„Vielleicht sind die ganz harten Jahre für den stationären Handel schon vorbei“
Interview mit Martin Schneider, GMS
- 12.01.2023
- Petra Steinke
- 6 Minuten
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Blicken wir zurück: Wie ist das Jahr 2022 für die GMS-Händler gelaufen?
Wir sind sehr froh, dass wir die Verbundgruppe der Spezialisten sind. Unsere vielzähligen spezialisierten Fachhändler, die wir in den Segmenten Komfort, Orthopädie, Kinderschuhe und Fashion haben, konnten sich durchaus positiv behaupten. Wir haben während Corona keinen einzigen Fachhändler aufgrund wirtschaftlicher Themen verloren. Das finden wir bemerkenswert. Unsere Fachhändler haben sich mit großem Enthusiasmus und unglaublichen Aufwand gegen die Krise gestemmt. Wir haben große Anstrengungen unternommen, um zu unterstützen. Unter anderem haben wir rund um das Thema „Corona“ mehr als 35 Newsletter verschickt und unseren Händlern ganz konkrete Handlungsempfehlungen gegeben. Das fing damit an, dass wir Händler ermutigt haben, mit ihren Vermietern zu sprechen, und es reichte bis zur Hilfe bei der Beantragung von Überbrückungshilfen. Wir haben die Förderprogramme der KfW empfohlen und geraten, Liquidität zu schaffen. Einige unserer Kunden haben Angebote wie die KfW-Schnellkredite genutzt, die sehr hilfreich waren. Wir haben mit unserem Kooperationspartner, der Cronbank, gute Erfahrungen gemacht und unseren Kunden helfen können, ihre Liquidität zu bewahren.
Das Jahr 2022 hat sehr gut begonnen. Man hatte das Gefühl, das Schlimmste der Corona-Pandemie sei überstanden und konnte die positive Aufbruchstimmung bei den Händlern fühlen. Und dann kam der schlimme Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen auf die Energiekosten. Die Folgen spüren wir weiterhin massiv – allerdings betrifft dies eher die Innenstädte und die Filialisten, weniger die Fachhändler in Mittelzentren, Stadtrandlagen oder peripheren Gebieten. Dort waren und sind viele Kunden froh, wenn sie Beratung und ein gutes Einkaufserlebnis geboten bekommen. Innenstadtlagen bleiben weiterhin schwierig. Viele meiden den Weg in die City. Sie wollen nicht in überfüllten Bahnen sitzen. Wenn dann noch, wie jüngst in der Kölner Innenstadt, die Autos fast ausgesperrt werden, wandert die zahlungskräftige Kundschaft in benachbarte Regionen ab.
Wir sind insgesamt positiv gestimmt, weil unsere Händler die Ärmel hochgekrempelt und sich angestrengt haben und weil sie kreativ waren. Damit konnten sie sich übers Jahr positiv behaupten und darauf kann jeder Händler auch stolz sein.
Die Umsätze im Handel liegen per Ende 2022 zwischen 8 und 15% unter denen von 2019. Wie sieht es bei GMS aus?
Schauen wir auf den Gesamtregulierungsumsatz, liegen auch wir um 10 bis 15% unter 2019. Aber: Wir sind spürbar stärker als 2021 und erst recht als 2020. Die Entwicklung ist gut. Natürlich wurde erst einmal optimistisch geordert und die Abverkäufe halten der Erwartung nicht ganz stand. Insgesamt sehen wir aber eine positive Entwicklung. Insofern bin ich ganz guter Dinge, dass wir auch 2023 ordentlich starten werden.
Wobei der Ausblick auf 2023 von großen Sorgen begleitet ist….
Ich würde das nicht vereinheitlichen. Man muss sehen, dass der Onlinehandel und die filialisierten Betriebe deutlich stärker betroffen sind als die spezialisierten Fachhändler. Letztere sind stabiler als befürchtet. Und sie werden sich auch 2023 ordentlich behaupten. Natürlich: Wenn Sie ein beliebiges, vergleichbares Angebot haben und sich durch ihre Beratungsqualität nicht differenzieren können, wird es schwierig. Wenn Sie aber eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, Ihre Stammkundschaft hegen und pflegen, wenn Sie die Ärmel hochkrempeln und sich für Ihr Schuhhaus einsetzen, dann bin ich der festen Überzeugung, dass es nicht so schlimm kommen wird wie vielleicht befürchtet.
Das Glas ist also halbvoll?
Ja, das muss man anhand der Fakten so feststellen. Das heißt aber nicht, dass wir blauäugig in die Zukunft schauen. Die Preisentwicklung im Energiebereich beschäftigt uns alle. Der derzeit durchaus fürsorgliche Staat hat aber auch diverse Konzepte und Ideen, um die Preisanstiege zu mildern. Wenn das bei den Konsumenten ankommt, wird sich die eine oder andere Befürchtung zumindest ein Stück weit abschwächen. Dann wird auch wieder Geld da sein, um sich etwas leisten zu können. Die Menschen sind auf der Suche nach einem Einkaufserlebnis, sie wollen sich etwas gönnen. Das kommt dem spezialisierten Fachhandel zu gute. Im Internet bekommen sie fast alles – auch zu guten Preisen. Aber das Angebot ist beliebig und die Kunden haben kein gutes Einkaufserlebnis. Darum suchen gerade jetzt viele Kunden den spezialisierten Fachhandel auf. Sie wünschen sich Beratung, vielleicht sogar die persönliche Begrüßung und schätzen auch die persönliche Note der individuellen Geschäfte. Das könnte also den kleinen Händlern Vorteile verschaffen.
Die Menschen sind auf der Suche nach einem Einkaufserlebnis, sie wollen sich etwas gönnen.
Martin Schneider|COO GMS Verbund
Diese haben aber auch viele Kunden, die keine Angst vor steigenden Nebenkosten haben…
Das stimmt, deshalb werden aus meiner Sicht Fachmärkte besonders betroffen sein. Man sieht das an den Unternehmen, die in Schwierigkeiten sind, und man hört von vielen Firmen im niedrigen Preisbereich, die aufgeben.
Bieten Sie für Händler eine Energieberatung an?
Ein ganz wesentlicher Kern unserer Dienstleistung ist die Beratung unserer Kunden. Unser Ziel ist es, dort zu beraten, wo Hilfe erforderlich ist. Das ist selten bei der Ware der Fall. Unsere Fachhändler wissen ganz genau, was ihre Kunden nachfragen und welche Produkte sie anbieten müssen. Daher bieten wir beispielsweise umfassende betriebswirtschaftliche Beratung an. Im Energiesektor ist der Markt allerdings derzeit sehr stark in Bewegung und viele juristische Rahmendaten stehen noch gar nicht fest. Niemand kann sagen, wie sich die Preisentwicklung bei den einzelnen Anbietern darstellen wird. Fast alle Stadtwerke kaufen derzeit zu relativ hohen Preisen zu. Wir beschäftigen uns mit dem Thema, eine konkrete Aussage können wir momentan nicht dazu treffen.
Inwieweit ist das Thema Generationswechsel bei den der GMS angeschlossenen Händlern ein Problem?
Das Thema Nachfolge ist für Unternehmen aller Größenordnungen relevant, ob großes Industrieunternehmen oder Einzelhandelsgeschäft. Wir haben einen nennenswerten Anteil an Händlern, die in den nächsten fünf Jahren eine Nachfolgereglung suchen. Daher haben wir eine Nachfolgeberatung entwickelt. Kommt man mit den Unternehmern ins Gespräch, stellt man fest, dass die sich ergebenden Fragestellungen umfassender und vielfältiger sind, als man zunächst annimmt. Das beginnt damit, dass ein Händler sich erst einmal bewusst machen muss, was er sich aus der Nachfolge verspricht: möchte er das Geschäft, welches sich in seiner eigenen Immobilie befindet weiter an einen Schuhhändler vermieten, sodass sein Lebenswerk fortgeführt wird? Oder möchte er das Unternehmen komplett verkaufen? Die Ausgangssituation kann also sehr unterschiedlich sein. Einige sind darauf angewiesen, weiterhin regelmäßige Zahlungen zu erhalten. Andere sind gut aufgestellt und wünschen sich lediglich, dass der Einzelhandel im Ort erhalten bleibt. Wir analysieren also zunächst die Situation und erarbeiten dann Konzepte. Das umfasst auch Planungen mit dem neuen Inhaber, um gemeinsam eine Finanzierung auf die Beine zu stellen. Das haben wir in diesem Jahr gleich mehrfach gemacht. In einigen ländlichen Gegenden kann es auch schwierig sein, Nachfolger zu finden, beispielsweise wenn ein Händler alleine im Geschäft steht und keine Angestellten hat, die als potentielle Nachfolger in Frage kommen.
Anders sieht es im orthopädischen Bereich aus, auch, weil die Margen dort vergleichsweise höher sind. Wir haben in der Regel gesunde Unternehmen mit einer ordentlichen Rendite, und es sind nicht genug Orthopädieschuhmeister im Markt. Die jüngere Generation hat oft andere Vorstellungen von sich als Unternehmer. Da ist es an uns, diese zu überzeugen, dass Selbstständigkeit auch eine große Freiheit und eine unternehmerische Chance bedeutet. Es gibt eine ganze Reihe Händler, die über 60 Jahre alt sind. Und es werden noch etliche vom Markt verschwinden, weil kein Nachfolger da ist. Wir sind sehr bemüht, dort zu unterstützen. Wir können nicht jedes Nachfolgeproblem lösen, aber da, wo es eine sinnhafte Chance gibt, helfen wir erfolgreich.
Zu Ihrem Portfolio gehören auch Orthopädieschuhmacher. Inwieweit unterscheidet sich die Rendite im Schuhhandel und im Orthopädiebereich?
Im modischeren kleineren Schuhhandel pendelt die Umsatzrendite um einen Wert von 10%. Das sind häufig Geschäfte mit niedrigerer Miete im ländlichen Bereich, bei hohen Mieten und Personalkosten sind die Umsatzrenditen sogar noch niedriger. Die OSTler liegen spürbar darüber, bei 15 bis 25%. Dazu kommen Aspekte wie die eigene Immobilie, die eine zusätzliche Flexibilität bedeutet.
Mit Blick auf den Generationswechsel ist von Händlern zu hören, dass ihre Kinder oft das Familienunternehmen nicht übernehmen wollen…
Bei den OSTlern haben wir sehr häufig Nachfolger im Familienkreis. Aber bei der typischen modischen Schuhboutique, bei der am Ende des Jahres vielleicht nicht so viel übrig bleibt, ist es schwierig, die eigenen Kinder zu überzeugen, die Nachfolge anzutreten. Auch hier gibt es aber Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Es gibt echte Vorzeigebetriebe, und wir finden erfolgreiche Nachfolgerinnen und Nachfolger, wenn diese eine Affinität zu Schuhen und Mode haben. Anfang des Jahres haben wir Frau Kronschnabl in Süddeutschland als neue Kundin gewonnen. Sie hat das Geschäft von ihrer Mutter übernommen und führt es jetzt weiter. Sie ist in einer kleinen Stadt der regionale Versorger. Sie identifiziert sich vollkommen mit ihrem Unternehmen und steht selber täglich auf der Fläche. Das funktioniert, und auf diese Art und Weise kann auch Geld verdient werden.
Zu Ihrem Angebot gehören auch Konzepte wie Boys & Girls und Gesunde Schuhe. Wie entwickeln sich diese?
In unserer Verbundgruppe wählen sich unsere Kunden aus, welche Dienstleistung sie nutzen möchten. Alles ist möglich, nichts ist Zwang. Mit unseren Vermarktungskonzepten möchten wir unseren Händlern Arbeit abnehmen. Für beide Vermarktungskonzepte bieten wir von der Visitenkarte bis zu allen erdenklichen Werbemitteln alles an, was man als Händler benötigt. Damit können beispielsweise Quereinsteiger mit minimalem Aufwand ein perfektes Geschäft gründen. Wenn der Unternehmer sein Geschäft lieber mit einem individuellen Namen und Auftritt haben möchte, ist das selbstverständlich ebenfalls möglich. Wir möchten gerade keinen uniformen Handel haben, sondern individuelle Geschäfte fördern. Boys & Girls hat einen positiven Wiedererkennungseffekt, ist aber in den einzelnen Standorten – ganz bewusst – sehr heterogen. Jeder einzelne Händler tritt mit einer
eigenen Handschrift auf. Es gibt keinerlei Zwang, unser Konzept zu nutzen. Viele sind aber froh, weil wir ihnen eine Menge Arbeit abnehmen können.
Sie bieten keine Messen oder Orderveranstaltungen an. Warum nicht?
Lassen Sie mich allgemein ein Wort zum Thema Messen sagen. Ich habe einige besucht, seit ich bei GMS bin. Die Resonanz ist bedauerlicherweise in den letzten Jahren zurückgegangen. Ich finde es toll, wenn sich Lieferanten präsentieren, die Händler das annehmen und sich informieren. Wir befürworten, dass die Händler neue Impulse mitnehmen und den Konsumenten neue Produkte und Ideen präsentieren. Wir sehen eher den Trend, dass Händler zu den regionalen Ordercentern fahren und sich dort informieren. Die Resonanz an den Ordertagen ist da. Wir empfehlen den Lieferanten auch immer wieder: Fahrt zu den Kunden ins Geschäft! Die freuen sich, wenn Hersteller Kundenpflege betreiben. Nach unserer Erfahrung werden die großen Ordermessen von den meisten Kunden gar nicht gewünscht. Es gibt Ausnahmen, aber insgesamt nehmen sie an Bedeutung ab. Wir sehen als GMS, dass unsere Kunden im Bereich Ware sehr gut aufgestellt sind, so dass der Mehrwert einer zusätzlichen großen Messe überschaubar wäre.
Regelmäßig treffen sich junge Unternehmer aus dem Kreis der GMS-Händler zum Erfahrungsaustausch. (Foto: GMS)
Es gibt auch keine GMS-Generalversammlung, zu der alle Kunden eingeladen sind. Wo und wie treffen Sie Ihre Händlerinnen und Händler?
Wir betreuen jeden Kunden individuell. Alle Vertriebler in unserem Haus sind drei bis vier Tage in der Woche in Deutschland unterwegs und fahren von Kunde zu Kunde. So bleiben wir permanent im Austausch mit unseren Kunden, um Markttrends zu besprechen, Neuigkeiten auszutauschen und um Unterstützung und Beratung anzubieten. Bei uns sind die Kunden keine Nummern. Wir wissen, wie ihre Geschäfte aussehen, welche Marken sie führen, in welcher Lage sich das Geschäft befindet und was sie bewegt. Man kann vieles per
Videokonferenz regeln. Aber die persönliche Begegnung ist unersetzlich.
Darüber hinaus organisieren wir seit Jahren regelmäßig Fachgruppensitzungen, bei denen wir im kleinen Kreis zusammensitzen und offen diskutieren können. Der Austausch dort ist viel intensiver und persönlicher als in Generalversammlungen. Die behandelten Themen sind dabei sehr vielfältig. Von Betriebswirtschaft über Mitarbeiterführung bis zu Warenthemen reicht das Spektrum. Jeder Teilnehmer kann seine eigenen Wunschthemen mitbringen. Die Veranstaltungen sollen kein Selbstzweck sein, sondern den Händlern im Tagesgeschäft weiterhelfen. Aus den Fachgruppensitzungen ergeben sich häufig ganz neue Ideen. Wir bauen z.B. gerade ein Kompetenzcenter Barfußschuhe auf, weil wir glauben, dass dies nicht nur ein vorübergehender Trend ist. Im Februar finden auch wieder Juniorentagungen statt, eine in Hamburg und eine in München. Da erleben wir eine große Resonanz. Es ist enorm wichtig, eine Plattform für junge Unternehmer zu haben. Ihnen geht es darum, Erfahrungen auszutauschen und aktuelle Themen zu diskutieren. Die Junioren sind unsere Zukunft und haben bei uns einen extrem hohen Stellenwert. Wir sind davon überzeugt, dass die individuellen, kleinen Treffen einen sehr hohen Mehrwert für alle Teilnehmer mit sich bringen.
Die Industrie baut ihr D2C-Angebot aus. Wie positioniert sich GMS dazu?
Die Entwicklung wird sich nicht aufhalten lassen. Es gibt die Beispiele von Nike und Adidas, die den Fachhandel schwächen, der sie über Jahrzehnte groß gemacht hat. Diese Marken sind überzeugt, dass sie ohne den Fachhandel leben können. Ob das wirklich so ist, wird sich zeigen. Denn von der Mehrheit der Konsumenten wird die Beratung im Fachhandel sehr geschätzt. Man sollte sich als Händler überlegen, ob man sich auf Lieferanten konzentriert, die fachhandelstreu sind und D2C nicht forcieren. Auch hier gilt: Der spezialisierte Fachhandel mit Beratungsqualität wird sich durchsetzen. Die Industrie tut gut daran, die Händler zu hegen und zu pflegen, denn diese präsentieren die Marken und sind das Sprachrohr zum Kunden. Ich glaube nicht, dass viele Marken dem Weg von Nike und Adidas erfolgreich folgen werden. Meiner Meinung nach ist D2C auch nicht das Ende der Händler. Es gibt genug Lieferanten, die den Handel sehr unterstützen. Es liegt an den Händlern, was sie gern anbieten möchten. Wer sich spezialisiert, wer gut berät und ein Einkaufserlebnis schafft, wer also Kunden im besten Sinne für sich gewinnt, wird erfolgreich sein.
Auch GMS-Händler waren von den Kündigungen des Schuhherstellers Birkenstock betroffen…
Das stimmt. Mir ist sogar ein Händler bekannt, der nahezu ausschließlich Birkenstock verkauft hat und seine Kündigung per Standardschreiben erhalten hat – und das nach vielen Jahren der erfolgreichen Zusammenarbeit. Das ist keine Partnerschaft, das ist unwürdig. So kann man mit seinen Partnern nicht umgehen. Wir haben aber viele Händler, die auf vergleichbare Produkte anderer Marken umgeschwenkt sind.
Eine Herausforderung für viele Händler sind die hohen Personalkosten – und zugleich die Personalknappheit. Was raten Sie?
Das Personalmarketing spielt eine wichtige Rolle, weil der Wettbewerb stark ist. Ein Händler muss gut bezahlen, um gute Leute zu bekommen. Wir stellen vermehrt fest, dass sich Unternehmen auf Social Media präsentieren, und zwar nicht nur in Richtung Kunden, sondern auch in Richtung potenzieller Mitarbeiter. Auch hier ist es so, dass der Fachhandel, der sich spezialisiert hat, über eine gewisse Anziehungskraft verfügt. Er verdient in der Regel mehr und ist dadurch in der Lage, bessere Gehälter zu zahlen. Auch hier sehen wir uns gut aufgestellt mit unseren inhabergeführten Händlern, während die Knappheit in Metropolen und Ballungsgebieten sehr ausgeprägt ist. Der Wohlfühlfaktor ist in den individuellen Geschäften ohnehin hoch, was ebenfalls ein Vorteil ist.
Wir bieten seit Jahr und Tag die GMS-Akademie mit Schulungen verschiedenster Couleur, vom Verkaufstraining bis hin zu Fachthemen wie Orthopädie oder Mitarbeiterführung. Diese Schulungen funktionieren immer und überall und lassen sich aufgrund ihres modularen Aufbaus jederzeit nutzen. Auch Schulungen sind ein Instrument, um Mitarbeiter zu finden und zu binden.
Hand aufs Herz: Ist Ihnen trotz aller Herausforderungen nicht bange um den Schuhhandel?
Ich bin ein positiv denkender Mensch. Vielleicht sind die ganz, ganz harten Jahre für den stationären Handel schon vorbei. Wir haben in den zurückliegenden Jahren eine Bereinigung und ein Schrumpfen erlebt, Umsatzanteile haben sich in den Online-Markt verschoben. Die jüngsten Zahlen zeigen, dass dieser nach vielen Jahren des Wachstums nun zum Stillstand gekommen ist oder sogar schrumpft. Wenn sich die Zahl der verkauften Schuhe nicht nennenswert ändert, wird der Fachhandel folglich wieder profitieren. Und Hand aufs Herz – ein Stadtbummel, ohne sich ein schönes Paar Schuhe kaufen zu können wäre doch sehr traurig!