In einer Diskussionsrunde tauschten sich BTE-Präsident Steffen Jost (Modehäuser Jost, Grünstadt), Marina Kloos (Böckmann Modehaus, Recke) und Moritz Schmidt (Modehaus Cohausz, Borken) über aktuelle Herausforderungen im Bereich Personal in der Schuhbranche aus: Mitarbeiter finden, begeistern und halten. So nutzt Böckmann junge Social Media-Kanäle wie Tiktok und Instagram, aber auch direkte Ansprache in Stores und in den Innenstädten, um Auszubildende zu gewinnen. Auch Kunden werden gelegentlich angesprochen: „Meist entwickelt sich das aus dem Gespräch heraus“, so Marina Kloos. Monitore in den Filialen weisen darüber hinaus auf Stellenausschreiben hin. Um erfahrene neue Beschäftigte zu gewinnen, müsse man oft mehr Aufwand betreiben, so Kloos. Sie setzt darauf, dass Mitarbeiter neue Mitarbeiter werben. Zudem spiele das Arbeitsamt in vielen Fällen eine wichtige Vermittlerrolle.
Mitarbeiter werben die besten Mitarbeiter
Im Modehaus Cohausz wurden laut Moritz Schmidt in jüngster Zeit „ausnahmslos alle Stellen mit neuen Kolleginnen besetzt, die wir schon kannten.“ Das seien oft ehemalige Kundinnen, Bekannte und Freunde der Mitarbeiter. Was nicht zum Erfolg geführt habe, seien indes Kampagnen über Social Media oder die Einbindung von lokalen Videobloggern oder regionalen Seiten. „Wir haben kein Problem bei denen, die uns schon kennen. Wir haben ein Problem bei denen, die wir von unserer Branche überzeugen müssen“, so Schmidt. Es sei wichtig, auf die Attraktivität der Branche hinzuweisen und auf die Vorzüge des Unternehmens. Sehr erfolgreich sei das Modehaus Cohausz mit Quereinsteigern. So bringe etwa eine Kollegin aus dem Hotelleriebereich eine ganz neue Kultur ins Unternehmen.
“Es ist für uns kein Maßstab, ob jemand aus der Branche kommt. Die Persönlichkeit muss stimmen. Sie muss zum Modehaus passen. Die Skills, die man fachspezifisch braucht, die haben wir immer geschafft, den Mitarbeitern beizubringen” – Moritz Schmidt, Modehaus Cohausz
Das Modehaus kooperiert auch mit Schulen und bietet Unterrichtsstunden in wirtschaftlichen Fächern an. Die Schüler kommen zu uns, wir unternehmen einen Rundgang durch die Stadt und sprechen über Themen wie die Innenstadtentwicklung, und dann schauen wir uns das Modehaus an“, so Schmidt. Zumindest die Anzahl der Praktika und Anfragen sei gestiegen, seit man auf diese Weise mit Real- und Gesamtschulen (Jahrgänge 9 und 10) zusammenarbeite.
Im Handel hat jeder Karrierechancen
Der Unternehmer Steffen Jost nutzt für die Gewinnung von Auszubildenden unter anderem Messen und bietet Praktika an. „Bei Praktika erkennen wir schon viel von dem, was ein junger Mensch mitbringt“, so Jost. Auch über eine eigene Azubi-Homepage vermittle man Informationen. Zudem besuche man Schulen. Erfahrenere Arbeitskräfte gewinne man über Social Media-Kanäle oder auch über die Empfehlung bzw. Werbung von Mitarbeitern. Jost warb auch dafür, sich bei Verkäuferinnen und Verkäufern nicht zu sehr auf Schulabschlüsse zu konzentrieren. Es gebe Menschen, die mit Bildungseinrichtungen nicht so gut zurecht kommen. „Diese Menschen haben aber oft Begabungen, die für uns im Einzelhandel interessant sind, sie verfügen beispielsweise oft über eine hohe Empathie.“ Dass man mit teils niedrigeren Bildungsabschlüssen dennoch eine Karriere machen könne, das sei gerade im Handel möglich.