„Welcome Back“ war das Motto der 66. Cheftagung des Fashion-Dienstleisters Katag, die am 26. August in Bielefeld stattfand. Die Veranstaltung sollte als Präsenzveranstaltung nach längerer Auszeit erstmals wieder einen Austausch und persönliche Kommunikation ermöglichen. Zum Branchentreff kamen Vertreter aus Handel, Politik und Wirtschaft zusammen, um sich über das Thema Modeindustrie hinaus zur Zukunft des stationären Handels, zur Stadtentwicklung und zur Digitalisierung auszutauschen. Eröffnet wurde das Programm von Dr. Daniel Terberger, dem Vorstandsvorsitzenden der Katag. In seiner Begrüßung erklärte er, die Pandemie sei rein inhaltlich betrachtet nichts Neues, sie habe den Veränderungsprozess in der Modebranche um viele Jahre zusammengerafft und dramatisch beschleunigt. Aber: „Not ist die größte Schöpferin von Innovation.“ Es gebe zahlreiche weitere Herausforderungen zu bewältigen, von der Nachhaltigkeit über aktuell “völlig chaotische Logistikketten“ bis hin zur Digitalisierung. Aufgabe des mittelständischen Modeeinzelhandels sei es nicht, ein Einhorn zu sein, sondern vielmehr ein Zebra, bei dem die schwarzen Streifen für den Mittelstand stehen und die weißen für Nachhaltigkeit und „der Gesellschaft zugewandtes Verhalten“.
Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, betonte in ihrem Vortrag, die Innenstädte brauchten in der Post-Corona-Zeit „Handel und Wandel“. Die Frage der Belebung der Innenstädte sei eine der großen Zukunftsfragen, die unter dem Aspekt einer neuen Lebensqualität gelöst werden müsse. Es reiche nicht, diesen Komplex allein auf die Frage zu reduzieren, ob die Innenstadt mit dem Auto zu befahren sei. Das Lieferkettengesetz sei ihrer Partei nicht weit genug gegangen, sie sehe es aber als „ersten Schritt“ und habe dem Gesetz daher zugestimmt.
In einer Podiumsdiskussion tauschte Göring-Eckardt mit Tom Tailor-CEO Dr. Gernot Lenz, der Modehändlerin Maike Krischer und Dr. Daniel Terberger Argumente aus. Krischer forderte Fairness für den stationären Handel und Chancengleichheit im Wettbewerb mit den Online Pure Playern – und im Hinblick auf Sonntagsöffnungen, die verlässlich planbar sein sollten.
Ralph Brinkhaus, Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU, erläuterte, man befinde sich aktuell in einer „Zwischenzeit“. Die Menschen seien diverser geworden – und ebenso ihre Erwartungen. Es sei für die Politik zunehmend schwieriger, die verschiedenen Strömungen innerhalb der Gesellschaft zu erkennen und einzuordnen. Während er Steuererhöhungen ausschloss, betonte er auch: „Wir können Ihnen nicht mit Subventionen unter die Arme greifen. Aber wir können Sie machen lassen.“ Um die Rahmenbedingungen für den Handel zu verbessern, sei er aktuell gegen ein Gesetz für mobiles Arbeiten. Und er wolle sich dafür einsetzen, dass Unternehmen bessere Schnittstellen zur Verwaltung bekommen – und dass diese besser und digitaler ausgestattet werde. Auch faire Wettbewerbsbedingungen seien sein Anliegen, so Brinkhaus: „Wir müssen sicherstellen, dass Plattformen die gleichen Steuern zahlen. Und wir müssen Oligopole und Monopole entsprechend regulieren und ihre Wettbewerbsmacht begrenzen.“
Einen ausführlichen Bericht über die Katag-Cheftagung lesen Sie in schuhkurier Ausgabe 36.