Das nennt man erschwerte Bedingungen: Kurz vor der 115. GDS endete das Frühjahrs-Intermezzo und der Winter kehrte zurück. Das lähmte die Umsatzentwicklung, drückte die Stimmung und erschwerte die Anreise von Ausstellern und Fachbesuchern nach Düsseldorf. Damit nicht genug, ist die Rheinmetropole derzeit eine einzige Baustelle. Und zum guten Schluss sorgten Streiks an Flughäfen dafür, dass auch der Heimweg zum Hindernis-Lauf wurde. 21.300 Besucher tummelten sich in den Messehallen. Und die Stimmung war – trotz allem – gar nicht so schlecht.
Die Frequenz schwankte an den jeweiligen Messetagen: Vor allem der Mittwoch erschien vielen als Auftakt zu ruhig, was in erster Linie auf den starken Schneefall in Deutschland und anderen europäischen Ländern zurückzuführen war. Für Strecken, für die normalerweise zwei bis drei Stunden benötigt werden, saßen die Händler nun sechs bis sieben Stunden hinter dem Steuer. In der Folge verschob sich vielfach der Messebesuch nach hinten. Auf den etwas müden Auftakt folgte ein starker zweiter Tag, und der Freitag war spätestens um die Mittagszeit von allgemeiner Aufbruchsstimmung geprägt. Auch im Tagesverlauf gab es Peaks und ruhige Phasen.
Sehr unterschiedlich wurde der Betrieb auch in den verschiedenen Messehallen wahrgenommen. Als wahrer Publikumsmagnet erwies sich Halle 6. Hier herrschte quasi an allen Messe- tagen guter Betrieb. “Die GDS ist das einzige Branchenforum, welches in dieser Größe existiert”, sagte Stefan Yoon von Ganter. Viele Fachhändler nutzten die Gelegenheit zum Besuch beim Stammlieferanten. Zwar wurden hier seitens der Aussteller auch sinkende Besucherzahlen festgestellt – unterm Strich war man aber zufrieden. “Wir freuen uns über unsere sehr treuen Kunden, auch international”, erklärte Thomas Cölsch von Caprice. Mehr denn je werde Qualität gesucht – ein gutes Zeichen in Zeiten, die den (stationären) Fachhandel dazu zwingen, sich neu und klar zu positionieren. Gut zu tun hatte man am Stand von Berkemann, wo jetzt auch die neue MBT-Kollektion präsentiert wurde. Die neue Marke im Portfolio werde gut angenommen, berichtete Markenleiter Michael Zoller. Neben einem Sofortprogramm aus Lagerbeständen zeigte MBT eine fokussierte F/S-Kollektion mit dem Auslieferungszeitraum Mai/Juni sowie eine Herbst/Winter-Kollektion.
Bei Semler wagte man sich an neue Trends auch bei Bequemschuhen. Metallics und Camouflage-Muster waren auf Sneakern zu sehen. Ganter setzte einen Fokus auf Hiking-Modelle mit Mesh-Einsätzen und modernen Farben. Die Kollektionen wirkten insgesamt jünger und ansprechender und zielten eindeutig auf eine Kundschaft, die nicht im Bereich 50+ liegt.
Investition in den Kinderbereich
Im neuen Design zeigte sich der Kidwalk in Halle 7a. An die größtenteils einheitlichen Messestände in Weiß-Gelb und die neutrale Logoführung mussten sich viele Aussteller erst gewöhnen: “Ich war am Anfang etwas irritiert, weil alles sehr clean geworden ist. Inzwischen gefällt mir die neue Halle aber richtig gut. Und ich empfinde es als positives Signal, dass die GDS etwas für den Kinderbereich tut”, so Roland Bartel von Telyoh. Umso bunter und experimentierfreudiger wurde es in den Kollektionen, die auf den hellen Displays optisch in den Mittelpunkt gerückt wurden: Petrol, Bordeaux und Terracotta, farbige Außensohlen und verspielte Details waren gefragte Modethemen für die neue Saison.
Die Anteiligkeit der ausländischen Besucher wurde auf der GDS unterschiedlich bewertet. Vermisst wurden Fachhändler aus Asien. Auch hier hatte es bei der Anreise offenbar technische Schwierigkeiten durch Flugausfälle gegeben. Ebenso waren die Besucher aus Skandinavien in geringerer Zahl als noch in den letzten Saisons nach Düsseldorf gekommen. Vermisst wurden vielerorts auch viele Fachhändler aus Niederlanden und Belgien – bislang treue Besucher der GDS. An anderer Stelle wurde die internationale Anziehungskraft der GDS explizit gelobt. “Wir hatten Kunden von Neuseeland über Israel und Kanada auf unserem Stand”, berichtete Mirko Ostendörfer von Fitwear. “Dieses Resonanz hat mich positiv überrascht.” Tony van Ark von Wolky freute sich über einen neuen Importeur aus Australien. Auch Dr. Gerhard Bachmaier von Högl war zufrieden mit der Frequenz: “Die Stimmung ist grundsätzlich nicht schlecht, wir profitieren von internationalen Kunden.” Zwischen 400 und 500 Kontakte konnte die österreichische Damenschuhmarke an jedem der drei Messetage am Stand begrüßen.
Uneinig waren sich die Händler bei der Bewertung der modischen Tendenzen in den Kollektionen. “Ich habe wenig Neues gesehen, es gibt immer noch sehr viele Nieten”, erklärte Fachhändler Helmut Raaf. Nur “wohldosiert” wolle er die kleinen Metallelemente in sein Sortiment aufnehmen – zu groß die Sorge, sich auf etwas festzulegen, was am Ende keiner haben will. Das unverzichtbare Schwarz, das im kommenden H/W eine tragende Rolle spielen wird, lässt dank neuer Materialien keine Langeweile aufkommen. Allerdings: “Wirklich neue Schuhe hat man deshalb noch nicht”, so Raaf. Dagegen war Peter Köster, Einkäufer von Klauser, mit dem modischen Angebot durchaus einverstanden. “Es gibt zwar keine Revolution in der Mode, aber eine Reihe guter Weiterentwicklungen. So schätze ich Western und Biker Boots als gute Themen für Deutschland ein.”
Zurückhaltende Order
Viele Aussteller bemängelten indes den fehlenden Modemut der Einkäufer. “Die Händler sind sehr abwartend und konzentrieren sich auf wenige Marken”, konnte Ingo Seidler von Levi’s Footwear beobachten. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Kinderschuhen: “Die Kunden sind sehr bemüht, ihr Budget einzuhalten. Sie kaufen daher nicht, was ihnen gefällt, sondern sie kaufen auf Sicherheit”, erläutert Sabine Schneiders-Hinze von Noël Kids. Klassisch-funktionale Schuhtypen seien im Kinderschuhbereich nach wie vor eine “sichere Bank”. Auch Stefan Seidl von Björn Borg beurteilte die Orderstimmung als überaus vorsichtig: “Die Messe ist sehr verhalten besucht, die Qualität der Kunden war dafür gut. Die Händler sind aber sehr zurückhaltend, wenn es um neue Trends geht.”
In der Young Fashion-Halle machten sich diese Tendenzen ebenfalls bemerkbar. Zwar waren sämtliche Modethemen – vom Nietenbesatz bis hin zur markanten Plateausohle – vorhanden, die Händler griffen aber dennoch verstärkt zu schlichten Schuhtypen und dunklen Farben. Experimentell und zuweilen avantgardistisch zeigte sich der in die Young Fashion-Halle integrierte Design- Attack-Bereich. Im abenteuerlichen Ambiente mit dem Motto ‘Snow TV’ boten neue Labels und junge Designer Taschen, Tücher und Accessoires an.
Themen in Düsseldorf waren auch das Fernbleiben von Ausstellern und die andauernde Termindiskussion der Messe. “Die Messe wird kleiner, das ist das Spiegelbild der Marktes und nicht die Frage der Terminierung”, beurteilte Gerhard Bachmaier die Situation der GDS. Ähnlich sieht es auch Dr. Thomas Nassua von S.Oliver: “Das, was wir momentan erleben, hat nichts mit dem Termin zu tun. Wenn wir die GDS vorziehen, wird die Messe nicht modischer. So wird Mailand gestärkt und dann ist das Thema Düsseldorf total durch.”
Der Messebeirat der GDS hat den Termin für die kommende Schuhmesse im September bestätigt. Aufgrund der außergewöhnlichen Nähe zur Micam – zwischen den beiden Großevents der Branche liegt nur ein freier Tag – war in Düsseldorf über eine Vorverlegung der GDS um einen Tag spekuliert worden. Auch der Frühjahrestermin 2014 bleibt im üblichen Rhythmus: Die GDS findet vom 12. bis 14. März 2014 statt. Die Terminierung für die Veranstaltung im Herbst des kommenden Jahres steht noch aus.