Das Jahr 2018 hat der Branche viel abverlangt. Wie bewerten Sie die vergangenen Monate?
Kresimir Zovak: Etwas Vergleichbares habe ich persönlich noch nicht erlebt. 2018 war für den Handel das schwierigste Jahr, seit ich in der Schuhbranche aktiv bin – und das sind mittlerweile 25 Jahre. Im Prinzip sind zwei Jahreszeiten, Frühling und Herbst, ausgefallen. Auch für die Industrie war 2018 daher kein gutes Jahr. Gerade im Frühjahr/Sommer hatten wir katastrophale Nachbestellungen. Dabei ist es eigentlich eine unserer Stärken, schnell auf Trends zu reagieren und sie zur Nachorder anzubieten. Dieses Geschäft hat nicht stattgefunden. Und auch die Abverkaufsquoten für Herbst/Winter liegen deutlich unter dem Vorjahr. Das sind keine guten Vorzeichen.
Was erwarten Sie vor diesem Hintergrund für 2019?
Frank Lüttig: Die Stimmung während der Orderphase Frühjahr/Sommer 19 war sehr schlecht. Das hat sich natürlich auf das Auftragsvolumen ausgewirkt. Hinzu kommt in unserem Fall, dass wir ein umfangreiches NOS-Programm anbieten. Das wirkt sich in der aktuellen Situation eher als Nachteil aus, weil sich der Handel auf dieses Angebot verlässt und im Gegenzug zurückhaltender in der Vororder agiert. Ermutigend sind aber die ersten guten Abverkäufe der F/S-Saison. Das gibt uns Rückenwind für die laufende Orderrunde. Grundsätzlich sind wir aber Realisten. 2019 wird ganz sicher kein Rekordjahr, auch wenn wir unsere Hausaufgaben gemacht und unsere Kollektion so schlagkräftig wie möglich aufgestellt haben. Es wird eine herausfordernde Saison, das steht fest.
War das Wetter der entscheidende Faktor für die schwache Umsatzentwicklung in den vergangenen Monaten? Oder liegen die Probleme tiefer?
Kresimir Zovak: Das Wetter ist ein wichtiger Faktor, aber es kommen weitere hinzu. Wir haben ein strukturelles Problem in der Schuhbranche. Es gibt keine echte Mode mehr. Trends kommen und gehen in rasanten Zyklen. Es fehlt außerdem die Begehrlichkeit. Das Produkt Schuh genießt aktuell keinen besonderen Stellenwert bei den Konsumenten. Wir alle, Handel und Industrie, schaffen es nicht, bei den Kunden einen Bedarf auszulösen. Statt in Mode investieren die Menschen lieber in Wochenend-Trips, Elektronik oder teure Gasgrills.
Wie kann es gelingen, für mehr Begehrlichkeit zu sorgen?
Kresimir Zovak: Ara hat es in den vergangenen Jahren über die Mode versucht. Das Problem ist aber, dass der Kunde jeden Schuh, den wir neu entwickeln, heute schon irgendwo mit 50% Rabatt kaufen kann. Wenn es aber alles bereits gibt und es in allen möglichen Preislagen erhältlich ist, wie können dann noch über die Mode Impulse gesetzt werden? Wir haben daher beschlossen, Komfort-Features wieder verstärkt in den Fokus zu rücken, ohne dabei die Mode zu vergessen.
Was heißt das für Ara konkret?
Kresimir Zovak: Wir legen unseren Fokus eindeutig auf Funktion. Das war und ist die Stärke von Ara. Wir entwickeln innovative Technologien, zu denen wir Geschichten erzählen können. Dafür stehen beispielhaft unsere extrem komfortablen High-Soft Pumps, die sich europaweit hervorragend verkaufen. Diese klare Ausrichtung kommt im Handel gut an, das zeigen uns die Gespräche der vergangenen Wochen. Es ist unser Anspruch, einer der innovativsten Komfortschuhhersteller der Welt zu werden. Und wir sind auf einem guten Weg.
Frank Lüttig: Dabei ist es wichtig zu betonen, dass wir zwar Schuhe mit einem hohen Mehrwert im Bereich Komfort bieten, unsere Modelle aber gleichzeitig auch modisch absolut zeitgemäß sind.