Am Hafenmarkt in der idyllischen Altstadt von Esslingen bleibt für die Kundinnen und Kunden alles beim Alten: Das Schuhhaus Fischer, über viele Jahre geführt von den drei Schwestern Christine, Annette und Barbara Fischer, wird für sie weiterhin seine Türen öffnen, auch wenn die langjährigen Inhaberinnen nicht mehr mit an Bord sind. Dafür, dass das so ist, sorgt der Römersteiner Schuhhändler Ingo Hänel, der das Fachgeschäft im Herzen Esslingens übernommen hat. Das wurde Ende September vor Ort gefeiert.
Es sei eine reibungslose und harmonische Übergabe gewesen, so Hänel in seiner Rede vor zahlreichen Gästen auch aus der Branche. Er sei dankbar, dass er einen Laden vorgefunden habe, der trotz Krisenzeiten übergabefähig ist, das sei nicht selbstverständlich und bereits darauf könne die Familie Fischer sehr stolz sein. Das Schuhhaus Fischer stehe „seit Jahrzehnten für gute Beratung, Qualität und das beste Kinderschuhangebot weit und breit“, so Hänel.
Übernahme trotz Wirtschaftskrise
Die ersten Gespräche für die Übernahme waren in eine denkbar ungünstige Zeit gefallen, rund um den Kriegsbeginn in der Ukraine. Es habe durchaus Momente gegeben, in denen er eine Absage erwogen habe, gab Hänel zu. Dann aber fiel die Entscheidung, das Traditionshaus im August zu übernehmen, und zwar mit kleinstmöglichen Schließungszeiten. Während des laufenden Betriebs wurde das Obergeschoss umgebaut und modernisiert. Zwei Tage blieben anschließend die Türen geschlossen, um auch das Erdgeschoss neu zu gestalten. Sein Anspruch sei es gewesen, „alles zu bewahren, wofür der Laden steht“, sagt Unternehmer Ingo Hänel. Er habe aber auch seine eigene Handschrift einbringen wollen. Das sei nun gelungen durch modische Impulse im Sortiment und ein neues Outdoor-Angebot mit Schuhen für die Bergtour oder die Gassirunde. Gemeinsam mit dem Fischer-Team, von dem etliche Mitarbeiterinnen weiterhin im Geschäft tätig bleiben werden, will Hänel den Platzhirsch am Hafenmarkt in Esslingen behutsam weiterentwickeln.
In einer persönlichen Rede an die Gäste bedankte sich Ingo Hänel bei zahlreichen Geschäftspartnern und Unterstützern, zu denen Lieferanten gehören, aber auch das Team vor Ort und die ANWR und nicht zuletzt seine Familie, die in der sehr intensiven Planungs- und Übergabezeit viel Unterstützung und Verständnis aufgebracht habe. Zu den Unterstützern zählen für den Unternehmer auch Onkel und Tante: Die Senioren Gabi und Uli Beck seien zwar nicht operativ, aber dennoch weiterhin aktiv dabei.
Für die Fischer-Schwestern, die sich über Jahrzehnte im Familienschuhhaus engagierten, endet nun eine Ära. „Das Schuhgeschäft 92 Jahre nach seiner Gründung in neue Hände zu geben, war keine einfache Entscheidung“, gibt Christine Fischer-Lörch zu. Es habe aber festgestanden, dass nach drei Generationen keine weitere das Unternehmen weiterführen würde. Überlegungen in Richtung einer Übergabe habe man daher schon seit geraumer Zeit angestellt. Klar gewesen sei für Christine Fischer-Lörch (61) und ihre Schwestern Barbara (60) und Annette (57), dass sie gemeinsam aussteigen würden. „Nun sind wir glücklich, dass die Übergabe mit Engagement und Weitblick realisiert werden konnte“, so Fischer-Lörch. Alle drei Schwestern planen zunächst eine Auszeit, wollen sich ihren Familien und neuen Aufgaben widmen. Die Immobilie im Herzen der Altstadt von Esslingen bleibt in Familienhand der Fischers. Im Obergeschoss wohnt die Mutter der bisherigen Inhaberinnen.
Uli Beck zeigte sich erfreut über den jüngsten Neuzugang im Filialportfolio seines Neffen Ingo Hänel. Dieser sei grundsätzlich kein Bedenkenträger und immer offen für neue Projekte, so der 81-Jährige. Trotzdem sei eine Übernahme ein großer Schritt: „Mut zum Springen musst Du haben.“