Laut Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum betrugen die Verluste durch Produktpiraterie in Deutschland 2019 rund 7,1 Mrd. Euro, in der EU rund 60 Mrd. Euro. Wie Konsumenten mit dem Thema gefälschte Markenprodukte umgehen, zeigt die aktuelle Ausgabe des Consumer Barometers von IFH Köln und KPMG. Dafür wurden 500 Verbraucher repräsentativ online befragt, teilt das IFH Köln mit.
Der Griff zu einem gefälschten Produkt ist keine Seltenheit: 34 Prozent der Befragten geben an, in der Vergangenheit schon einmal ein gefälschtes Markenprodukt gekauft zu haben. Dabei wussten 19 Prozent bereits vor dem Kauf, dass es sich um eine Fälschung handelt, 14 Prozent waren unwissend.
Am häufigsten kaufen Kunden gefälschte Ware am Urlaubsort. Rund drei Viertel der Befragten erwarten jedoch, auch im Internet auf Produktfälschungen zu stoßen. Vor allem soziale Netzwerke (69%), neuere Online-Marktplätze (68%) und Kleinanzeigen-Portale (61%) stufen die Befragten als Umschlagplatz für Produktfälschungen ein. Ladengeschäfte werden als weniger gefährdet eingeschätzt.
„Beim Onlineshopping fehlt bekanntlich das haptische Erleben und damit eine persönliche Qualitätskontrolle vor dem Kauf eines Produktes. Kein Wunder also, dass Konsumentinnen und Konsumenten eher damit rechnen, online an gefälschte Ware zu geraten, als im stationären Geschäft. Dabei herrscht bei Bestellungen über neuere Online-Marktplätze wie Aliexpress, Wish und Co. – die auch in Europa immer beliebter werden – weitaus mehr Skepsis vor, Produktfälschungen zu kaufen als bei deutschen Anbietern“, so Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH Köln.
Produktpiraterie: Kleidung und Schuhe sind besonder beliebt
Besonders häufig sind Käufer von Kleidung und Schuhen (23%) sowie von Accessoires (17%) von „Betrugsware“ betroffen. Weiter hat knapp die Hälfte der betroffenen Käufer auf Anhieb erkannt, dass es sich bei einem gekauften Produkt um eine Fälschung handelte. Immer noch ein Drittel glaubten trotz des niedrigen Preises weiter an ein Schnäppchen.
Knapp die Hälfte derer, die wissentlich Fälschungen von Markenprodukten gekauft haben, geben an, im Endeffekt doch lieber das Originalprodukt gekauft zu haben. Aber nur 23 Prozent geben an, dass sie ein schlechtes Gewissen hatten, ein gefälschtes Produkt gekauft zu haben. Nur eine Minderheit (17 %) gibt an, ihren Freunden aus Scham nicht von der Fälschung zu berichten.
Abschließend sind 77 Prozent der Konsumenten der Meinung, dass in erster Linie Händler und Verkäufer dafür Sorge tragen, dass gefälschte Markenprodukte nicht in Umlauf geraten. Erst danach sehen die Befragten Politik (68 %) und Hersteller des Originals (68 %) in der Pflicht, entsprechend zu reagieren. Nur 45 Prozent schreiben sich selbst eine Verantwortung zu.
„Produktpiraterie verursacht einen immensen volkswirtschaftlichen Schaden. Die bekannten Zahlen sprechen bereits für sich, allerdings ist die Dunkelziffer wahrscheinlich sehr viel höher. Es handelt sich um eine ernste Form der Wirtschaftskriminalität, gegen die Unternehmen sich im eigenen Interesse zur Wehr setzen sollten“, so Stephan Fetsch, Head of Retail und Consumer Goods bei KPMG.