Der Fachhandel gehe mit Hoffnung und gedämpftem Optimismus in die letzten Monate des Jahres 2019. Schließlich habe die Branche die Vorjahresumsätze fast halten können, teilte Axel Augustin im Vorfeld der ILM in Offenbach mit. „Der BLE schätzt, dass der Fachhandel per Ende Juli den Umsatz von 2018 nur knapp verfehlt hat“, berichtete der BLE- Geschäftsführer. Das Statistische Bundesamt hat für das erste Halbjahr gemäß seiner 5%-Stichprobe aktuell zwar ein vorläufiges Umsatzminus in Höhe von 2,6% errechnet. Der Juli habe vielen Geschäften aber wieder ein kleines Plus beschert.
Allerdings sei die Lage im stationären Lederwarenfachhandel zum Teil sehr unterschiedlich. Geschäfte mit Umsatzzuwachs und -rückgang hielten sich in etwa die Waage. Neben der Konkurrenzsituation am Standort sei dafür auch der Sortimentsschwerpunkt entscheidend, da sich die einzelnen Warenbereiche unterschiedlich entwickelt hätten. „Taschen fehlt momentan der Zug in Markt.“ Dagegen entwickelten sich die Umsätze mit Reisegepäck und Schulartikeln meist erfreulich. Gut verkauften sich auch Rucksäcke oder Bauchtaschen.
Trotz wachsender Konkurrenz sei der spezialisierte Lederwarenfachhandel nach wie vor der wichtigste Vertriebsweg für Handtaschen, Koffer und Kleinlederwaren. Laut der letzten Umsatzsteuerstatistik umfasste er 2017 insgesamt 1.306 Unternehmen, die zusammen einen Bruttoumsatz von rund 1,3 Mrd. Euro erzielten. Gegenüber 2016 bedeutete dies einen Umsatzzuwachs in Höhe von 1,6%. Augustin geht damit von rund 2.000 Filialen am Markt aus. Und werde der Modefachhandel mitberücksichtigt, gebe es wohl zehnmal so viele Geschäfte, die in Deutschland Taschen verkauften.
Allerdings hat sich die Zahl der Lederwarenfachgeschäfte weiter verringert. Gegenüber 2016 haben 36 Unternehmen (2,7%) den Markt verlassen müssen. „Diese Entwicklung ist jedoch kein solitäres Phänomen des Lederwarenhandels, sondern in allen Handelsbranchen zu beobachten“, so Augustin. Die meisten Geschäftsschließungen geschähen aufgrund von Nachfolgeproblemen. Echte Insolvenzen oder Schließungen aus Rentabilitätsgründen seien eher die Ausnahme.
Lederwarenhandel: Online-Bereich wächst weiter
Der Online-Handel gewinnt weiter Marktanteile. Genaue Daten zu Lederwaren gebe es nicht. Für den gesamten Modebereich wurden allerdings vom Statistischen Bundesamt Zuwachsraten von rund 5% für das erste Halbjahr errechnet. „Als Folge dürfte der Umsatzanteil der Online-Shops mittlerweile die 20-Prozent-Marke überschritten haben“, meint Augustin.
Nach ersten Hochrechnungen seien im letzten Jahr Lederwaren (Taschen, Koffer, Rucksäcke, Schulranzen, Kleinlederwaren etc.) im Wert von rund 2,7 Mrd. Euro an die Kunden abgegeben worden. Diese Zahl umfasst alle Vertriebswege – vom Fachgeschäft über den Online-Handel bis zu den Lebensmitteldiscountern. Nicht in der Zahl enthalten sind die Umsätze mit Gürteln, Handschuhen und Schirmen, die ein Volumen von rund 700 Mio. Euro ausmachen.