Neulich in Winnenden unweit von Stuttgart: Joachim Grotz ist seit 9 Uhr in der Früh im Geschäft. Er hat seine Mitarbeiter in einem Meeting auf den Tag eingestimmt, Lieferanten Gespräche geführt und sich mit seinem Assistenten abgesprochen. Den Blick hellwach, geht er durch sein Geschäft. In den gut bestückten Regalen rückt er hier und da einen Schuh zurecht. Grotz achtet auf jedes Detail.
Ein Interview mit dem umtriebigen Unternehmer ist weit entfernt von Plauderei. Er ist vorbereitet, hat Unterlagen zusammengetragen, will Fragen beantworten und auch selbst welche stellen. Joachim Grotz ist ein leidenschaftlicher Kämpfer für sein Geschäft, für den stationären Schuhhandel, für eine faire Partnerschaft zwischen Industrie und Handel. Er ist einer, der zupackt und sich nicht zu schade ist, im Winter auch mal selbst mit dem Räumfahrzeug den Weg vor dem Geschäft von Schnee zu befreien. Während der Order taucht er tief in die Kollektionen ein, begutachtet jeden Artikel. An Vereinbarungen hält er sich – und fordert dasselbe von seinen Partnern ein. Im Zweifel ist er 24/7 erreichbar. Alles für das Familienunternehmen, für das er sich wünscht, dass seine Töchter nach der Ausbildung Freude und Interesse haben, es weiter zu führen.
Im Neudeutsch der Start-up-Szene würde man von einem Mann wie Joachim Grotz sagen, er ’brenne‘ für seine Firma. Orts- und Szenenwechsel: 300 km nördlich von Winnenden erwacht in Gießen am 23. Oktober das Schuhhaus Darré nach Ladenschluss zum Leben. 200 geladene Gäste verfolgen staunend eine musikalische Retrospektive zu 85 Jahren Unternehmensgeschichte. Die Inhaberfamilien Ebert und Uhlemann sind anwesend, vom Senior bis zum Enkelkind. Es wird gesungen, gelauscht und viel gelacht. Die Schuhhändler aus Gießen sind unermüdlich in ihrem Ideenreichtum. Sie organisieren regelmäßig Events in ihrem Schuhgeschäft. Lesungen, Konzerte, Vorträge – viele Prominente aus Showbiz und Politik waren schon in der Gießener City zu Gast. Geschäftsführer Heinz-Jörg Ebert nutzt sein Gesangstalent immer wieder, um für das eigene Unternehmen zu werben. Bei Darré werden neben Schuhen auch mal Liköre, Kerzenhalter oder Deko-Artikel verkauft. Man setzt sich dafür ein, die Stadt lebendig zu halten und probiert immer wieder Neues aus. Auch in Gießen schlagen die Herzen für die Firma.
Rein optisch und von außen betrachtet, haben beide Unternehmen nicht viel gemein. In der Leidenschaft, mit der sie geführt werden, gleichen sie sich jedoch. Dass sie heute Platzhirsche an ihren Standorten sind, ist das Ergebnis jahrelangen Einsatzes der Verantwortlichen. Wenn es sein muss, Tag und Nacht. Alles für die Firma. Von solchen Unternehmern kann man viel lernen.