„Die Beschäftigten legen seit Beginn der Corona-Pandemie Höchstleistungen an den Tag, oft ohne hinreichenden Schutz“, sagt Orhan Akman, Verdi-Bundesfachgruppenleiter für den Einzel- und Versandhandel. Diese enorme zusätzliche Belastung zahle sich für sie aber nicht im Geldbeutel aus. „Während Amazon-Chef Jeff Bezos Milliarden verdient, hat der Konzern die Zulage von zwei Euro pro Stunde, die den Beschäftigten im März gewährt wurde, Ende Mai wieder abgeschafft“, kritisiert der Gewerkschafter. Amazon könne sich höhere Gehaltssteigerungen durchaus leisten: „Von den wirtschaftlichen Problemen, mit denen sich Ketten des stationären Einzelhandels durch Lockdown und andere Corona-Beschränkungen konfrontiert sehen, ist Amazon weit entfernt.“
Die zwischenzeitlich gezahlte Corona-Zulage sollte daher „in einem ersten Schritt in eine dauerhafte tariflich abgesicherte Gehaltserhöhung für alle umgewandelt werden. Denn die Beschäftigten erwirtschaften durch Höchstleistung den Gewinn des Unternehmens“, so Akman. Zwar habe der Konzern den Beschäftigten im September eine Gehaltserhöhung von 1,8% gewährt und sich damit einmal mehr an den tarifvertraglich im Einzelhandel vereinbarten Einkommenssteigerungen orientiert. „Allerdings klafft nach wie vor eine Lücke bei Sonderzahlungen wie dem Weihnachts- und Urlaubsgeld“, so Akman. „Zum Abschluss eines Tarifvertrags gibt es auch deshalb keine Alternative, zumal Amazon nun auch Mitglied im Handelsverband Deutschland ist.“ Grundsätzlich halte Verdi an einer Allgemeinverbindlichkeit von Tariflöhnen fest. Sollten die Arbeitgeber weiter blockieren, müsse das Gesetz so geändert werden, dass einseitige Blockaden auf dem Rücken der Beschäftigten nicht länger möglich sind. „Die Schnäppchenjagd muss beim Gehalt aufhören“, so Akman.