CCC hat angekündigt, sich künftig auf die Märkte in Ost- und Mitteleuropa zu konzentrieren. Was bedeutet das für die HR Group?
Für die HR Group bedeutet diese Ankündigung keine Veränderung, weil wir als HR Group in allen Geschäftsfeldern mit unseren Reno-Filialen, unserem Systemgeschäft sowie unserem E-Commerce-Angebot völlig unabhängig von CCC in Westeuropa, insbesondere in der DACH-Region agieren.
Plant CCC den Ausstieg?
CCC ist historisch betrachtet sehr stark in der Region Central East Europe (CEE) engagiert und habt bis dato in diesen Ländern sehr erfolgreich expandiert. Wir gehen davon aus, dass sich CCC künftig verstärkt auf diese Länder konzentrieren wird. Die börsennotierte CCC S.A. ist Mitgesellschafterin bei der HR Group. Alle weiteren Fragen zu diesem Thema muss CCC beantworten.
Wie hat sich die HR Group im Corona-Jahr 2020 bislang geschlagen?
Der gesamte Textil- und Schuhmarkt wurde durch die Lockdown-Phase sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Das Wiederhochfahren der Filialen im stationären Bereich hat sich aufgrund der erheblichen Frequenzrückgänge als schwierig erwiesen. Dennoch kommt es uns zu Gute, dass unser Geschäftsmodell auf drei voneinander unabhängig laufenden Geschäftsbereichen fußt und diese sich dabei ergänzen. Hierzu zählen erstens das Retail-Geschäft mit den Reno-Filialen, zweitens das Systemgeschäft, bei dem wir europaweit für große Handelsorganisationen deren gesamte Schuhverkaufsflächen als Dienstleister sowohl bewirtschaften als auch managen, und drittens das digitale Standbein, welches wir durch das E-Commerce-Geschäft mit Reno.de sowie Surf4Shoes, dem internationalen digitalen Marktplatz betreiben.
Innerhalb des Systemgeschäfts konnten wir, weil der Lebensmitteleinzelhandel während der Lockdown-Phase seine Flächen geöffnet hatte, glücklicherweise entsprechende Umsätze realisieren. Zudem konnten wir das E-Commerce-Geschäft signifikant ausbauen. Dennoch stehen wir in der Nach-Covid-Phase im stationären Bereich weiterhin vor großen Herausforderungen, da sich die Attraktivität der Standorte zum Teil auch verändert hat. Dies gilt insbesondere für die Shopping Center, bei denen nach wie vor überproportional hohe Frequenzrückgänge zu verzeichnen sind. Gleichwohl ist die HR Group trotz der Herausforderungen robust und stabil im Markt aufgestellt.
Welche Perspektiven sehen Sie für den Schuhhandel im kommenden Jahr?
Das Gesamtjahr 2020 ist für die Schuhbranche ein ausgesprochen schwieriges Jahr. Auch das Jahr 2021 wird durch Covid-19 geprägt sein und der Schuhhandel wird grundsätzlich mit Frequenzrückgängen auf den Verkaufsflächen rechnen müssen. Die Nachfrage wird zurückhaltender und eher bedarfsorientiert sein. Wenn die zum Teil hohen Mieten – insbesondere in den Metropolen – beibehalten werden, sind weitere Leerstände zu befürchten. Hier wird auch die Kommunalpolitik der Städte und Gemeinden gefragt sein, Lösungen zu finden. Dies wird zu einer weiteren Konsolidierung des Schuhhandels führen, bei dem der E-Commerce Bereich überproportional an Bedeutung gewinnen wird.
Rechnen Sie infolge der Corona-Pandemie mit einer deutlichen Veränderung des Konsumverhaltens? Und wie reagiert die HR Group?
Covid-19 hat die Welt und die Märkte erheblich beeinflusst. Und dies führt auch nachhaltig zu einem veränderten Konsumentenverhalten. Kundinnen und Kunden orientieren sich in Folge der Corona-Pandemie mehr am konkreten Bedarf und kaufen besonnener ein. Die für viele zur Gewohnheit gewordene Shopping-Experience der letzten Jahre verliert aktuell mehr und mehr an Bedeutung. Convenience ist weiter auf dem Vormarsch, einerseits durch One-Stop-Shopping, andererseits steigt durch die Zunahme des Home Office der Wohlfühl-Anteil mit dem casual look. Dieses veränderte Kundenverhalten kommt uns letztlich zu Gute, denn unser Geschäftsmodell ist sehr bedarfsorientiert. Dabei dürfte auch unser gutes Preis-Leistungsverhältnis unseres Gesamtsortiments weiter an Bedeutung gewinnen. Den Anforderungen des Marktes entsprechend werden wir unsere Digitalisierungs- und E-Commerce-Strategie noch stärker forcieren.