In seiner Begrüßung hob der Katag-Vorstandsvorsitzende Dr. Daniel Terberger hervor, dass die Branche gerade auch angesichts des zunehmenden Drucks zusammen stehen müsse. „Unsicherheit ist das neue Normal“, so Terberger. Gerade in Zeiten, in denen das Vertrauen in Politik, Wirtschaft und Medien sinke, sei es daher wichtig, Ehrlichkeit und Transparenz zu fördern: „Wir müssen das tun, was wir sagen, aber auch sagen, was wir tun“, so Terberger auf der Katag-Cheftagung.
Trotz „Bombenkonjunktur“ stehe die Branche unter Druck. Die Digitalisierung gehört dabei zu den wesentlchen Herausforderungen, mit denen jeder Unternehmer nach den Worten Terbergers „lernen muss, umzugehen“. Zu den allgemeinen Trends im Modebusiness zählt der Katag-Chef Nachhaltigkeit, aber auch Individualisierung von Produkten. Außerdem sei es zunehmend wichtiger, Geschichten zu erzählen: „Sonst werden wir irrelevant.“
Eine Absage erteilte Terberger aktuell kursierenden Schlagworten wie ’Retail 4.0‘. Letztlich wisse niemand, auch kein Berater, welche Entwicklungen die kommenden Jahre bringen. Es gelte, Dinge auszuprobieren. Das wird auch die Katag tun, die jedem Händler ein digitales Schaufenster empfiehlt und dies auch aktiv unterstützen will. In Webinaren wollen die Bielefelder zudem näher an den Handel rücken, was Fragen rund um das Thema Digitalisierung angeht. Entscheidend sei dabei, dass man Händler individuell und ihrem Konzept entsprechend begleiten müsse. Angesichts der Heterogenität der Händlerschaft müsse die Katag „flexibel sein und auch mit neuen Vertriebsformen kooperieren“, so Terberger. Die Verbundgruppe sei „investitionsfähig“ und werde dies im Rahmen ihrer Möglichkeit auch tun. „Wir müssen uns mit dieser Welt positiv auseinandersetzen und lernen auch die Unsicherheit zu umarmen“, forderte Terberger.
Referenten aus Politik und Wirtschaft auf der Katag-Cheftagung
Ehrengast war der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, der sich für eine „Sonntagsöffnung unter Berücksichtigung des Sonntagsschutzes“ aussprach. Von der Deutschen Bank AG sprach der Vorsitzende des Vorstands, Christian Sewing. Die Deutsche Bank sei in ihrem Fundament so stabil wie in den letzten 30 Jahren nicht, erläuterte Sewing. Allerdings werde die Bank künftig andere Schwerpunkte setzen. Neben dem Investment- und Kapitalmarktgeschäft sollen das Privatkunden-Business sowie die Vermögensverwaltung stärker ins Blickfeld rücken. Entlassungen werden im Zuge dieser Umstrukturierung nicht zu vermeiden sein: In den kommenden 18 Monaten soll die Zahl der Beschäftigten von aktuell 97.000 auf unter 93.000 sinken. Sewing sieht einen „graduellen Weg, keine komplette Neuausrichtung, das brauchen wir nicht.“
Zugleich betonte er, dass Deutschland eine große, internationale Bank brauche – wobei Banken nicht Hindernis, sondern Förderer des Wirtschaftswachstums sein sollten. Sorge bereitet dem Finanzexperten die Aussicht, dass Unternehmen wie Google, Amazon, Alibaba oder Apple planen, auch im Bankensektor anzugreifen. „Auch wir brauchen Daten, um in Zukunft erfolgreich zu sein. Wenn sich aber Plattformen dazwischenschalten, werden wir ein Problem bekommen.“
Sewing sieht für die kommenden Jahre vermehrte Fusionen im Banksektor. Die Zinsen werden seiner Überzeugung nach niedrig bleiben. Er wünsche sich, dass Europa näher zusammenrückt, schloss der Unternehmer mit einem privaten Statement. „Auf dieser Welt werden in zehn Jahren mehr als 10 Mrd. Menschen leben. Es stellt sich die Frage, was Deutschland mit 80 Mio. Menschen dann noch bewirken kann. Europa umfasst immerhin 500 Mio. Menschen. Es muss unser Ziel sein, auf europäischer Ebene mehr Einigung zu erzielen.“ Nicht zuletzt auch, weil auf europäischem Boden vor dem Zweiten Weltkrieg alle zehn Jahre die Landkarte verändert wurde – durch militärische Auseinandersetzungen. „Inzwischen erleben wir seit 70 Jahren eine stabile Situation“, so Sewing. Das gelte es zu schützen.
Das Motto ’Lifestyle – Aufbruch in neue Welten‘ wurde unter anderem vom Surfmode-Anbieter und Social Entrepreneur Titus Dittmann spannend präsentiert. Auf der Katag-Cheftagung sprachen außerdem der Marken- und Kommunikationsexperte Markus Schwitzke sowie der Neurowissenschaftler Dr. Henning Beck. In einer Gesprächsrunde mit Katag Vorstandsmitglied Angelika Schindler-Obenhaus schilderte der Designer Michael Michalsky seine Sicht auf das Thema Lifestyle.