Am 12. April vermeldete die HR Group, die Unternehmensgruppe im Schuhhandel, die Antragsstellung auf Insolvenz. Für neun deutsche Gesellschaften wurde dafür beim Amtsgericht Osnabrück ein Antrag auf Eröffnung des Verfahrens gestellt. Wenige Wochen zuvor hatte die ehemalige Retail-Sparte Reno, die noch bis zum 1. Oktober 2022 Teil der Unternehmensgruppe war, ebenfalls Insolvenz angemeldet. Seit dem Verkauf von Reno betreibt die HR Group als Service-Dienstleister die beiden verbliebenen Sparten Systemgeschäft und den Logistik-Standort in Thaleischweiler-Fröschen. Gleichzeitig erbringe man weiterhin umfangreiche Services für Reno in den Bereichen IT und Logistik. Die Pandemie, Kaufzurückhaltung und Energiekrise belasteten jedoch die Unternehmensgruppe stark, und auch die in den letzten Monaten stattgefundene Suche nach einem Investor kam zum Erliegen, sodass nun ein Insolvenzantrag nötig wurde.
Das Amtsgericht Osnabrück sei dem Antrag laut Angaben der Unternehmensgruppe gefolgt und habe den Rechtsanwalt Dr. Christian Gerloff der Kanzlei Gerloff Liebler Rechtsanwälte, München zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Dieser soll sich nun gemeinsam mit seinem Team einen Überblick über die Gruppe verschaffen. „Beinahe der gesamte Schuhhandel befindet sich derzeit in der Krise“, kommentiert Gerloff das Verfahren. „Unsere Priorität ist nun, den laufenden Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und alle Optionen auszuloten, die eine tragfähige Zukunftslösung für das Unternehmen und seine Beschäftigten ermöglichen. Das ist auch im Interesse einer bestmöglichen Gläubigerbefriedigung.“
Geschäftsbetrieb läuft uneingeschränkt weiter
Währenddessen soll der Geschäftsbetrieb in allen Gesellschaften der HR Group trotz der vorläufigen Insolvenz uneingeschränkt weiterlaufen. Auch die neuen und bestehenden Aufträge würden laut eigenen Angaben weiterhin abgewickelt. Die Löhne und Gehälter der knapp 750 Mitarbeitenden seien bis Ende Juni 2023 durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Nicht unmittelbar von den Insolvenzanträgen betroffen seien die Auslandsgesellschaften der Gruppe in Polen, Tschechien, Rumänien, Ungarn und der Slowakei.