Dabei seien die Unterschiede je nach Standort und Sortimentsschwerpunkt groß. Trotz einer Erholung liege der Gepäck- und Reisebereich noch massiv unter Vor-Corona-Niveau. Gut entwickelt hätten sich die Handtaschen, wo zum Teil bereits wieder die Umsätze von 2019 erreicht wurden. Unverändert gut liefen auch Freizeitartikel und der Schulbereich, die zusammen mit Kleinlederwaren vielen Geschäften das Überleben gesichert hätten. „Es gibt keine Insolvenzwelle und wir haben noch über 1.000 Lederwarengeschäfte“, schätzt Augustin. Außerdem nehme der Modehandel verstärkt Lederwaren als „schönes Mitnahmegeschäft“ in seine Sortimente auf.
Bei den Standorten hätten vor allem die Toplagen der Cities und die Shoppingcenter zu leiden. Dagegen schnitten kleinere Standorte deutlich besser ab, da viele Kunden im Homeoffice arbeiteten und deutlich weniger Shopping-Ausflüge in die Metropolen unternahmen.
Großer Pandemie-Gewinner sei der Onlinehandel, der nach BTE- Schätzungen in 2021 erneut um rund 20 Prozent zulegen konnte. Dessen Marktanteil dürfte im letzten Jahr damit bei 35 bis 40 Prozent gelegen haben.
Nach BLE-Berechnungen lag der Umsatz des gesamten Handels mit Lederwaren in 2019 bei rund 2,7 Milliarden Euro. Nach dem starken Einbruch In 2020 und der leichten Erholung in 2021 dürfte dieser Wert nach BLE-Schätzungen im letzten Jahr immer noch um einige hundert Millionen Euro unter 2019 gelegen haben.
Stationärer Lederwarenhandel: Qualität der Beratung entscheidet
„Die Qualität der Beratung entscheidet im stationären Handel“, ist Axel Augustin überzeugt. Empathische Mitarbeiter mit Fachkenntnis machten den Unterschied aus. Vor diesem Hintergrund machte der Handelsfachmann auf eine problematische Entwicklung aufmerksam. Laut amtlicher Statistik verlor der Lederwarenhandel zwischen Mitte 2019 und Mitte 2021 rund 600 von ehemals über 4.200 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Mitarbeitenden. Auch die Anzahl der geringfügig Beschäftigten im Lederwarenhandel entwickelte sich rückläufig. Insgesamt habe die Branche somit über 1.000 Mitarbeitende verloren.
Grundsätzlich verbreitete Axel Augustin gleichwohl Zuversicht. Im Vergleich zu 2021 und 2020 hätten die Konsumenten Nachholbedarf. „Ob wir das 2019-Niveau erreichen, das ist die Frage.“