Wie kam es zur Entwicklung von Joe Nimble?
Sebastian Bär: Vor etwa zehn Jahren erschienen das Buch „Born to Run“ von Christopher McDougall und eine Studie des Evolutionsbiologen Dan Lieberman von der Harvard Universität. Beide beschrieben unter anderem, dass die Zehen vorne im Schuh mehr Platz haben sollten. Das war ein Thema, das seinerzeit zwar eher als unsexy galt, das für unser Familienunternehmen aber damals bereits seit 30 Jahren auf der Agenda stand. Wir dachten: Oh, jetzt soll das plötzlich cool sein? Die Schuhe unserer Marke Bär, die ja auf dem Konzept der Zehenfreiheit basierten, waren damals in einer eher konservativen Ecke angesiedelt. Wir entschieden also, wenn wir dem Thema gerecht werden wollen, brauchen wir ein neues, zeitgemäßes Brand. Wir haben auch gleich international gedacht, wollten aber persönlich bleiben. Der Begriff „nimble“, also flink oder behände, passte gut aus unserer Sicht. Und dann kam Joe dazu, ein sympathischer Typ, der auf der ganzen Welt zuhause ist. So starteten wir mit der Marke Joe Nimble. Ziel war es, damit auch eine neue Zielgruppe ansprechen zu können.
Wie sieht diese Zielgruppe genau aus?
Es sind Menschen mit einem aktiven Lebensstil, die viel Sport betreiben, vor allem Laufsport. Wir sind der Meinung und haben auch bewiesen, dass wir Läufern, die oft auch sehr verletzungsanfällig sind, mit dem Konzept der Zehenfreiheit einen sehr guten Benefit liefern können. Mit Joe Nimble wollen wir also das Konzept der Zehenfreiheit auf die Welt der Läufer übertragen.
Gerade im Performance-Bereich gibt es eine knallharte Konkurrenz mit großen Sportmarken. Wo sehen Sie da Ihre Chance?
Ja, die Konkurrenz ist zweifellos vorhanden. Aber es gibt auch Marken, die vorgemacht haben, wie man mit einem klar definierten USP trotzdem sehr erfolgreich einen Bereich besetzen kann. Diesen klar definierten USP sehe ich in unserem Konzept der Zehenfreiheit, das es im Laufschuh-Segment sonst so nicht gibt. Die allermeisten Schuhe sind nach vorn hin symmetrisch geformt. Die Vorfuß-Stabilität wird dabei über Hilfsmittel wie spezielle Einlagen erreicht. Das sind aber eben nur Hilfsmittel, die nicht die Wurzel des Problems packen. Genau das sehe ich als die Aufgabe von Joe Nimble. Wir glauben, dass die Vorfuß-Stabilität primär über die großen Zehen geschaffen wird. Ich sehe daher durchaus Möglichkeiten, uns gegen die Giganten der Branche ein Stück weit durchsetzen zu können. Meine persönliche Motivation ist es, dass die Läufer-Kunden sich bewusst werden, welche Verletzungen durch falsche Schuhe entstehen können. Ein Läufer gibt bei jedem Schritt das Zwei- bis Dreifache des Körpergewichts auf den Fuß. Das kann vieles auslösen, und darauf konzentrieren wir uns. Neueste Erkenntnisse in der Biomechanik zeigen übrigens in die Richtung, die wir schon seit Jahren beschreiten.