Herr Zumnorde, wie haben Sie die Corona-Krise erlebt?
Es war und ist eine herausfordernde Zeit. Wir haben in der Krise verschiedene Szenarien durchgespielt. Im April sind wir von -100% ausgegangen, da haben wir noch ein paar Prozentpunkte herausholen können. Im Mai haben wir mit -50% geplant; es waren dann aber „nur“ -30%. Die Situation ist in Gänze ein Drama; das Jahr können wir abschreiben. Wir haben vorausschauend KfW-Mittel beantragt, aber nur in sehr kleinem Rahmen; das Konstrukt ist uns eigentlich zu starr.
Zumnorde verfügt über einen modernen Onlineshop. Haben Sie damit Umsatzausfälle kompensieren können?
In den ersten Tagen des Lockdown waren die Menschen regelrecht in Schockstarre. Das hat sich aber schnell gelegt. Zum Ende der Geschäftsschließungen standen wir mit der ganzen Familie am Band und haben Pakete gepackt. Wir haben unsere Online-Umsätze in dieser Phase um einen hohen zweistelligen Zuwachs steigern können. Aber damit können wir trotzdem Umsatzrückgänge um 80% nicht auffangen.
Wie stellt sich die Lage derzeit an Ihren Standorten dar?
Im Laufe des Mai haben wir eine deutliche Frequenzsteigerung verzeichnen können. Anfang Mai waren wir um 50% unter Vorjahr, jetzt sind wir bei -20% Besuchern. Es fühlt sich allmählich wieder normal an. Auf der Ludgeristraße in Münster liegt die Zahl der Besucher jetzt beinahe wieder auf Vor-Corona-Niveau. Allerdings sind die Masken für viele Menschen weiterhin ein Hemmnis. Ich fürchte, dass sich daran vorerst nichts ändern wird. Es müsste ein Schalter in den Köpfen umgelegt werden. Wenn das nicht geschieht, wird wohl erst die Entwicklung eines Impfstoffs nachhaltige Besserung bringen.
Wonach schauen die Kunden derzeit?
Im Sneakerbereich stellen wir guten Betrieb fest. Die Konsumenten suchen nach den angesagten Marken und Modellen. Wir haben auch einige Geschäfte mit Luxusmarken im Sortiment. Auch diese Kunden juckt Corona offenbar wenig: Luxus liegt auf Vorjahr. Wir hatten Kundinnen, die auf ihre alljährliche Osterreise nach New York oder Marrakesch verzichten mussten und sich dann ein „kleines Wohlbefinden“ in Form eines Paares Prada-Schuhe gegönnt haben. Ich bin aber andererseits fest davon überzeugt, dass viele Menschen, die von Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit betroffen sind, derzeit wenig bis gar nicht Mode konsumieren.
Die F/S-Saison soll angesichts der Corona-Krise verlängert werden. Zugleich sollen „Durchläufer“ für F/S 2021 deklariert werden. Hilft Ihnen das?
Es freut mich, dass die Lieferanten bestimmte Produkte in die nächste Saison ziehen werden. Damit halten sie uns den Rücken frei. Im Luxussegment besteht ohnehin schon seit jeher die Situation, dass sich diese Ware nicht so schnell entwertet. Schließlich verkaufen wir hier hochpreisige Produkte auch ganz bewusst unter dem Aspekt der Zeitlosig- und Langlebigkeit. Wenn Unternehmen die jetzt bereits anrollende Herbstware zunächst vereinnahmen, hilft uns das ebenfalls. Für F/S 2021 werden wir definitiv weniger ordern. Ich gehe von 10 bis 20% aus.
In der Branche wird der Umgang mit Rabatten diskutiert. Wie werden Sie sich verhalten?
Wir befinden uns in einem Polypol, daran sollten wir uns gewöhnen. Das heißt: Jeder Unternehmer entscheidet selbst und aus seiner Perspektive heraus. Während offiziell Rabatte noch diskutiert werden, haben die ersten Unternehmen bereits ihre Preise kräftig reduziert. Wir werden das beobachten. Aktuell gehen wir davon aus, dass wir nicht vor dem 1. Juli reduzieren werden. Aber wir werden uns am Markt orientieren. Für uns ist zudem wichtig, dass wir unseren Kunden das „Omnichannel-Gefühl“ nicht nehmen. Wir müssen also auch die Entwicklung online beobachten. Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass viele Unternehmen vor allem aus Liquiditätsgründen den Rotstift ansetzen.
Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des schuhkurier.