Die Orderrunde
Sneaker laufen nach wie vor, wenn sie in neuen Varianten kommen. (Foto: Redaktion)
Die Orderrunde fordert die Unternehmen. Noch ist die Einkaufsphase nicht abgeschlossen. Inflation, Krieg und Corona-Nachwirkungen sitzen den Leuten im Nacken. Sorgen machen sich die Hersteller und Händler auch über die Insolvenzen von Klauser, Salamander, Görtz und jetzt P&C. Das sei momentan schlimmer als in der Corona-Zeit. Hinzu komme auch die Kaufzurückhaltung. Die Einkäufer setzen auf Nummer sicher, bloß kein Risiko eingehen, hieß es immer wieder. Aber ein Zwischenfazit können Handel und Industrie schon ziehen: „Die Orderrunde ist durchwachsen gelaufen. Für H/W 22/23 wurde sehr stark eingekauft, der Handel hatte eine hohe Nachfrage erwartet. Und es wurde sehr einseitig gekauft – mit starkem Fokus auf Combat Styles. Das wirkt sich auf die Order für H/W 23/24 aus“, sagt Rainer Bachl (Gabor Comfort). „Negative Stimmung und Konsumzurückhaltung sind allerdings deutsche Phänomene. Wir spüren beides im Ausland deutlich weniger“, betont Jan Brinkmann (Pius Gabor). Sylvia Klemens (Waldläufer) reflektiert die zahlreichen Herausforderungen der aktuellen Verkaufsrunde: „Wir erleben eine gute Orderrunde, aber auch einige Fragezeichen. Die Stimmung im Handel würde ich als gut bezeichnen. Unsere F/S-Auslieferung läuft bislang gut. Wenn die Ware auf die Fläche kommt, bewegt sie sich auch – das freut uns. Wir haben unsere Kapazitäten ausgebaut, um die pünktliche Lieferung sicherzustellen. Farbe wird am Point of Sale gefragt, aber auch Basics und Klassiker. Preise haben wir nur angehoben, wo es sich nicht vermeiden ließ. Wir haben die Kalkulationen sehr intensiv diskutiert, zumal auch in H/W 22/23 und F/S 23 die Preise angehoben worden waren. Daher haben wir bei einigen Gruppen auch bessere Margen für den Handel angeboten. Hinterfragen möchte ich, ob der Zeitpunkt der Messe richtig ist.“
„Die Saison war anspruchsvoll. Wir sind aber zufrieden mit der Nachorder. Aktuell nehmen wir eine zögerliche Stimmung wahr. In unserer Kollektion ist Lammfell besonders gefragt. Es gibt spielerische Ideen; das Kerngeschäft verändert sich aber nur in der Farbe. Wir sind mit Blick auf die Shoes überrascht von der Frequenz. Wir setzen auf den klassischen Fachhandel und dessen Treue“, erklärte Franco Di Carlo (Haflinger). „Im Vorfeld der Messe haben wir mit allen wichtigen Kunden Termine vereinbart und bereits im Vorfeld Gespräche geführt. Mit einem Plus von 15% für diese Verkaufssaison sind wir sehr zufrieden. Uns kommt auch entgegen, dass wir sehr weich verarbeitete komfortable Alternativen zu den Sneakern bieten“, so Frédéric Jacob (Arche). „Die Messe ist gut angelaufen. Die Situation könnte aber besser sein. Die Stimmung im Handel ist sehr unterschiedlich. Einige haben deutlich mehr geordert, andere weniger. Man muss aber auch beachten, dass viele Händler noch gut Ware aus der letzten H/W-Saison im Lager haben. Die Order ist daher zurückhaltend. Ohne neue Ware wird man aber niemanden in den Laden locken. Es muss ein Upselling geben. Wir mussten die Preise erhöhen, sehen aber auch, dass Händler bei bestimmten Preislagen zurückhaltend sind. Meiner Meinung nach sind 10 Euro mehr für ein gewünschtes Produkt nicht ausschlaggebend für die Kaufentscheidung“, so Ralf Wolter (Finn Comfort). „Das Orderverhalten ist zurückhaltend. Das haben wir erwartet. Erfreulich sei, dass viele Kunden nach einer Pause zurückgekommen seien. Wir setzen auf eine Mischung aus Neuheiten und Klassikern, jedoch sehen wir bei klassischen Modellen eine stärkere Nachfrage,“ erklärte René Meckelburg von El Naturalista. „Im Saisonverlauf sind wir mit unseren Komfortmarken Hassia und Ganter nicht unzufrieden und unterm Strich positiv“, betont Michael Weyergans (Hassia & Ganter). Im deutschen Markt herrsche keine Euphorie, was bei der aktuellen Nachrichtenlage nachvollziehbar sei. „Es läuft noch etwas verhalten, erklärt Charly Horst Schlepper (Xsensible). „Unsere Schuhe sind erklärungsbedürftig und solche Modelle haben es schwer, weil es dafür Menschen auf der Fläche braucht, die die Vorzüge vorstellen.“ Punkten könne die Marke zum Beispiel damit, dass alle Schuhe herausnehmbare Einlagen haben: „Im Gespräch mit den Händlerinnen und Händlern merken wir, dass das ein Riesenthema ist.“ Florian Werner (Werner 1911) freut sich darüber, dass „wir in jeder Saison etwas mehr Neukunden gewinnen und natürlich und nachhaltig wachsen. Für die Orderrunde generell würde ich mir wünschen, dass wir zeitlich wieder etwas nach hinten rücken würden.“