Die Sonne wird scheinen! Das war für mich eigentlich die wichtigste Information als ich gestern Abend in das Flugzeug nach Berlin-Tegel stieg. Und, voila, die Wetterprognose stimmte tatsächlich, denn die Hauptstadt leuchtet pünktlich zum Start der Berlin Fashion Week – güldener Sonnenstrahlen sei Dank.
Und so machte ich mich am Dienstagmorgen vergleichsweise beschwingt mit der U8 auf den Weg nach Kreuzberg, um mir zusammen mit meiner Kollegin Sarah die beiden grünen Messen Greenshowroom und Ethical Fashion Show anzusehen. Die Formate zählen seit meinen Anfängen im Verlag Sternefeld zu meinen Lieblingsmessen, haben sie sich doch von anfänglich etwas unübersichtlichen, kleinen Öko-Veranstaltungen zu wirklich coolen, spannenden Events gemausert. Und noch etwas spricht für die grünen Messen: Es geht auf ihnen äußerst entspannt zu. Ein nicht unwichtiger Faktor für mich. Vor allem an einem Tag wie heute, der sehr von Nervosität meinerseits geprägt sein wird… Sarah und ich erfahren auf der Messe, dass es Schuhe gibt, die aus Steinen oder Pilzen gemacht werden, halten nach Modellen in der Trend-Farbe Gelb Ausschau und reden mit Ausstellern über ihre Erwartungen an das neue Format Neonyt, zu dem die grünen Messen im nächsten Jahr verschmolzen werden sollen. Spätestens gegen Mittag macht sich bei mir in Bauch und Herz dann ein nervöses Hüpfen bemerkbar. Kein Wunder, schließlich läuft parallel die FashionSustain-Konferenz, bei der ich ab 15:00 auf der Bühne stehen soll. Zum ersten Mal moderiere ich ein Panel, noch dazu auf Englisch, aber man braucht ja neue Herausforderungen, um zu wachsen, nicht wahr? Diverse Hipster-Getränke später – Ingwer-Limo (gut!), Cold Brew Coffee (fies!) und Kao Wach (sehr gut!) – ist es dann tatsächlich so weit: Ich werde verkabelt und treffe die Teilnehmer der Diskussionsrunde, während Sarah mir beruhigende Worte zu murmelt. Mit etwas Verspätung geht es dann rauf auf die Bühne und los mit der Diskussion zur Frage ’Whats Next For International Fashion Business?‘. Das Gespräch macht Spaß, die Teilnehmer sind super – und meine zwei Wortfindungsschwierigkeiten (was heißt noch mal Teilnehmer auf Englisch, Herr Gott?) wurden vielleicht (hoffentlich!) gar nicht bemerkt. Mir fällt trotzdem ein Stein von der Größe des El Capitan vom Herzen als das Gespräch nach einer guten halben Stunde vorüber ist, ich mir Sarah schnappen kann und wir flugs beginnen, unser Diary zu schreiben. Natürlich mit Hipster-Getränk. Diesmal: Green Coffee (naja). Hoffentlich gibt es noch mehr fancy Drinks später auf der Modenschau GreenShowroom Selected – dem letzten Termin für Sarah und mich heute Abend.
Autorin: Kristina Schulze
Tag eins der Berliner Fashion Week ist fast vorüber (überstanden wäre in Anbetracht des heutigen, sehr gelungenen Tages ein zu harter Begriff). Vier wesentliche Feststellungen zu banalen und weniger banalen Themen haben meinen Dienstag auf den grünen Messen im Kraftwerk begleitet:
1. Um 4:30 Uhr (tiefe Nacht!) aufzustehen, um dann den ICE anstelle des Flugzeuges zu nehmen, ist nur dann sinnvoll, wenn man im Zug schlafen kann. Heute habe ich allerdings gelernt, dass ich nicht zu dem elitären Personenkreis gehöre, der über diese beneidenswerte Fähigkeit verfügt. 2. Das Berliner Handynetz ist problematisch. Noch problematischer ist das quasi nicht vorhandene mobile Internet aber, wenn man keinerlei Ortskenntnisse hat und gerne Google Maps verwenden möchte. Menschen wie ich können halt nicht ohne. Glücklicherweise sind diese Berliner ein sehr hilfsbereites Volk. 3. Wenn Du denkst, dass „Cold brew“ eventuell ein fancy It-Getränk mit hohem Hype-Faktor ist, liegst Du falsch. Kalter Kaffee ohne Zucker ist und bleibt einfach nur kalter Kaffee ohne Zucker – ganz egal, mit welchen Anglizismen Du ihn jetzt bewirfst. 4. Kaffee, Granit, Aluminium, Pilze und Stroh. Nein – Sarah wollte nicht einfach nur willkürlich Begriffe in ihren Text streuen, sondern hat heute gelernt, dass die fünf genannten Rohstoffe eine Gemeinsamkeit haben: Aus allen fünf kann man Leder herstellen. Danke Nat-2 für den Aufklärungskurs in Sachen nachhaltiger Materialwelten.
Weitere Highlights des heutigen Tages war die Panel-Diskussion der Fashion Sustain, moderiert von meiner liebenswerten Kollegin Kristina Schulze. Eventuelle, von ihr bemängelte „Verhaspler“ waren meiner Meinung nach nicht vorhanden.
Jetzt lassen wir den Tag beim Schreiben unseres ersten Berlin Diaries ausklingen, genießen einen grünen Kaffee (Ja, der kalte Kaffee hielt mich nicht von einer weiteren, ausgefallenen Kreation ab und Wagemut zahlt sich bekanntlich aus. Schmeckt super, macht wach – Perfekt gegen die lawinenartige Müdigkeit in meinen Augenlidern!) und fahren anschließend zur Selected-Modenschau ins E-Werk. Noch ein abschließendes Wort zu den neuen Trends, die ich beobachtet habe: Gelb! Mehr aus dem quirligen Berliner Fashion-Week-Treiben gibt es dann morgen!
Autorin: Sarah Amadio
Bin ich einen Tag zu früh da? Als ich kurz vor 9.30 Uhr auf der Panorama ankam, schwebten zwar passend zum Sommer zwei überdimensionale Stiel-Eise mit Panorama-Logo durch die Eingangshalle – aber keine Spur von Gewusel und Gedrängel an den Countern. Vielleicht alle schon drin? Schließlich war in der Vergangenheit der erste Messetag der stärkste. Doch auch in den Hallen ging es zunächst äußerst entspannt zu. Die Panorama legte keinen Raketenstart hin, tuckerte verhalten los und erreichte dann aber doch langsam die gewohnte Betriebstemperatur. Zum Glück! Die neue Struktur der Panorama überzeugte mich auf den ersten Blick. Die Schuh-, Taschen- und Accessoires-Anbieter stehen nicht mehr zusammengepfercht als Anhängsel in den hinteren Hallen, sondern stimmig zur Damen- und Herrenmode in die Hallen integriert. Eine Schritt, den die Aussteller durch die Bank begrüßen. Die Berliner Messen sind ja nicht nur ein Gradmesser für die Trends in der Mode. Tonic Water mit Cherry Taste – was immer auch in den Bars der Welt zusammengemixt wird, hier ist es zu finden. Einkaufen soll Spaß machen und die Lust auf Unbekanntes wecken – ob für den Verbraucher im Handel oder den Händler auf der Messe. Ein gutes Mittel ist auch, an den Spieltrieb des Menschen zu appellieren. Dabei bewiesen die Messemacher ebenfalls ein gutes Gespür. Nicht das anlässlich der Fußball-WM zu erwartende Torwandschießen („drei unten – drei oben“), sondern mehrere Carrera-Bahnen forderten zum Duell auf. Wir sind schließlich nicht beim Jubiläum eines Autohauses, sondern in Berlin… Die Sportswear bleibt auch im kommenden Frühjahr/Sommer 2109 der wichtigste Impulsgeber für die Mode. Dazu passen dann kleinere dekorierte, feminine Taschen oder größere clean gehaltene Modelle. Pastellig abgesoftete Rosé-, Grün- oder Grautöne finden sich in allen Kollektionen. Auffällige Riemen oder Colourblocking-Effekte setzen optische Reize. Stichwort Trend: Ich habe heute länger mit Georg Dieners gesprochen. Er ist Generalsekretär der Oeko-Tex Association in der Schweiz. Angespornt von Verbrauchern, Brands und Retailern entwickelte er mit seinem Team einen Leder-Standard, nach dem inzwischen 46 Anbieter zertifiziert sind. Wesentlich spannender als diese reine Produktprüfung bewertet er allerdings eine prozessbezogene Zertifizierung, die Anfang des Jahres 2019 kommen wird. Sie wird modular aufgebaut sein und analog der textilen Produktionskette den kompletten Leder-Bereich analysieren und bewerten. Themen sind Chemikalien und deren Einsatz, Umweltleistung und –management, soziale Verantwortung, Qualitätsmanagement und Arbeitssicherheit/Gesundheitsschutz. Ich bin gespannt, welche Dynamik hier die ersten Zertifizierungen in der Schuh- und Lederwarenbranche auslösen wird.
Autor: Tobias Kurtz