Den ANWR-Mitgliedern bietet sich im Alten Straßenbahn-Depot zu Beginn der Generalversammlung zunächst ein ungewöhnlicher Anblick. Auf dem Podium wird die Sitzung von Holger Baierl eröffnet, dem Nachfolger des langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Jürgen Robers. In seinem ersten Bericht in neuer Funktion widmet sich Baierl zunächst der Konkurrenz aus dem Internet. Wie kann der stationäre Handel z.B. hinsichtlich Flexibilität und Schnelligkeit mithalten? „In den Gremien der ANWR suchen wir alle gemeinsam nach Wegen, die digital verursachte Veränderung der Marktbedingungen so zu bewältigen, dass die Händler am Ende zu den Profiteuren gehören“, so Baierl. Und die Verbundgruppe habe bereits eine Reihe von digitalen Lösungen entwickelt, wie schuhe.de, ein Kundendatenmanagement oder elektronische Preisetiketten. Holger Baierl: „Sie können sicher sein, dass die ANWR dabei ihre genossenschaftliche Verpflichtung zu 100% ernst nimmt. Es geht immer darum, Ihnen Optionen zu eröffnen, wie Sie Ihre Wettbewerbsfähigkeit festigen können.“
2017: ein aufregendes Jahr
„2017 war für den europäischen Schuhfachhandel aufregend“, erklärt ANWR-Warenvorstand Fritz Terbuyken in seinem Vortrag. „Ja, wir haben uns aufgeregt – der Vorjahresumsatz konnte in den meisten Ländern nämlich nicht erreicht werden.“ Eine zentrale Herausforderung sei weiterhin der anhaltende Rückgang der Frequenz. „Ein wichtiger Faktor ist der wachsende Onlinehandel. Aber manchmal hat es auch mit den stationären Geschäften zu tun, dass weniger Kunden in die Innenstädte kommen“, gab Terbuyken zu bedenken. Generell müsse der Handel bereit sein, ’mehr‘ als in der Vergangenheit zu tun. „Ohne Frage, wer heute über schuhe.de mitspielt, schafft es mittlerweile, 15% zusätzlichen Umsatz zu generieren. Wer dann noch seine Kunden mit einer Kundenkarte an sich bindet, und darüber hinaus die sozialen Medien spielt, oder ’Events‘ veranstaltet, der gehört in der Regel schon zu den Gewinnern und kann die fehlenden Frequenzen ausgleichen“, so der Warenvorstand. Darüber hinaus sei gerade die ’Versportlichung‘ der Mode eine der lang nachwirkenden Ursachen für die Umsatzsituation im Schuhhandel. Daher habe die ANWR sehr intensive Gespräche mit den Sportmarken geführt. Das Resultat: „Wir werden zukünftig für ausgewählte Sportmarken die Distribution in unserer Gruppe übernehmen. In der DACH-Region sind das die Marken Adidas, Nike und Reebok und Nike zusätzlich in den Benelux-Ländern.“ Insbesondere Nike sende zudem ein klares Signal: Der Sportartikelhersteller wird in Mainhausen einen neuen Showroom eröffnen. „Dafür wird es einen knapp 3.000 qm großen Anbau am O1 geben. Die Eröffnung dieser Erweiterungsfläche ist für Ende 2019 geplant. Das zeigt die Anziehungskraft unserer Genossenschaft.“
ANWR bleibt flexibel
Als ’Herr der Zahlen‘ bot Finanzvorstand Frank Schuffelen einen ausführlichen Überblick über die Bilanz für 2017. „Wir können auf ein stabiles und erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken“, so Schuffelen. Insgesamt stieg das Abrechnungsvolumen um 2,4% auf 8,9 Mrd. Euro. Den Löwenanteil machten dabei mit 6,1 Mrd. Euro die Finanzdienstleistungen aus. Unter den Eigenverbänden schnitt der Bereich Schuhe mit einem Rückgang des Abrechnungsvolumens um 1,1% auf 1,6 Mrd. Euro negativ ab. Dagegen konnten Sport und Lederwaren jeweils zulegen. Während die Umsatzerlöse der ANWR Group eG auf 27,3 Mio. Euro stiegen, ging der Jahresüberschuss geringfügig auf 2,0 Mio. Euro zurück. Im vergangenen Jahr habe die ANWR durch den Verkauf von zwei Immobilien in Frankfurt die „Widerstandskraft“ erhöht, berichtete Frank Schuffelen weiter. Der Verkaufserlös lag bei 40 Mio. Euro. „Die ANWR hat erhebliche Flexibilität und Freiräume erhalten. Wir befinden uns derzeit in einer Investitions- und Umbauphase, in der wir erhebliche Mittel in die Weiterentwicklung der Infrastruktur und Systeme investieren werden. Wir werden bei all den neuen Themen wie Künstliche Intelligenz, Big Data etc. jedoch nicht vergessen, woher die Mitglieder kommen. Unsere Wurzeln sind der stationäre Handel.“