Zukunft
Bei dem prominentesten Leerstand mit innovativer Nutzung handelt es sich um den Gebäudekomplex der ehemaligen Karstadt- und Deutsche-Bank-Immobilie unweit von Dom und Staatstheater. Unter dem Namen „Lulu“ wird es derzeit von lokalen Künstlern, Winzern, Start-ups, Naturkosmetik-Anbietern, einer Gutenberg-Ausstellung oder auch mal einem Kleiderbasar zugunsten der Ukraine bespielt. Das Zwischennutzungskonzept kommt gut an; mit großer Spannung wird jedoch erwartet, was danach kommt. Auf die Karstadt-Mauern wartet die Abrissbirne, das zugehörige Parkhaus und die Deutsche Bank-Immobilie dürfen bleiben. Auf dem dadurch in zwei Abschnitte geteilten Areal entsteht ein zukunftsweisendes Projekt: Das sogenannte „Lu:“, ein Bauvorhaben, das den Einzelhandelsstandort Mainz künftig maßgeblich prägen könnte. Es handelt sich dabei um ein Mixed-Use-Konzept mit einem 177-Zimmer-Hotel, Gastronomie, Kultur, Eventflächen, Pop-up-Halle und Handel (siehe Interview auf Seite 11). Auch Wohn- und Büroraum soll integriert werden. On top entsteht eine weitläufige Dachterrassenlandschaft, die mit ihren Grünflächen das Mikroklima der City verbessern und Raum für Insekten schaffen soll. Auch eine Rooftop-Bar fehlt nicht. Mit den Investoren, der Ingelheimer J.Molitor Immobilien GmbH und der Sparkasse Rhein-Nahe, die in einem Joint-Venture einen dreistelligen Millionenbetrag investieren, sind Bauherren am Werk, die mit den Risiken und Nebenwirkungen Mainzer Bauvorhaben vertraut sind: Aufgrund der römischen Wurzeln des rheinland-pfälzischen Oberzentrums ist beim Aushub mit archäologischen Funden zu rechnen, die die Bauarbeiten kurzzeitig unterbrechen, im ungünstigsten Fall jedoch neue Planungen erforderlich machen könnten. Sei’s drum, der Mainzer Handel freut sich schon jetzt, dass in der Innenstadt „ein so tolles Projekt realisiert wird“, so Annette Plachetka, Inhaberin des Schuhgeschäfts Schuh-Passion in der Altstadt, „denn wir brauchen Zugpferde!“ Mehr noch: „Von diesem Projekt hängt die Vitalisierung einer wichtigen Shoppingmeile und damit einiges für die Stadt insgesamt ab“, sagt Andreas Kolb, Geschäftsführer der Fritz Frank Schuhe + Sport KG, der fünf seiner 50 Fachgeschäfte und -märkte für Schuhe, Accessoires und Sportausstattung in Mainz führt.