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Seit jeher gelten Größen wie 38/39 bei Frauen bzw. 42 bei Männern als durchschnittliche Standardgrößen. Wenn man aber bedenkt, dass der Mensch seit Neandertalerzeiten um circa 20 cm gewachsen ist, könnte man schlussfolgern, dass die Tendenz auch zu größeren Füßen geht. Vor diesem Hintergrund könnte sich der Handel durchaus auf die immer größer werdenden Füße einstellen. Das ist für den Handel jedoch nicht ohne Risiko: „Die Größe von Füßen folgt mehr oder weniger einer mathematisch-statistischen Normalverteilung, d.h. Unter- bzw. Übergrößen kommen deutlich weniger vor als die ’Normalgrößen‘. Vielfach handelt es sich am Ende der Saison bei den Restanten eines Schuhhändlers um die Unter- und Übergrößen“, so Günter Neunaber, Geschäftsführer der Verbundgruppe Rexor. Jede Investition müsse sich sowohl für den Lieferanten als auch für den Händler nach dem Umsatz und der Drehzahl ausrichten. Bei Lieferanten umfasse die Investition mehr als 10.000 Euro für Leisten etc. pro Größe. Deswegen werde der Schritt in Richtung Übergrößen sorgsam überlegt, so Neunaber. Mancher Einzelhändler versucht, die Nachfrage nach Übergrößen zumindest in einem gewissen Maß zu decken, indem er einen Teil des Sortiments in diesen Größen bestellt. Die volle Bandbreite für eine vergleichsweise geringe Menge an Abnehmern ist aber meist nicht lohnenswert. Von dieser eher vorsichtigen Denkweise hält Felix Horsch wenig. Er ist Geschäftsführer des auf Über- und Untergrößen spezialisierten UnternehmensHorsch Schuhe. „Wenn ein Händler Übergrößen anbieten will, braucht er auch die Fläche. Wenn man ein Board mit sechs Schuhen in Größe 42 hat, kann man es gleich lassen. Man braucht das ganze Spektrum", sagt der Unternehmer. Das schrecke womöglich viele Händler ab oder sei schlichtweg nicht realisierbar, weil es sich nicht lohnen würde. Also: entweder ganz, oder gar nicht. Wie stellen sich erfolgreiche Übergrößen-Spezialisten auf? Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe vonschuhkurier.
Das Unter- und Übergrößen-Angebot der Industrie
Ara
Je nach Modell Größengang von 2,5 bis 9 mit halben Größen. Dies bezieht sich auf einen Teil der Kollektion Einschätzung: Nachfrage steigend, allerdings eher Richtung Übergrößen. Es gibt sowohl erfolgreiche stationäre Konzepte, als auch Versand/Onlinehändler. Da die stationäre Verfügbarkeit nicht flächendeckend gewährleistet ist, nutzen die Versand/Onlinehändler diese Nische natürlich aus.
Camel Active
Damen: Größe 3 bis 8 Herren: Größe 6 bis 14 Das gesamte Herren-Sortiment läuft bis Größe 14; einige ausgewählte Böden/Modelle Größe 15. Das gesamte Damen- Sortiment geht bei Camel Active bis Größe 8; manche Artikel bis Größe 9. Einschätzung: Die Nachfrage ist stabil. Es gibt Spezialisten in beiden Verkaufskanälen bzw. die Händler betreiben selber beide Absatzkanäle.
Finn Comfort
Damen: Größe 34/2 bis 45 Herren: Größe 39/5,5 bis 50; dies trifft nicht auf alle Artikel zu. Ein größeres Angebot finden Kunden bei der Auswahl von Vororderartikeln, ein begrenztes Angebot ist im Katalog bzw. Prospekt enthalten. Neu ist das Herrenmodell Prezzo, dies ist in den Farben Marine und Torf auch von 13 bis Größe 15 erhältlich, obwohl nicht im Katalog erwähnt. Einschätzung: Die Nachfrage nach Übergrößen steigt, bei Untergrößen ist sie stagnierend. Übergrößen sind aus Sicht von Finn Comfort eher ein Thema für den stationären Fachhandel.
Gabor
Größengänge 2,5 bis 11; das reguläre Damenschuh-Sortiment geht von 2,5 bis 9,5. Zudem werden ausgewählte Damen-Modelle und Farben in 10 und 11 als Übergrößen angeboten. Einschätzung: Die Nachfrage ist in diesem Segment stabil. Das Gabor-Angebot gibt es sowohl online als auch im stationären Handel. Stationäre Händler, die dieses Segment abdecken wollen, sind besonders erfolgreich, wenn sie eine klare Kompetenz darin haben, dies kommunizieren und ihre Stammkunden pflegen.
Peter Kaiser
Je nach Saison umfasst das Repertoire 6 bis 8 Modelle auf verschiedenen Sprengungen, die auch in großen Größen gefertigt werden können. Aktuell wird bis maximal Größe 10 gefertigt. Das Spektrum beginnt regulär bereits bei Größe 2. Das Übergrößenangebot bezieht sich zurzeit auf ausgewählte Modelle. Große Teile des NOS Programms werden bereits in Übergrößen angeboten. Im saisonalen und high-fashion Bereich sieht das Unternehmen derzeit noch kein starkes Potenzial für Sondergrößen. Einschätzung: Die Tendenz geht zu immer größeren Füßen, vor allem auf dem europäischen Markt. Während viele Sortimente früher bei 7 endeten, ist die Größe 8 heute auf fast jedem Auftrag vertreten. Die breite Masse des Fachhandels arbeitet also mit größeren Größen als früher, aber die richtigen Übergrößen im Bereich 9,5 bis 10 sind noch nicht überall im Markt angekommen. Fachhändler für Übergrößen werden als Kernpartner angesehen, aber auch im Internet werden Sondergrößen immer wieder gezielt gesucht. Kundinnen, die auf den Größen 9 und höher unterwegs sind, haben sich so stark daran gewöhnt, keine Schuhe in regulären Schuhgeschäften zu finden, so dass sie oft direkt den Fachhändler für Unter-/ Übergrößen aufsuchen, um dort ein breites Spektrum an Marken in ihrer Größe aufzufinden.
Semler
Die gesamte Kollektion ist aufgebaut in Unter- bzw. Übergrößen. Übergrößen: Alle Schuhe gehen mindestens bis Größe 10. Einzelne Leisten zusätzlich in Größe 11 und Größe 12. Untergrößen: Viele Leisten beginnen bei Größe 1, einige erst bei Größe 2 bzw. 2,5 . Einschätzung: Die Nachfrage nach Untergrößen ist rückläufig, aber in Übergrößen zieht die Nachfrage kontinuierlich an. Die Randgrößen werden von uns sehr stark im Versandhandel und Onlinehandel verkauft.