„Das Jahr 2021 hat uns gezeigt, wie anfällig die aktuelle Lieferkette ist. Egal, ob die gesamte Produktion oder nur einzelne Bestandteile nach Asien ausgelagert sind, Corona und Suez-Kanal führten zu signifikanten Lieferverspätungen bzw. zu Stornierungen. Eingeschränkte Verfügbarkeiten werden uns auch weiterhin begleiten“, ist SABU-Geschäftsführer Stephan Krug überzeugt. Die Industrie ist durch das Thema alarmiert: „Die größten Herausforderungen sind die Verwerfungen in der Supply-Chain und die dadurch bedingten Kostensteigerungen und natürlich die gesamte Unvorhersehbarkeit aufgrund der permanent neuen Entwicklungen“, erklärt Ara-Vorstandsmitglied Kresimir Zovak. Andreas Klautzsch, Geschäftsführer von Kennel und Schmenger, erläutert: „Die Beschaffung ist derzeit ein Riesenproblem. Wir beziehen zwar alles in Europa, aber wir müssen dennoch täglich um Materialien und Mengen ringen. Besonders schwierig ist es bei Komponenten für Sohlen, die nur bedingt verfügbar sind. Diese Problematik bezieht sich auf die Produktion der neuen F/S-Modelle, wird aber auch in H/W 23 noch nicht gelöst sein. Wir bleiben dennoch in unserem Rhythmus und früh in unseren Planungen.“ Nach Ansicht von Stephan Krug wäre es „durchaus zweckmäßig, die Produktion wieder näher an Europa und damit an den Absatzmarkt heranzuholen. Im Gegenzug bedeute das aber auch, „dass wir mit steigenden Preisen rechnen und uns intensiver mit dem besseren Vermitteln der Wertigkeit unserer Produkte befassen müssen.“ Dieses Thema sei auch in Zusammenhang mit dem Komplex Nachhaltigkeit relevant: Handel und Industrie sollten sich über eine faire Risikoverteilung in der Wertschöpfungskette einigen, fordert Krug. „Bei einer Vororderquote von aktuell über 80% wird der mittelständische Schuhhandel langsam, aber sicher ausgelöscht, da sich diese Risiko-Umverteilung aus betriebswirtschaftlicher Sicht in Zukunft nur noch schwer oder gar nicht mehr darstellen lässt.“ Auch die ANWR identifiziert die Herausforderungen bei der Beschaffung von Komponenten und Ware als elementares Thema für die Schuhbranche: „Die Lieferketten sind sehr fragil, die Auslieferung der Ware verschiebt sich, die Preise für Rohstoffe, Produktion und Transport und damit schließlich für die Produkte steigen – das fordert alle Marktteilnehmer heraus“, erklärt Vorstandsmitglied Fritz Terbuyken. „Chancen bietet es für den Handel, sich stärker wieder auf europäische Hersteller zu konzentrieren. Die Forderung der Kunden nach Nachhaltigkeit wird diesen Trend ebenfalls fördern. Die Verbraucher werden zunehmend aufmerksamer, wenn es um die Nachhaltigkeit der Produkte geht. Hier sind beide Seiten gefordert – bei der Produktion, aber auch bei der Warenauswahl und Beratung.“