Tag zwei der Berlin Fashion Week beginnt für mich mit einem Resümee des gestrigen Tages, der ja zu 90% ziemlich prima war, dann aber doch etwas chaotisch endete. Ich sage nur: zum falschen Hotel manövriert, Handy-Akku leer, Ladekabel vergessen (und ein Neues für 20 Euro gekauft) und mein obligatorisches Lieblings-Sandwich vom Laden um die Ecke war ausverkauft… Aber zu viel Zeit habe ich ohnehin nicht, über derartige Widrigkeiten des Lebens nachzudenken, schließlich steht heute die Panorama auf dem Programm, auf der ich mich gemeinsam mit meiner lieben Kollegin Sarah, nach den neuen Trends und Themen Ausschau halten werde. Mit der Panorama ist es so eine Sache: Eigentlich eine wirklich nette Messe, aber sie stellt meinen an sich recht okayen Orientierungssinn jedes Mal aufs Neue auf die Probe. Wo war noch mal Halle 7a? Wie geht der schnellste Weg zur Xoom-Area? Wieso müssen wir fünfzehn Minuten lang nach der nächsten Toilette suchen? Und warum landen wir beim Herausgehen aus selbiger plötzlich in einer ganz anderen Halle als zuvor? Fragen über Fragen, die ich auch bei dieser Ausgabe der Mode-Messe mal wieder nicht wirklich beantworten kann. Aber trotz des orientierungstechnischen Durcheinanders in meinem Kopf bleibt Platz für viele tolle Entdeckungen und nette Gespräche. Zum Beispiel mit Ana von KMB, die uns erzählt, wie froh sie über die neue Standposition für ihre Marke ist. Oder mit den Gründern der noch neuen Schuhmarke Zweigut, die sich auf recycelte Materialien spezialisiert hat. Oder aber auch mit Klaus Emser von Josef Seibel, der ein wenig unglücklich über die neue alte Schuhhalle ist, die ja eigentlich keine mehr sein soll und in der doch verdächtig viele Schuhlabels übrig geblieben sind. Allerdings haben sie jetzt Besuch bekommen: Von einem Vintage-Market, der in der Mitte der Halle platziert wurde. So ganz verstehen wir das Konzept hinter dieser Mischung in der Tat nicht. Was ich stattdessen verstehe: den tollen Mode-Vortrag meiner Freundin und Kollegin Karolina Landowski, die uns mit 1A-Fachwissen zur neuen Saison versorgt. Am meisten fasziniert mich dabei immer, wie facettenreich die Mode-Sprache doch ist. Bis heute hatte ich von ’crispy‘ Flechtungen oder den Weiß-Nuancen ’Milch, Zucker und Mehl’ noch nicht so viel gehört. Wieder was gelernt.
Autorin: Kristina Schulze
Der erste Tag der Fashion Week hat so gut angefangen. Doch wer hoch fliegt, der kann auch besonders tief fallen und diese Erfahrung durften wir nach der gestrigen Selected-Modenschau im E-Werk machen. Zunächst beschlossen wir, unsere Gepäckstücke einfach mit Ignoranz zu strafen und die 1,7 Kilometer zu unserem Hotel zu spazieren. Weil eben die Sonne schien und wir auch nach einem nicht enden wollenden Arbeitstag hochmotiviert waren – Mitarbeiterinnen, wie sie im Buche stehen! Nur leider kamen wir am falschen Hotel an, da es zwei verschiedene „Grimms“ in Berlin gibt. Also mit dem Taxi zum Standort am Potsdamer Platz. Zwischenfall Nummer zwei folgte sogleich: Handy-Ladekabel in Düsseldorf vergessen. In den Arkaden haben wir glücklicherweise Ersatz besorgen können. Zu einem stolzen Preis. Aber auch Himbeeren, Falafel-Salat und einen Eiweißriegel, was Vieles, aber nicht alles besser machen konnte.
Und wenn man denkt, nun kannst Du einfach den Abend genießen, denn viel Schlechtes kann jetzt nicht mehr passieren, kreuzt ein Gerstenkorn deinen ohnehin schon sehr steinigen Weg. Es ist jetzt immer noch da, versuche es zu ignorieren und hoffe, es damit nicht aggressiv und wütend zu machen.
Neben den kleinen Wehwechen hatten wir auch heute einen rundum gelungenen Tag auf der Panorama Berlin. Viele ehrliche Gespräche über die neue Hallenstruktur geführt und jede Menge neue Schuhe gesichtet. Die Quintessenz aus den Meinungen der Aussteller: Versprich nichts, was du nicht halten kannst, liebe Panorama Berlin. Während die Eingliederung mancher Labels, die zuvor in der reinen und viel beklagten Schuhhalle ansässig waren, gut funktioniert hat (so beispielsweise bei KMB, die jetzt zwischen vielen Textilern in der Halle 3 zu finden sind und darüber äußerst glücklich waren), ist die Neuausrichtung auch vielfach gescheitert. In Halle 5 bot sich uns ein sehr trauriges Bild: geringe Frequenz auf den Gängen, gedrückte Stimmung und eine Geräuschkulisse, die weder Gespräche noch musikalische Hintergrunduntermalung beinhaltete. Klaus Emser, Verkaufsleiter bei Josef Seibel, machte seinem Ärger Luft. Hier überlegt man, die Panorama in Zukunft nicht mehr zu besuchen. Ansonsten gab es leckeren Gin Tonic bei dem Newcomer-Label Zweigut aus Hamburg. Hier nutzt man PET-Flaschen und Autoreifgen für die Schuhfertigung, köstliche Mashmallows bei Softclox und Schokobons bei KMB. Danke für Eure Fürsorge! Denn die Panorama Berlin hat leider noch immer keine Presse-Area implementiert. Bereits seit mehreren Saisons beklagen viele Journalisten die fehlenden Schreib,- und Sitzmöglichkeiten in den Hallen und so befinden wir uns gerade auf den Fatboy-Sesseln an unserem Stand. Gleich folgt noch eine letzte Runde durch die Hallen und das Ende von Tag 2. Hoffentlich heute ohne böse Überraschungen.
Autorin: Sarah Amadio
Ich habe einen Lieblingsort auf der Premium. Wenn ich morgens ankomme, gehe ich nicht durch den Haupteingang, sondern immer links die kleine Stahltreppe hoch. Auf der Terrasse drehe ich mich einmal um und schaue über das Gelände zur Hochbahn. Dann warte ich ab. Meistens legt sich nach kurzer Zeit leicht quietschend eine gelbe U-Bahn in die Kurve. Auf diesen typischen „Berliner Moment“ freue ich mich immer. Auch bei Eiseskälte im Winter. In der Schuh- und Taschenhalle schaue ich zuerst bei Abro und Aigner vorbei. Achim und Stefan Bruder sowie Peter Schwarz erklären mir die wichtigsten Themen für die neue Saison. Eines ist klar: Im Frühjahr/Sommer 2019 werden Farben wieder eine bedeutende Rolle spielen. Sei es in knalligen, bunten Kombinationen oder ein wenig gedeckter mit Khaki, Grau und den Naturtönen. Die Stimmung ist wie immer entspannt und gut. Allerdings lief der erste Messetag gestern wohl etwas ruhiger an als in der Vergangenheit. Neben den „alten Bekannten“ suche ich auf der Premium immer nach neuen Marken und Anbietern. So habe ich Tanja Schenker kennengelernt. Ihr Label heißt Happy Genie. Und kaum zu glauben, aus was für einem Material sie Taschen fertigt: Es handelt sich um Überbleibsel, die bei der Apfelsaft-Produktion anfallen. Es macht immer Spaß, mit Menschen wie Tanja Schenker zu sprechen, die für ihre Sache brennen. Tamasi Usojan und Benjamin Bremer sind ebensolche Überzeugungstäter wie sie. Auf der Premium zeigen sie ihre erste Kollektion unter dem Namen Vamenia. Die edlen Taschen, Weekender und Kleinlederwaren aus italienischem Leder mit Straußenprägung werden im Allgäu produziert. Beide wissen, dass sie damit nur eine sehr kleine Zielgruppe ansprechen. Jetzt suche sie ihren Weg auf den Markt, und ich drücke die Daumen, dass sie das nötige Durchhaltevermögen und Quentchen Glück haben, im richtigen Moment die richtigen Leute zu treffen. Um die Mittagszeit klopfte plötzlich jemand auf meine Schulter: Es ist Ingo Kaiser. Eines der „Urgesteine“ der Lederwarenbranche (Goldpfeil, Bogner Leather) und seine Frau Meggy stellen in Kürze ihre neue Marke Meggy K. Munich vor. Ich bin gespannt! Jetzt fahre ich bald mit der Bahn zurück nach Düsseldorf. Ich werde die Premium verlassen. Natürlich über die Terrasse und die kleine Stahltreppe. Und im Januar werde ich hier hoffentlich wieder hochgehen…
Autor: Tobias Kurtz