Florian Craciun jedenfalls gibt offen zu, dass es das Schicksal in einem entscheidenden Moment gut mit ihm meinte. Der Geschäftsführer des hessischen Taschenanbieters Zwei stand vor rund zehn Jahren vor dem Aus. Sein Fahrradtaschen-Konzept endete als totaler Flop. „Wir waren verzweifelt“, bekannte er im Gespräch mit LR. Doch kurz darauf entwickelte sich seine Tasche „Mademoiselle“ zum unverhofften Renner. Sie begründete die positive Entwicklung der Marke in den folgenden Jahren. Craciun wollte in der Folge den Rückenwind nutzen. „Mein Ziel war es, von meiner Arbeit leben zu können und nicht mehr auf das Glück angewiesen zu sein.“ Craciun hat die Kurve bekommen. Wenn auch nicht auf einer Ebene wie die eingangs genannten internationalen Marken, lässt sich Zwei heute als solide, bodenständige Erfolgsgeschichte bezeichnen.
Dafür krempelte der Taschenfachmann seine Geschäftsstrategie um. Keine vorschnelle Fixierung mehr auf eine vermeintlich beste Lösung. Stattdessen werden Ideen frühzeitig auf ihre Marktfähigkeit hin abgeklopft. Was Erfolg verspricht, soll über viele kleine Verbesserungen zur Marktreife gelangen.
Das ist alles kein Hexenwerk und keine Geheimwissenschaft. Doch Florian Craciun bringt dafür eine Eigenschaft mit, die bei vielen Lederwarenhändlern noch stärker ausgeprägt sein könnte: die Offenheit für Neues. Sie basiert nicht zuletzt auf einer klaren Einsicht. Craciun hat diese aus seinem Scheitern gezogen: „Ich weiß um meine Fehlbarkeit.“
Nur mit ein wenig Experimentierfreude lässt sich der nächste Tommy Hilfiger oder die Pliage von morgen finden. Dafür muss das notwendige Quäntchen Glück auch im Lederwarenhandel zuschlagen. Ihm dafür die Chance zu geben, ist die Aufgabe jedes Händlers. Und zwar möglichst häufig.