LR: Herr Borrey, Herr Schmidinger, warum hat Samsonite Stores in München und Berlin eröffnet?
Arne Borrey: Wir wollen dort vertreten sein, wo sich die Kunden aufhalten in der Stadt. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern in ganz Europa. Wir haben seit Anfang des Jahres daher auch Geschäfte in weiteren Metropolen, u.a. in Paris, London, Barcelona, Oslo und Moskau, eröffnet. Mit den Shops möchten wir sicherstellen, dass die Kunden Samsonite sehen und finden.
Dirk Schmidinger: Vor allem auch als Servicestationen sind die Shops sensationell. Wir können kleinere Reparaturen durchführen oder den Kunden einen Leihkoffer mitgeben.
LR: Welche Schwerpunkte setzen Sie im Sortiment?
Borrey: Der neue Shop in München spiegelt unsere Strategie bestens wider. Er zeigt, wie sich die Marke Samsonite in den letzten Jahren aufgestellt hat. Mit dem Bereich ,Travel‘ erzielen wir etwa die Hälfte des Umsatzes, ,Business/Casual‘ stehen für rund 30 Prozent und ,Women‘ für 20 Prozent. In München haben wir dieses Ziel in den ersten Wochen nach der Eröffnung bereits erreicht.
Schmidinger: In Italien oder Spanien funktioniert dieses Konzept schon längst. Aber auch in München kommen die Kundinnen in das Geschäft rein und sehen die Taschen, weil sie prominent platziert sind. Die Damentaschen werden daher einfach mitverkauft. Viele Frauen wissen gar nicht, dass es modische und gleichzeitig funktionelle Taschen für das Business gibt. Wir haben außerdem Topverkäuferinnen mit einem modischen Hintergrund, die richtig gut beraten.
Borrey: Das Publikum in München ist zudem sehr international. Im Travel-Bereich beschränken wir uns daher auf die Premium-Linien aus den Materialien Curv und Polycarbonat.
LR: Werden in den Shops auch Modelle auf ihre Marktakzeptanz hin getestet?
Schmidinger: Die Möglichkeit besteht. Allerdings haben wir das in der Vergangenheit auch schon bereits zusammen mit Fachhändlern gemacht.
LR: In welchen Bereichen haben die Stores Vorbildcharakter für Ihre Fachhandelspartner?
Borrey: Wir wollen mit unserer Präsentation den Fachhandel inspirieren. Wir dürfen den Kunden nicht überfordern, sondern müssen ihm eine übersichtliche Auswahl anbieten.
Schmidinger: Das ist auch wirtschaftlich sinnvoll. Wir erzielen im Münchner Shop derzeit mit 40 Prozent weniger Ware den gleichen Umsatz wie auf der Fläche in der benachbarten Galeria Kaufhof am Marienplatz. Unser Umsatzziel liegt bei einer Million Euro.
Borrey: Die Verbraucher wollen keine halbstündigen Seminare über Koffer hören. Ihre Aufmerksamkeitsspanne nimmt ab. Beim Online-Handel bestellen die Kunden mit vier Klicks. Das strahlt auch auf die Beratung im Fachhandel ab. In zehn bis 15 Minuten möchten die Kunden informiert sein. Mit dem Ladenbau unterstützen wir einen ,leichteren Look‘ des Stores, so dass sich der Kunde schnell zurechtfindet. Wir wollen keine ,Basar-Atmosphäre‘.
LR: Welche Rolle spielen digitale Services in den Stores?
Borrey: Alle Stores, die seit Anfang des Jahres eröffnet wurden, sind für die digitale Zukunft gerüstet. Mit Hilfe von Screens an den Wänden können die Kunden künftig Modelle, die nicht auf Lager sind, ordern und sich nach Hause oder in den Store liefern lassen. Oder sie kaufen online und holen ihren Koffer dann im Shop ab. Diese Services werden wir Schritt für Schritt einführen und im zweiten Quartal 2019 umgesetzt haben.
LR: Wollen Sie weitere Stores in Deutschland eröffnen?
Borrey: Ob wir aktiv werden, hängt von der jeweiligen Situation vor Ort ab. Wenn ein wichtiger Standort nicht abgedeckt ist, werden wir nicht zögern, einen Store zu eröffnen.
Schmidinger: „Wir können derzeit zum Beispiel nicht abschätzen, was aus den Kauf- und Warenhäusern wird. Auch diese Entwicklungen beeinflussen unsere Entscheidung.