Dritter und letzter Tag der Berlin Fashion Week für uns. Bedeutet: Endlich auf zur Premium am Gleisdreieck. Sarah und ich sind früh auf, frühstücken lange und stehen dann pünktlich um 9:59 vor den Toren zur Messe. Der erste Weg führt – wie immer – in den Presseraum, um unsere Koffer zu verstauen. Dann geht es auch schon los in die Premium-Hallen.
Wir starten in der kleinen Schuhhalle, machen Fotos von weißen Booties (ein wichtiger Trend für die kommende Saison), bunten Sneakern und Animal-Prints. Auch Interviews führen wir einige, zum Beispiel mit Danilo Maag von Inuikii. Die Marke kann offensichtlich nicht nur kuschelige Winterboots designen, sondern auch ziemlich coole Sandalen und Slides mit Kolibri-Stickerei. Später spazieren wir rüber zum Kühlhaus, wo uns der Treppenaufstieg zum vierten Stock eeetwas schwer fällt. Kein Wunder, schließlich stecken uns schon 2,5 Tage Messe-Workout in den Knochen. Und unsere Rucksäcke sind dank Laptop, Notizbüchern, Pressemappen und all dem anderen Kram, den man so braucht, nicht gerade leicht (gibt es eine Salbe gegen Abdrücke von Rucksackriemen?) Auch dort geht es weiter mit dem Fotografieren und Interviewen, wobei uns das Konzept des platztechnisch etwas eingeschränkten Gebäudes nicht ganz überzeugen kann. Vielleicht werden die dort platzierten Schuhe irgendwann einmal in die bestehende Schuhhalle integriert? We’ll see.
Sarah und ich bleiben trotz leichter Schwäche in Körper und Geist weiter fleißig, schauen bei Scotch & Soda, Liu Jo und Havaiianas vorbei. Dort sprechen wir mit Manager Ivo van Ierland über seine Strategie für den deutschen Markt – und warum die Saison für das Label eigentlich nur fünf Monate umfasst. Danach ist für Sarah und mich eine kleine Pause angesagt. Wobei es, streng genommen, nur eine halbe Pause ist. Schließlich schreiben wir gerade die Teile dieses dritten, letzten Berlin-Diarys.
Autorin: Kristina Schulze
Immer wieder, wenn ich in die Hauptstadt zur Fashion Week fahre, freue ich mich auf die Premium. Sie gehört definitiv zu meinen Lieblingsformaten und in der aktuellen Ausgabe haben die Veranstalter in Sachen Design und Deko wieder einmal Einiges richtig gemacht. Eine Kunstinstallation von Anselm Reyle hängt im Eingangsbereich, bunte Neonbänder zieren Treppengeländer und Böden, von den Decken hängen silber glänzende geometrische Folien. Futuristische Details und rauer Industrial-Charme – genau meins.
Und auch die Presse-Lounge hat einen ganz besonderen Charme. Hier gibt es nicht nur Essen (Man erinnere sich kurz an das Debakel mit den Fatboy-Sesseln in einem Durchgangsbereich auf der Panorama), sondern auch weiche Polstermöbel und beruhigende Hintergrundmusik. Das Stichwort ist gefallen: Beruhigung. Die brauche ich an Tag drei der Berliner Fashion Week nämlich dringend. Mein Auge hat sich leider nicht versöhnlich gezeigt und nach 72 Stunden Mode-Trubel und unruhigem Schlaf tritt so langsam aber sicher der typische Overload-Effekt ein. Nichtsdestotrotz haben wir die Schuh-Area voll umfänglich unter die Lupe genommen. Mein persönlicher Favorit: Ein wundervoll puristisches Sneakerlabel mit dem simplen Namen „Copenhagen“. Generell scheint in der Saison Spring/Summer 2019 Weiß zur absoluten It-Farbe zu werden und auch das passt gut in meinen Modestil. Wer unser Diary bereits länger verfolgt, weiß, dass Grau, Schwarz und Weiß meinen Kleiderschrank dominieren und ich mich von sommerlichen Farben gerne distanziere. Also Danke für Euer Entgegenkommen, liebe Designer.
Konträr zum Minimalismus-Trend positionieren sich Brands wie Schutz oder Buffalo. Das Motto: Laut, lauter, Schuhe für den Sommer 2019! Krasse Neon-Farben, extreme Plateaus, feucht-schimmernde Oberflächen, Transparenz, Fell und Volumen kreuzen meinen Weg. Und natürlich die Ugly-Sneaker. Auch hierzu habe ich meine Meinung während der Fashion-Week verändert. Als die ersten Modelle (*hust… Balenciaga*) den Markt und die Influencer-Welt überschwemmten, fand ich die Looks wirklich noch furchtbar. Dann kam der neue Falcon von Adidas. Meine Haltung wurde erstmalig erschüttert. Naja, und hier auf der Premium kamen dann noch D.A.T.E., Liu Jo, Bronx und Co. dazu. Jetzt werde ich mir auch einen „hässlichen Sneaker“ kaufen, der eigentlich wirklich gar nicht so hässlich ist! Aber das bleibt unser Geheimnis, okay?
Unser Geheimnis sollte ebenfalls bleiben, dass ich mit dem Gedanken spiele, mir eine transparente Tasche zu kaufen oder aber, dass ich bereits schwarze Fell-Slides besitze und meine Puma-Schlappen jede Lebenslage mit mir meistern. Es ist eben so: Viele Schuhmodelle, die für die breite Masse und den klassischen Handel sehr schwierig sind, begeistern die Mode-Welt. Und warum soll man nicht öfter mal etwas wagen? Diese Frage hat sich wohl auch die Schuhbranche gestellt, denn so bunt, bold und beautiful war die Schuhmode höchstwahrscheinlich schon lange nicht mehr.
Autorin: Sarah Amadio