Stammhaus Moses in Bad Neuenahr
Filialen in Fürstenwalde und Strausberg
Leininger Eins und Leininger Zwei in Neuwied
250 Mitarbeiter, davon 25 Auszubildende
Mitglied der Einkaufsvereinigungen Katag, EK Servicegroup und Assima
Mittelständische Betriebe prägen die 65.000 Einwohner-Stadt Neuwied im Norden von Rheinland-Pfalz. Auch die beiden Leininger-Kaufhäuser, geführt von Norbert und Martina Wittenberg, gehören dazu. Beide Häuser bieten neben Damen- und Herrenbekleidung auch Accessoires, Lederwaren, Reisegepäck, Wäsche und Kindermode an. Sie liegen in der Fußgängerzone und sind nur knapp 200 Meter voneinander entfernt. Eine besondere Herausforderung für das Unternehmerehepaar: Schließlich soll jedes Geschäft eine eigene Geschichte erzählen, aber auch die Zugehörigkeit zum jeweils anderen erkennbar sein.
Anfang des Jahres wurden beide Filialen aufwändig umgebaut. Im Mittelpunkt standen die Bedürfnisse der Kunden – und die Frage, wie man diese weiterhin für sich begeistern kann. Denn Norbert Wittenberg ist überzeugt: “Das Thema ‘Mode’ allein hat sich inzwischen ausgelaufen. Den Kunden muss einfach etwas geboten werden.”
Die Rolltreppe runter – und direkt hinein in eine Strandbar, so wie man sie sich in der Karibik vorstellt. Weiße zusammengenagelte Holzlatten sorgen für einen leicht provisorisch wirkenden Look. Unter dem mit Reisig gedeckten Dach baumeln zudem bunte Birnen. Und zwischen zwei Baumstämmen lädt eine Hängematte zum Entspannen ein. Die Strandbar veranschaulicht auf einen Blick, worauf es Martina Wittenberg ankommt: “Für uns ist es enorm wichtig, dass Emotionen rüberkommen.” Wer bei Leininger Zwei Reisegepäck kauft, ist noch nicht im Urlaub. Aber es fühlt sich schon ein bisschen so an.
Antwort auf den Strukturwandel
Norbert und Martina Wittenberg sind seit 2007 in Neuwied aktiv. Damals übernahmen sie das insolvente Bekleidungshaus Leininger auf 3.500 qm in der Mittelstraße. Zwei Jahre später eröffneten sie auf 1.500 qm das Leininger Trendhouse in einer ehemaligen Wehmeyer-Filiale.
Doch seit ihrem Start in Neuwied hat sich die Einzelhandelsstruktur stark verändert. Zahlreiche Kaufhäuser und mehrere Lederfachhändler schlossen ihre Türen. Vor allem im Trendhouse waren diese Entwicklungen zu spüren: “Wir haben lange davon profitiert, das eine C&A-Filiale in der Nähe unseres zweiten Geschäfts lag. Diese hat nun einen anderen Standort – was sich auch bei unserer Kundenfrequenz bemerkbar gemacht hat”, erklärt Martina Wittenberg. Somit stellte sich die Frage: “Was können wir tun, damit die Kunden auch weiterhin in unsere zweite Filiale gehen? Womit können wir Begeisterung auslösen?”
Erlebniswelten
Die Antwort sind ganz besondere Erlebniswelten. Dafür wurde das Sortiment der beiden Häuser neu strukturiert. So wurde der komplette Accessoire-Bereich aus dem Sortiment des ‘Lifestylehauses’ Leininger Eins herausgelöst und in das ‘Erlebnishaus’ Leininger Zwei integriert. Allein das Herrenschuh-Sortiment ist weiterhin in der Herrenmode-Abteilung im Haupthaus zu finden. Die Herrenmode wird zudem nun in einer eigenen Belle Etage präsentiert, das Young Fashion Sortiment wurde “mit Bedacht reduziert”.
Gleichzeitig verabschiedeten sich die Wittenbergs von Shop in Shop-Systemen und strukturierten die Sortimente stattdessen nach Themen oder Looks. So auch bei den Handtaschen, die nach Farbthemen sortiert wurden. Logos und Markennamen erscheinen gut sichtbar an den Wänden.
Lederwaren und Reisegepäck, Schuhe, Wäsche und Kindermode haben ihren Platz auf 1500 qm im Leininger Zwei gefunden. Während die Taschen zusammen mit dem Schuhsortiment im Erdgeschoss platziert sind, nimmt die Reisegepäckabteilung die gesamten 400 qm der unteren Etage ein. Edle Designerlampen, Blumendekorationen und eine Waben-Regalwand im Retro-Stil prägen die Optik des Handtaschen- und Schuhbereichs.
In der Reisewelt warten neben Strandbar und Almhütte eine große Nachbildung des Kreuzfahrtschiffes Queen Mary 2 und ein stilisiertes Flugzeug auf den Kunden. “Wir wollten eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, in der unsere Kunden Lust auf Urlaub bekommen”, so Norbert Wittenberg. Zu dem “Rundum-sorglos-Paket” zählt auch ein Touchpad, an dem Reise- und Wet- terinfos überprüft oder die Flugtickets ausgedruckt werden können.
Interessant: Im Gegensatz zu vielen anderen Fachgeschäften bietet der Ladenbau in der Leininger-Abteilung keine Lagermöglichkeit. “Die Ware soll sichtbar sein. Was in Schubladen liegt, wird nämlich oft vergessen.”
Auch den übrigen Sortimenten wurde mit viel Liebe zum Detail ein neuer Look gegeben: So erinnert das Design des Bademodenbereichs an ein Schwimmbad, während in der Kinderwelt ein Fotofixautomat sowie Spielzeug und Spielekonsolen auf die kleinen Kunden warten. Regelmäßige Kinderaktionen – zum Beispiel Bobbycar-Rennen – gehören ebenfalls zum Programm.
Erste Überlegungen zu einem Umbau der beiden Filialen entwickelten die Wittenbergs bereits im Laufe des Jahres 2011. Die eigentlichen Baumaßnahmen – durchgeführt vom Ladenbauer Schleifenbaum – fanden dann Anfang 2013 statt. “Wir verstehen den Umbau ausdrücklich als Refreshment – und nicht als klassischen Neustart. Viele Elemente des vorhandenen Interieurs werden weiterhin genutzt, sie wurden lediglich in einen neuen Kontext gesetzt oder optisch umgestaltet”, beschreibt Norbert Wittenberg die Vorgehensweise.
Der Kunde im Fokus
“Den Kunden in den Mittelpunkt rücken, ihn Aufmerksamkeit schenken und ihn wertschätzen” sind Werte, die den Wittenbergs am Herzen liegen. Das beweisen sie nicht zuletzt an zwei ganz besonderen Tagen im Jahr: Während der VIP-Tage jeweils zur Saisoneröffnung begrüßen die Unternehmer und ihr Team durchschnittlich 1.800 bis 2000 geladene Gästen und Lieferanten – mit Handschlag. “Unsere VIP-Tage sind wie kleine Stadtfeste. Es gibt Modenschauen und Musik, Gewinnspiele und Shuttleservice, Fingerfood und Getränke. Dinge, die uns gefallen, geben wir an unsere Kunden weiter.”