Was bedeutet Nachhaltigkeit?

Was ist nachhaltiger? Vegan- oder Lederschuhe?

Die Verhältnisse der Massentierhaltung bringen viele Menschen dazu, sich für einen veganen Lebensstil zu entscheiden. Und während die Tierhaltung tatsächlich für einen großen Teil der freigesetzten Emissionen verantwortlich ist, ist es doch nachhaltig, dann wenigstens das ganze Tier zu nutzen. Können pflanzliche Lederalternativen, bei denen dann nur ein Teil des Materials natürlich ist und ein erheblicher Anteil Kunststoff beigefügt wird, dann überhaupt nachhaltiger sein? „Beides hat seine Berechtigung“, meint Florian Werner: „Wir haben uns dafür entschieden, mit gutem Leder zu arbeiten. Wenn die Tiere ein gutes Leben haben und artgerecht gehalten werden, ist Leder ein nachhaltiges Material.“ Sebastian Thies, der mit Nat-2 ebenso wie Werner 1911 mit Leder arbeitet, sieht die Entwicklung zu mehr Lederalternativen als unvermeidlich an. Wenn der Fleischkonsum sinkt, könne die Nachfrage nach Leder irgendwann nicht mehr nur mit den geschlachteten Tieren erfüllt werden, so seine These: „Wir müssen uns mit Alternativen zu Leder beschäftigen und uns fragen, inwiefern wir die Hersteller der Alternativen auf ihrem Weg unterstützen wollen. Sie benutzen zwar PU, arbeiten aber daran, den Anteil natürlicher Inhaltsstoffe nach und nach zu erhöhen. Wenn man pauschal Materialien mit PU-Anteil ablehnt, wie sollen die sich dann weiterentwickeln?“ Auch Anna-Maria Stefan wirbt dafür, differenziert auf die Lederalternativen zu schauen, gerade weil es so viele verschiedene gibt: „Die Frage ist ja, was als Lederersatzstoff genutzt wird. Teilweise wird auch Papier genutzt, das ist ja nicht weniger natürlich als Leder.“

Die Wünsche der Diskutierenden

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die Diskutierenden nach ihrem Wunsch gefragt, wenn sie einen frei hätten, mit dem sie die Welt ein bisschen besser machen wollen würden.

Sebastian Thies: „Ich wünsche mir, dass Ökologie und Nachhaltigkeit als Schulfach eingeführt wird.“

Florian Werner: „Ich wünsche mir mehr Bewusstsein dafür, dass hinter einem Produkt auch immer Menschen stehen, die hart daran gearbeitet haben.“

Dr. Kristin Stechemesser: „Ich wünsche mir, dass sich Hersteller damit auseinandersetzen, was Nachhaltigkeit genau ausmacht. Gerne auch über die Vorgaben der Nachhaltigkeitssiegel, selbst wenn sie diese dann gar nicht nutzen.“

Anna-Maria Stefan: „Ich wünsche mir, dass sich jeder vor jedem Kauf überlegt, ob er das Produkt wirklich braucht und ob er es nicht schon hat oder sich vielleicht ausleihen könnte.“

Daniela Perak: „Ich wünsche mir mehr Wertschätzung den Produkten gegenüber, die man sich kauft.“