Herr Friedl, Sie arbeiten mit dem italienischen Unternehmen IMAC (Primigi, Igi & Co.) zusammen. Wie ist die Lage in Italien?
Leider musste IMAC wie alle anderen Schuhfabriken die Produktion nach dem Regierungsdekret vom 23. März einstellen. Die italienische Regierung hielt es für notwendig alle Produktionsaktivitäten „für nicht wesentliche Waren“ einzustellen. Die Regierung in Rom geht äußerst streng vor, selbst in den Regionen wie die Marken und Umbrien ( in denen sich die IMAC-Werke befinden), die von der Infektion viel schwächer betroffen sind, als die Regionen Lombardei und Venetien. Natürlich garantiert IMAC in diesen schwierigen Tagen die uneingeschränkte Unterstützung aller Kunden in DACH. Ein Versand von F/S-Ware, falls gewünscht, ist durch den Einsatz aller verfügbaren elektronischen Mitteln sofort möglich, sobald man absehen kann, wann die Geschäfte wieder geöffnet werden.
Wie sehr trifft die Krise IMAC?
IMAC ist ein gesundes, solides Unternehmen, das die Krise durchstehen wird. Aber ich mache mir Sorgen um die vielen kleinen Firmen. Was passiert mit diesen? Und was kommt eigentlich nach Corona? Ich befürchte, das die Auswirkungen des Virus, nämlich Insolvenzen, Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit ebenso dramatisch sein werden. In Italien ebenso wie in Deutschland.
Kann dieses Szenario überhaupt noch verhindert werden?
Die Länder müssen die Lage so schnell wie möglich in den Griff bekommen. Das ist die einzige Chance. Spätestens zum 1. Mai müssen die Schuhgeschäfte wieder öffnen können, ansonsten wird es ganz heftig. Der Rattenschwanz aus Problemen würde so groß werden, dass ich für die Herbst/Winter-Saison eine Katastrophe befürchte.
Wie sehr trifft Sie als Handelsagentur die derzeitige Situation?
Wir sind massiv betroffen. So haben wir die vergangene Orderrunde mit einem Minus beendet, auch weil z.B. in München und Sindelfingen nicht mehr geordert werden konnte. Darüber hinaus werden wir zeitverzögert finanziell betroffen sein. Wenn nämlich die Verbände die Zahlungsziele auf 90 Tage strecken – was aus Sicht des Handels absolut richtig ist – tut uns das weh.
Was werden Sie in den kommenden Wochen tun?
Ich werde das Gespräch mit meinen Kunden suchen. Nicht um Schuhe zu verkaufen, sondern um überhaupt mit ihnen in Kontakt zu sein und sich auszutauschen. Das ist aktuell besonders wichtig. Schließlich sind wir alle betroffen.