Rexor-Geschäftsführer Niek Jansen (Foto: Rexor)
Niek Jansen, Geschäftsführer der Rexor, blickt sorgenvoll auf die kommenden Wochen und Monate. „Die Unsicherheit für jeden, privat und geschäftlich, nimmt aktuell in den Niederlanden stark zu. Die große Frage ist, wie die Verbraucher auf die neuen Maßnahmen reagieren werden. Die Geschäfte können geöffnet bleiben, das ist positiv. Aber solange die Konsumenten Angst haben, in die Einkaufsstraßen vor allem der großen Städte zu gehen, wird es der Handel dort schwer haben. In den Kleinstädten haben es die Händler dagegen bislang geschafft, die Umsatzverluste mit viel Kreativität auf 10 bis 25% zu begrenzen. Unter normalen Umständen sind das schreckliche Zahlen, aber so ist die Lage aktuell nun mal.“
Auch Tom van Geemen sieht die klare Tendenz der Verbraucher, größere Städte zu meiden: „Die Händler in kleinen Orten haben manches besser hinbekommen. Kunden wollen derzeit nicht in große Städte. Sie gehen lieber zum Händler nebenan, auch, weil sie ihn unterstützen wollen.“ In der Folge verzeichnet der Händler stationär einen Umsatzrückgang um 50%. „Vielleicht schaffen wir es an einigen Standorten auf -30%. Zwar wachse der E-Commerce. „Aber leider fängt er den Rückgang im Umsatz nicht vollständig auf.“ Das bestätigt Niek Jansen: „Der Onlinehandel in den Niederlanden kann zwar wachsen, ohne aber riesige Steigerungen zu erzielen.“
Auch Shopping-Center sind derzeit ein Problem für stationäre Händler in den Niederlanden: „Wir haben ein Kiosk-Modell entwickelt, das heißt, es gibt eine Art Showroom in einem Einkaufscenter, wo man sich eine Auswahl Schuhe ansehen und sie anprobieren kann“, berichtet van Geemen. „Der gewünschte Schuh kann dann in einer Variante der Wahl bestellt werden und wir schicken ihn direkt zum Kunden. Eigentlich ein guter Ansatz. Aber viele Kunden meiden Shoppingcenter derzeit, weil sie sich dort unsicher fühlen.“
Große Vorsicht bei den Verbrauchern
Ganz allgemein sei eine große Vorsicht bei den Kunden spürbar: „Die Verbraucher in den Niederlanden sparen. Sie machen keinen Urlaub, essen gehen können sie jetzt auch nicht. Autofahren ist auch weniger erforderlich. Und das Geld wird auf die hohe Kante gelegt, weil man nicht weiß, was noch kommt.“ Niek Jansen bestätigt: „In der Krise leidet eben die Lust der Konsumenten auf Mode generell.“
Für den stationären Schuhhandel ist derzeit wichtig, die nächsten Monate zu überstehen. Tom van Geemen wünscht sich mehr Rückhalt durch die Regierung: „Wir haben eine Unterstützung im Lohnkosten-Bereich bekommen. Aber unsere Fixkosten laufen weiter und viele Vermieter sind nicht bereit, uns entgegenzukommen. Hier wünschen sich die Händler Hilfsmaßnahmen der Regierung.“ Für den Unternehmer bleiben viele Unwägbarkeiten. Am meisten sorge ihn, dass man derzeit nicht richtig planen könne. „Wie wird es sein, wenn Corona vorbei ist? Werden die Verbraucher zu dem Verhalten zurückkehren, das sie vor der Krise hatten? Wird man wieder in die Innenstädte gehen und werden wir unseren Umsatz vor Corona wieder erreichen? Vieles ist zurzeit völlig unklar.“