Für Olaf Hohmann, Leiter Forschungsbereich Handelsgastronomie beim EHI, steht die Bedeutung von Gastro-Konzepten im Handel außer Frage. Allerdings: „Sie sind sehr stark abhängig vom Standort und den Zielgruppen, die erreicht werden sollen. Ein Mode- und Schuheinzelhändler muss sich im Klaren sein, welche Ziele er verfolgt. Wie kann ich mich vom Wettbewerber abgrenzen? Wie kann ich ein attraktives Angebot auf die Flächen bringen? Und mit welchen Angeboten kann ich mir gegenüber dem Onlinehandel einen Vorteil verschaffen? Die Gründe für ein Gastronomieangebot können vielfältig sein: Frequenzsteigerung, Verweildauer erhöhen, Kundenbindung und -gewinnung, Wohlfühlatmosphäre, um einige zu nennen.“ Auf großen Flächen ließen sich professionelle Gastro-Konzepte naturgemäß besser realisieren: „Engelhorn in Mannheim, Hentschel in Darmstadt, Breuninger mit Sansibar, L + T in Osnabrück oder auch Galeria in Düsseldorf – das sind fantastische Locations, teilweise mit Dachterrasse, aber auch eine hohe Investition für den Einzelhandel.“ Und spätestens seit Corona auch kein Selbstläufer mehr. „In den Jahren 2020 und 2021 gab es coronabedingt Einbußen von 30 bis 55% gegenüber 2019. Das war für viele Händler sehr frustrierend“, sagt Hohmann. „Jeder Einzelhändler, der sich zu einem Gastrokonzept entschließt, muss sich über die Kostensituation vor allem im Bereich Personal und Wareneinsatz im Klaren sein.“ Ein Beispiel für Gastro-Konzepte auf kleineren Flächen ist aus Sicht des Experten das hochwertigere H&M-Konzept Arket. „Arket hebt sich mit speziellen Food-Angeboten von den Mitbewerbern ab. Der Einzelhandel hat generell gute Chancen, wenn er etwas anzubieten hat, was die Kunden und Kundinnen woanders nicht bekommen.“ Grundsätzlich empfiehlt Hohmann: „Man kann eine Kaffeemaschine auf die Fläche stellen, sollte dann aber auch einen besonderen Kaffee nehmen. Es geht darum, Besonderheiten zu bieten wie eine spezielle Kaffeemischung, um aus der Vergleichbarkeit herauszukommen. Das Gastronomiekonzept muss zur DNA des Geschäfts passen. Vor allem sollte es individuell sein und nicht auf Mainstream ausgerichtet.“ Beispielsweise könne sich der Einzelhandel mit der lokalen Gastronomie oder Bäcker zusammentun, und täglich eine bestimmte Sorte Gebäck oder andere Produkte produzieren lassen, die es nur bei ihm gibt. „Wichtig ist es, aus der Vergleichbarkeit herauszukommen.“