Diese Einschätzung teilt auch Matthias Wanner, Mitglied der Geschäftsleitung bei Lowa. „Die Nachfrage nach Outdoor-Schuhen wird sich vermutlich auch in 2022 leicht erhöhen. Aber das gilt nicht generell, je nach Schuhtyp eben mehr oder weniger“, lautet seine Einschätzung. Ganz ähnlich sieht es Dieter Klingenberg, Sales & Business Development Director Germany (DACH) bei Keen. „Der Wunsch, sich draußen aufzuhalten bzw. aktiv zu betätigen , bleibt ganz sicher bestehen. Die Pandemie und ihre Nachwirkungen werden uns noch sehr lange beschäftigen.“
Unabhängig von der aktuellen Umsatzentwicklung ist die Branche laut Mark Held gefordert, „all die neuen Outdoor-Begeisterten darin zu schulen, wie man auf die Umwelt achtet und wie man sich richtig und sicher für seine Ausflüge und Aktivitäten ausrüstet.“ In der jüngeren Vergangenheit habe die Corona-Krise vieles überlagert. Das betreffe auch das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Dabei sei langfristig die Klimakrise die deutlich größere Herausforderung, ist Held überzeugt. Die EOG unterstütze daher den Dekarbonisierungsprozess der Branche und führe zudem eine Kampagne mit der European Outdoor Conservation Association (EOCA) durch, um Geld für Klimaschutz-Projekte zu sammeln. Mark Held: „Die Klimasituation wird wirklich kritisch. Wir können also nicht herumsitzen und selbstgefällig über Umsatzsteigerungen jubeln, wenn es eine längerfristige existenzielle Bedrohung für unsere gesamte Umwelt gibt.“
„Kunden suchen Qualität“
Zu den besonders beliebten Wanderregionen in Deutschland gehört das Sauerland. Im kleinen Ort Bredelaer betreibt Marcel Borghoff gemeinsam mit seiner Ehefrau Mona ein Schuhgeschäft mit angeschlossener Orthopädie. Im Zuge eines umfassenden Umbaus haben die Borghoffs vor Kurzem die Outdoorschuh-Abteilung deutlich ausgebaut. Und die aktuelle Nachfrage gibt ihnen Recht. „Die Nachfrage hat sich gegenüber 2020 nochmals gesteigert“, berichtet Marcel Borghoff. Der Händler erwartet, dass diese Tendenz „auf hohem Niveau noch mindestens zwei Jahre anhalten wird“. Dieter Klingenberg sieht den Outdoor-Boom als große Chance für den Schuhfachhandel. „Die Pandemie, so schmerzhaft sie sowohl für die Industrie als auch für den Handel ist, hat dazu geführt, dass eine Kategorie jetzt im Fokus steht, die vorher eher speziell war.“
Natürlich würden im Schuhfachhandel nicht die Performance-Modelle gesucht, aber es gebe genügend und sehr kreative Ansätze für Outdoor-inspirierte Modelle, die den Urban Outdoor bzw. Outdoor Lifestyle-Gedanken aufgreifen würden. „Entscheidend für den Fachhandel wird dabei wird sein, bei der Auswahl der Fabrikate auf Authentizität zu achten. Das gilt im Übrigen nicht nur für das Segment Outdoor“, so Klingenberg.
„Die Kunden suchen neue Schuhe mit ordentlicher Qualität“, sagt Marcel Borghoff. Vor diesem Hintergrund habe er das Sortiment kürzlich mit zwei weiteren Outdoor-Marken ausgebaut. „Wir benötigten schnell Schuhe und wollen unseren Kunden andere Designs präsentieren.“ Grundsätzlich gehe es ihm uns seiner Frau jedoch nicht in erster Linie um die Markenvielfalt. „Dafür gibt es das Internet. Wir müssen mit dem Faktor Mensch mit seinen vielen wertvollen Eigenschaften bei unseren Kunden punkten. Wenn wir dann noch mit einem passenden Ladenbau noch mehr Urlaubsstimmung hervorrufen können, ist nicht nur der Kunde glücklich.“ Damit erfüllen die Borghoffs bereits einen Wunsch von EOG-Präsident Mark Held: „Ich hoffe, dass sich der stationäre Einzelhandel in Richtung Erlebnisorientierung entwickelt und sich nicht nur auf den Preis konzentriert.“
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