Die Tarifgeschäftsführerin des Handelsverbands Bayern (HBE), Dr. Melanie Eykmann, reagiert mit Unverständnis auf den Forderungsbeschluss von Verdi. Der Ukraine-Krieg, die Inflation, explodierende Energiepreise, Lieferengpässe und der Arbeitskräftemangel würden die Handelsunternehmen schwer belasten. Eykmann: „Noch nie war die Verunsicherung in der gesamten Branche so groß. Die Verdi-Forderungen sind deshalb fernab der aktuellen Situation. Zumindest Teile der Gewerkschaften haben offenbar jeden Realitätssinn verloren.“
Verdi fordert in Bayern unter anderem rund 25% mehr Lohn in der unteren Beschäftigungsgruppe sowie über 14% Zuwachs beim so genannten Verkäufer-Eckgehalt. Angesichts der wirtschaftlichen Situation des Einzelhandels sehen die Arbeitgeber keinen Spielraum für eine solche „völlig weltfremde“ Erhöhung der tariflichen Personalkosten. Eykmann: „Wir haben in Bayern wegen der anhaltenden Kaufzurückhaltung weiterhin eine negative Umsatzentwicklung. Viele Unternehmen blicken mit großen Sorgen in die Zukunft.“ Vor diesem Hintergrund seien ein maßvoller Tarifabschluss und nicht überzogene Erhöhungen gefragt. „Nur was vorher eingenommen wird, kann auch wieder ausgegeben werden.“
Durch einen sehr hohen Lohnabschluss würden die Löhne laut Eykmann nur die Preise weiter nach oben treiben und damit die Inflation anheizen. Damit würden potenzielle Einkommenszuwächse wieder vernichtet. Eykmann appellierte an Verdi, tarifpolitische Vernunft zu bewahren. „Wir brauchen in Bayern einen realistischen Tarifvertrag, der den aktuellen Belastungen im Handel Rechnung trägt.“
Der Handelsverband Bayern (HBE) ist die unternehmenspolitische Interessenvertretung des bayerischen Einzelhandels. Insgesamt erwirtschaften in Bayern laut HBE 58.000 Einzelhandelsunternehmen mit 320.000 Beschäftigten einen Umsatz von knapp 71 Mrd. Euro jährlich.