Wie sieht die Situation für die Lieferanten aus?
Georg Picard: Wir sind froh, dass wir mit eigenen Werken relativ unabhängig sind. Nichtsdestotrotz ist im Rohwaren-Bereich ganz schön Sand im Getriebe – ob bei Metallteilen oder recycelten Materialien. Dazu addieren sich der aktuelle Eurokurs, die Shipping-Kosten… Das ist alles nicht so richtig super, um ehrlich zu sein.
Christian Bergemann: Das Schulgeschäft läuft immer, das hat der Steinmann-Gruppe geholfen. Darüber hinaus spüren auch wir, dass Authentizität, ehrliche Kommunikation und Nachhaltigkeit gesucht werden. Handel und Endverbraucher sind dankbar für neue, aber authentische Ideen. Ich spüre bei allen ein hohes Verständnis für die Lieferkettenproblematik. Die ist jedem bewusst.
Tobias Ockenfels: Ich weiß aus vielen Gesprächen mit unseren Händlern, dass die Probleme verstanden sind und die Verteilung als fair empfunden wird. Wo noch Verständnislücken bestehen, wird vermittelt. Das ist auch wieder ein gutes Zeichen, dass die Kommunikation zwischen Händlern, Lieferanten und uns in der Branche hilfreich funktioniert.
Alexander Heitz: Aber das nützt uns auch nichts. Wir brauchen jetzt Koffer. Verständnis hin oder her – ich brauche die Ware jetzt im Laden. Wenn ich sie nicht habe, kauft der Kunde sie woanders.
Wie reagieren Sie darauf in der aktuellen Orderrunde?
Alexander Heitz: Wir haben frühzeitig viel eingekauft – mehr denn je. Wenn Corona brutal zurückkäme, habe ich ein unfassbar volles Lager. Aber Koffer könnte ich auch in den nachfolgenden Saisons verkaufen. Ich kann jedem raten, sich die Hütte vollzulegen. Wir planen schon bis Mai, Juni 2023 vor und bestellen ein Jahr im Voraus Container mit Reisegepäck und Freizeitartikeln. Wir hören auch von Lieferanten, die mehr vorbestellt haben denn je und dennoch bereits ausverkauft sind. Wer jetzt liefern kann, der ist im Vorteil und wird erfolgreich Geschäfte machen.
Christian Bergemann: Das ist die Lösung. Aber die Industrie muss auch reagieren und Lösungen auf Augenhöhe für den Worst Case entwickeln. Wenn sich der Händler in einer Farbe vergriffen hat, muss es Rückgabemöglichkeiten geben. Da sitzen wir in einem Boot. Aber die Grundaussage, hohe Mengen frühzeitig ordern, ist unabdingbar.
Michael Genth: Das Stichwort in drei Buchstaben ist Mut. Wir brauchen Mut auf allen Ebenen. Den Mut zu Farbe in der Mode und den Mut zur Order im Basic-Bereich. Wir haben Zeiten, in denen ich mit Vorsicht und Schwarz nicht überleben kann.
Martina Pape: Es ist ähnlich wie früher bei Rimowa. Da hatten wir auch ein bis anderthalb Jahre Lieferzeit. Entsprechend frühzeitig erteilte man die Aufträge, nur dass man das jetzt nicht bei einem Lieferanten, sondern bei mehreren macht.