Wie ist das Jahr 2016 für Ecco bisher gelaufen?
Im Moment laufen wir unseren Volumenerwartungen etwas hinterher. Wir sind zwar in allen Märkten zwischen 3 und 5% im Plus, aber haben unsere Erwartungen bisher eben dennoch noch nicht erfüllt. Die Herausforderungen in den einzelnen Märkten sind größer geworden. Ich gehe davon aus, dass die nächsten zwei bis drei Jahre grundsätzlich anspruchsvoll werden. Und genau deshalb ist es uns auch so wichtig, den Mut zu haben, Dinge zu verändern und zu investieren. Denn wir wollen uns nicht nur zahlenmäßig verbessern, sondern auch in dem, was wir tun.
Ecco möchte sich in Deutschland neu positionieren. Welche Fehler haben Sie in der Vergangenheit auf dem deutschen Markt gemacht?
In unserer Expansionsstrategie zwischen 2000 und 2010 haben wir den deutschen Markt zu wenig als klassischen Heimatmarkt unserer Marke bedient. Hier haben sich die Strukturen einfach anderes entwickelt. Es gab noch keine groß angelegte Internet-Offensive von Online-Playern wie Zalando oder Amazon; der klassische Schuhfacheinzelhandel saß noch fest im Sattel. Wir haben sicherlich den Fehler gemacht, dass wir unsere Marktanteile halten wollten und Deutschland nicht wie einen strategischen Wachstumsmarkt behandelt haben. Wir sind beispielsweise zu wenig auf die Preisanforderungen oder die Kooperationsmodelle des Handels eingegangen. Es fehlte an einer kontinuierlichen und für unsere Kunden nachvollziehbaren Strategie.
Wie sieht die neue Strategie für Deutschland aus – Stichwort Flagship-Store in Hamburg?
Wir haben in anderen Ländern wie China oder Russland, in denen wir schon länger mit eigenen Stores vertreten sind, wertvolle Erfahrungen gesammelt. Wir haben dort gelernt, wie man Flächen managt und sich mit Endverbrauchern auseinandersetzt. Wenn wir den deutschen Händlern als Partner auf der Fläche helfen wollen, dann müssen wir uns auch hier der Aufgabe stellen, ein guter Schuhhändler zu werden. Denn wenn wir selber kein gutes Retail können, können wir einen Händler auch nicht bei den vielen neuen Anforderungen unterstützen.
Legt Ecco in Deutschland also einen U-Turn hin?
Das würde ja heißen, dass wir alles falsch gemacht hätten. Das ist so nicht der Fall. Wir müssen uns allerdings auch der Tatsache stellen, dass wir momentan nicht zu den Marken gehören, die hier ihre Marktanteile ausbauen. Das ist auch deshalb bedauerlich, weil in 88 Märkten dieser Welt genau das Gegenteil der Fall ist. In Deutschland tut sich gerade sehr viel. Der Einklang zwischen digitalen Riesen, einer sich neu formierenden Facheinzelhandelslandschaft und Hersteller-Stores wird neu austariert. Der Markt für Qualitätsschuhe wird dabei meiner Meinung nach nicht kleiner, er wird nur anders.
Das vollständige Interview mit Andreas Wortmann lesen Sie in schuhkurier Ausgabe 37/2016, die am 16. September erscheint.