Noch gebeutelt von einem anstrengenden Jahr 2016, das vor allem im September für erdrutschartige Umsatzeinbrüche gesorgt hatte, erwarten die Schuhhändler für die nächsten Monate keine Wunder, gehen das Jahr aber offenbar nach dem Motto ’Bange machen gilt nicht‘ an. „Die Stimmung ist teilweise sehr angespannt“, berichtet Jens Beining, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wortmann-Gruppe, im Gespräch mit schuhkurier. 2016 sei vor allem für den deutschen Markt ein sehr schwieriges Jahr gewesen.
„Natürlich stecken dem Handel mehrere schwache Saisons in den Knochen“, resümiert Stefan Frank, Vorstand Marketing und Vertrieb bei Ara. „Aber wir müssen jetzt alle nach vorne schauen.“ Es gebe durchaus Händler, die sich trotz schwieriger Saisonverläufe gut aufgestellt haben. Er beobachte, so Frank, dass viele Händler weniger von Existenzängsten beeinflusst würden als vielmehr von einem „Mangel an Richtung“. Es seien keine eindeutigen Trends erkennbar, an denen man sich ausrichten könne. Das erfordere von jedem Händler, selbst noch mehr Initiative zu ergreifen.
Thomas Stein, der am Gardasee u.a. die neue Maypol-Kollektion vorstellte, freute sich über großes Interesse an neuen modischen Entwicklungen. „Es ist wohl die Zeit, in der Händler sich mehr auf das Besondere konzentrieren und hoffentlich nicht nur das ordern, was alle einkaufen.“
Michael Romberg, Geschäftsführer der Komfortschuhmarke Jana, erwartet „gar nicht so viel Schlechtes“ für das neue Jahr. „Wenn man etwas getan hat, kommt es meist auch zu guten Ergebnissen“, so der Schuhexperte.
Was die Einkaufspreise angeht, so erwarten Vertreter der Industrie insgesamt eine herausfordernde Entwicklungen. Zwar sei auf dem Rohstoff- bzw. Komponentenmarkt eher eine gewisse Entspannug spürbar, jedoch steigen die Lohnkosten in verschiedenen Ländern teilweise dramatisch, beispielsweise in Rumänien. Negative Auswirkungen hat nach Angaben von Schuhherstellern auch die Insolvenz der Reederei Hanjin. „Da explodieren gerade die Kosten, einfach weil weniger Schiffe für den Warentransport verfügbar sind“, so ein Unternehmer.
Aus dem Handel selbst kommen ebenfalls optimistische Signale für das noch junge Jahr 2017: „Es hat wohl jeder im letzten September Federn gelassen“, so ein Unternehmer der Merkur-Gruppe gegenüber schuhkurier. „Das sind aber Entwicklungen, die man kompensieren kann und muss.“ Die Devise für die kommenden Monate lautet für viele größere Händler: Weniger Expansion, mehr Konzentration.
Einen ausführlichen Bericht zur aktuellen Lage der Branche lesen Sie in schuhkurier Ausgabe 3.