Ende November in Deutschland. Die Saison läuft auf Hochtouren. Die Stimmung im Handel ist gut. Die Umsätze passen. Endlich mal wieder. Und doch grassiert der Rabatt-Wahnsinn. Der diesjährige Black Friday steht vor der Tür. Schon seit Tagen wird auf allen Kanälen für die Preisaktion geworben. 50%, 60%, 70% auf Schuhe sind keine Seltenheit. Im vergangenen Jahr verzeichnete Zalando in der Spitze 4.200 Bestellungen pro Minute. Diese Marke soll nach dem Willen der Berliner in den kommenden Tagen geknackt werden. Schließlich konzentrieren sich die Reduzierungen schon längst nicht mehr allein auf den Freitag, sondern starten bereits weit vor dem eigentlichen Schnäppchentag. So veranstaltete etwa die Otto-Tochter About You einen „Pre Black Friday Sale“. Vor diesem Hintergrund ist die Erwartungshaltung auf Seiten der Kunden in den vergangenen Jahren konstant gestiegen. In einem Geschäft, das keinen Sonderrabatt anbietet, kann es schon mal zu hitzigen Diskussionen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf der Fläche kommen. Aber sollte sich der Handel daher dem Druck beugen? Ganz sicher nicht.
Je stärker sich der Black Friday hierzulande etabliert, desto mehr Beispiele für einen kreativen Umgang mit dem Phänomen gibt es. Einen besonders mutigen Weg geht aktuell die Outdoor-Marke Haglöfs. In den Stores der Schweden gehen die Preise nicht runter – sondern rauf. Anstatt an der globalen Rabattschlacht teilzunehmen, verdoppelt Haglöfs die Preise für Bekleidung und Ausrüstungsgegenstände. Zudem werden die Tageseinnahmen des 29. November an eine Naturschutz-Organisation gespendet und der weltweite Onlineshop geschlossen. „Wir bitten die Verbraucher darüber nachzudenken, wer wirklich die Kosten für ein Schnäppchen trägt, wenn Produkte plötzlich für weniger als die eigentlichen Produktionskosten angeboten werden“, erklärt dazu Elaine Gardiner, Head of Sustainability der schwedischen Marke.
Nicht jedes Unternehmen kann es sich erlauben, so konsequent wie Haglöfs zu agieren. Der Druck in der Branche ist zu hoch, um freiwillig auf Umsatz verzichten zu können. Dass jedoch die Erträge im Schuhhandel im Keller sind, ist nicht ausschließlich auf äußere Faktoren zurückzuführen. Es gibt auch hausgemachte Probleme, zu denen u.a. die geringen Durchschnittspreise gehören. Seit Jahren gelingt es dem Handel nicht, die Preise auf ein Niveau zu steigern, das sein langfristiges Bestehen zumindest begünstigen würde. Stattdessen schreitet die Entwertung des Produktes „Schuh“ voran. Auch angesichts dessen wäre die Teilnahme am Black Friday kontraproduktiv.