Martin Koller war Mitte 20, als sein berufliches Leben eine neue Richtung nahm. Der Ur-Ur-Enkel einer Schuhfabrikanten-Familie aus Österreich stand 1990 vor der Frage, ob er das auf Herrenschuhe spezialisierte Familienunternehmen weiterführen sollte wie bisher oder ob ein anderer Weg mit neuer Strategie und neuen Produkten eingeschlagen werden müsste.
Er entschied sich für letzteres. „Ich habe mich damals gefragt: Was willst Du in Deinem Leben wirklich machen? Wenn Du Schuhe nur für Dich selbst fertigen würdest, wie würden sie aussehen? Welche Materialien würdest Du verwenden?“ Das war die Ausgangsbasis für Think! Die neue Marke war damals Pionier im Bereich nachhaltiger Schuhe aus vegetabil gegerbtem Leder. „Aber nicht, weil wir einen Trend erkannt haben, den wir für uns nutzen wollten. Sondern weil wir das für richtig und sinnvoll hielten. Daran hat sich bis heute nichts geändert“, stellt Firmenchef Koller klar.
Christoph Mayer, stellvertretender Leiter der Produktentwicklung, bringt die Philosophie des Unternehmens auf den Punkt: „Think!-Schuhe müssen sich gut anfühlen, nicht nur an den Füßen, sondern auch im Kopf. Das Gesamtpaket muss stimmen.“ Dinge, die gesund sind, müsse man schön verpacken, schildert Martin Koller. „Wenn das Endprodukt für die breite Bevölkerung zu speziell ist, dann ist es vielleicht ökologisch, aber man erreicht die Menschen damit nicht. Wir waren schon immer der Meinung, dass man maximal ökologisches Denken und das, was die Konsumentin will, in eine Balance bringen muss.“ Dieser Philosophie hat sich Koller verschrieben, mit Leib und Seele: „Ich könnte ohne das hier nicht sein. Und einen Job würde ich nie machen. Für mich ist es ein Beruf, und das kommt von Berufung.“
Während Think! viele Jahre lang weitgehend Einzelkämpferund Nischenanbieter auf dem Gebiet nachhaltiger Schuhe war, ist dieses Segment heute in der breiten Gesellschaft angekommen und beschäftigt alle Unternehmen der Schuhbranche. „Andere entdecken gerade das Thema Nachhaltigkeit für sich. Bei Think! war das schon immer Standard“, berichtet Christoph Mayer. Produziert werden die Schuhe der Marke ausschließlich in Europa (Ungarn, Rumänien, Bosnien, Italien). Auch die Materialien werden weitestgehend von Lieferanten auf dem Heimatkontinent bezogen. Und das bezieht sich auf sämtliche Schuhe der Marke. Verarbeitet wird pflanzlich gegerbtes Leder, und auch bei den Komponenten wird auf Nachhaltigkeit größter Wert gelegt. „Es ist unsere DNA, wir machen nichts anderes“, betont Koller. Die Ausrichtung auf ökologische Produkte engt in manchen Bereichen ein, denn nicht jedes Material ist für Think!-Schuhe verwendbar. Das sieht der Firmenchef als Chance: „Wer als Koch Zugriff auf alle Zutaten hat, kann relativ einfach ein tolles Gericht kreieren. Wenn man aber nur fünf Zutaten verwenden kann und daraus sogar noch ein besseres Gericht zaubern will, dann ist das eine große Aufgabe.“ Ausdrücklich sollen die Schuhe aus Kopfing lange getragen werden. Und sie können bei Bedarf zum Unternehmen geschickt und dort repariert und aufbereitet werden. Pro Jahr werden bis zu 1.000 Paar Schuhe so runderneuert – und danach weiter getragen.