass zwei Berufe des Einzelhandels (Kaufleute im Einzelhandel und Verkäufer) mitunter zu den meistgewählten Ausbildungsberufen in Deutschland gehören. Rund zehn Prozent aller geschlossenen Ausbildungsverträge finden in diesen beiden Kernberufen statt; sie führen laut HDE mit 13% der angebotenen Ausbildungsstellen das Ranking der Bundesagentur für Arbeit an.
Derweil spitzt sich auch der Kampf um Arbeits- und Fachkräfte auch im Einzelhandel weiter zu. Anfang des Jahres hatten die Handelsunternehmen trotz Rekordbeschäftigung rund 50.000 offen Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet – einer aktuellen Studie zufolge liege die tatsächliche Zahl bei 120.000 offenen Stellen. „Der Arbeits- und Fachkräftemangel ist inzwischen einer der größten Bremsklötze für das Wirtschaftswachstum. Die Politik muss der zunehmenden Herausforderungen der Unternehmen bei der Stellenbesetzung fortan noch stärker in den Blick nehmen.“ Vor allem die gezielte Weiterbildung sowie ein modernes und unbürokratischeres Zuwanderungsrecht werden hier als wichtige Maßnahme genannt. Auch die Attraktivität und Aufstiegschancen besser zu kommunizieren sei eine wichtige Aufgabe.
Gleichzeitig fordert der HDE von der Politik einen modernen Arbeitszeitrahmen. Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Erwerbsbeteiligung von Frauen zu fördern, solle beispielsweise die Möglichkeit eines Wechsels von einer täglichen zu einer wöchentlichen Arbeitszeit möglich gemacht werden. Außerdem setzt sich der HDE für eine Reform des Steuerrechts ein, ebenfalls, um die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu erhöhen. Zusätzlich soll an allen allgemeinbildenden Schulen eine verlässliche Berufsorientierung stattfinden, die auch die Karrierechancen im Handle aufzeigen sollten.