schuhkurier Corona-Ticker
Schuh- und Lederwarenhandel gegen die Pandemie
- 17.03.2020
- Tobias Kurtz
- 28 Minuten
Bitte loggen Sie sich ein, um alle Inhalte abrufen zu können:
Sie haben noch kein Abo?
Jetzt abonnieren und mitlesen!
Schuh- und Lederwarenhandel gegen die Pandemie
Sie möchten weiterlesen?
Sie haben Feedback oder Fragen an das Redaktions-Team?
Sie möchten nichts mehr verpassen?
Abonnieren Sie jetzt unsere Newsletter.
Keine Ausgabe verpassen: Alles aus dem Shoe-Business - kritisch, tiefgründig und vielseitig. 100% Branchenwissen für Ihren Erfolg im Geschäft mit Schuhen. Gedruckt oder als ePaper + alle Inhalte der Website.
Abonnieren Sie den schuhkurier
Ab dem Wochenende startet in Hamburg als erstes Bundesland die 2G-Regelung. Publikumseinrichtungen haben dann die Möglichkeit, Angebote ausschließlich für Geimpfte und Genesene anzubieten.
Anbieter wie Restaurants oder Theater sind dann nicht mehr an Abstandsvorgaben, die Testpflicht oder das Tanzverbot gebunden. Auch die Beschränkung von Sitzplätzen entfällt. Hamburgs Erster Bürgermeister sagte dazu auf der Landespressekonferenz am Dienstag: „Beschränkungen müssen verhältnismäßig sein und dürfen nur so lange erfolgen, wie sie zur Pandemiebekämpfung nötig sind.“
Ausgenommen sind vorerst Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, jedoch nur für sechs Wochen. Danach gelte die Ausnahme nur noch für Kinder bis 12 Jahren. Keine Ausnahmen hingegen gelten für Menschen, die sich wegen einer Vorerkrankung oder Schwangerschaft nicht impfen lassen können.
Wer das 2G-Modell in seinem Unternehmen einführen möchte, muss sich verbindlich online registrieren. Zudem stehen die Betreiber in der Pflicht Impf- oder Genesenennachweise zu kontrollieren.
Auch für den Hamburger Einzelhandel bietet das 2G-Modell Vorteile: Die Pflicht zur Kontaktnachverfolgung per Luca-App oder Namenszettel entfällt.
Laura Klesper
„Wir wollen einen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten und haben unsere Verbindungen zu chinesischen Herstellern genutzt, um medizinische Atemschutzmasken zu besorgen“, erklärt das Pirmasenser Unternehmen.
„Die Überlegung selbst Masken in unserer Manufaktur herzustellen, haben wir schnell wieder verworfen, da in einer Schuhfabrik, ohne sterile Einrichtung, zwar Masken hergestellt werden können, diese entsprechen aber nicht den Anforderungen an Schutzmasken.“
Insofern habe man entschieden, dass den medizinischen und pflegerischen Einrichtungen besser geholfen sei, wenn geeignete Schutzmasken in spezialisierten Einrichtungen eingekauft werden, so das Unternehmen weiter.
Petra Steinke
Der Sportartikelhersteller Adidas erhält einen Kredit über drei Milliarden Euro vom Staat. Allein 2,4 Mrd. Euro trägt die Förderbank KfW.
Die weiteren 600 Millionen Euro teilen sich mehr als sieben Banken. Das Herzogenauracher Unternehmen leidet unter den durch die Corona-Pandemie weltweit vollzogenen Ladenschließungen. So fehlen allein auf dem chinesischen Markt bis zu einer Milliarde Euro.
Im Gegenzug muss Adidas während der Laufzeit des Kredits die Dividende streichen. Auch ein geplanter Rückkauf von eigenen Aktien soll ausgesetzt werden. Vorstände verzichten darüber hinaus in diesem Jahr auf sämtliche Boni und damit auf rund zwei Drittel ihres Einkommens.
Petra Steinke
Im Interview mit schuhkurier erklärt Ricosta-Vertriebsleiter Kai Moewes: „Das Kinderschuh-Segment hat im Angesicht der Krise noch eine etwas bessere Position als andere Bereiche. Kinderschuhe werden immer gebraucht, auch in Zeiten von Corona. Das ist eine große Chance! Unser Telefon steht derzeit nicht still, weil viel Ware nachbestellt wird – und nicht nur in kleinen Mengen, sondern auch in ganzen Sortimenten. Wenn man uns dieser Tage besuchen würde, wäre beinahe kein Unterschied zur üblichen Situation erkennbar. Der Parkplatz ist besetzt wie immer. Unsere Produktion läuft uneingeschränkt weiter; wir haben in allen Bereichen intensive Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Es gibt zahlreiche Video-Konferenzen, in denen wir schnell und effektiv entscheiden. Wer sich ein Büro teilt, arbeitet jetzt im Wochenwechsel. Eine Leere oder Lähmung ist hier bei Ricosta nicht spürbar. Das macht uns viel Freude. Zudem stellen wir auch fest, dass mit Partnern in der Branche andere Gespräche geführt werden als früher. Wir tauschen uns aus, finden gemeinsam nach Lösungen. Und man stellt dabei fest, wer auch in Krisenzeiten den Begriff Partnerschaft ernst nimmt.“
Nach Angaben von World Footwear, einem Projekt des Verbands der portugiesischen Schuhindustrie (APICCAPS), wird die Corona-Krise die Schuhbranche weltweit treffen. Nach einen aktuellen Umfrage gehen drei von vier internationalen Brancheninsidern aktuell davon aus, dass der Schuhkonsum in den kommenden Monaten deutlich zurückgehen wird. Knapp die Hälfte der Befragten geht zudem von fallenden Preisen für Schuhe aus. World Footwear prognostiziert, dass der Schuhkonsum weltweit im Jahr 2020 um 22,5% zurückgehen wird. Dieses Minus entspricht 5,1 Mrd. Paar Schuhen. Besonders deutlich soll der Rückgang mit -27% in Europa ausfallen. Hier könnten die Verbraucher insgesamt 908 Mio. Paar Schuhe weniger kaufen als im Vorjahr. Auch für Nordameriika (-21% bzw. 696 Mio. Paar Schuhe) und Asien (-20% bzw. 2,4 Mrd. Paar Schuhe) wird mit einem deutlichen Rückgang des Schuhkonsums gerechnet.
Helge Neumann
Der Einzelhandel bereitet sich auf die Zeit nach den wegen der Coronavirus-Krise erlassenen Ladenschließungen vor und macht in einem Zehn-Punkte-Plan deutlich, wo die Knackpunkte für die Branche liegen. „Der HDE fordert von der Politik, die Öffnung aller Einzelhändler zu genehmigen, sobald dies gesundheitspolitisch vertretbar ist. Denn die Unternehmen verlieren durch die Ladenschließungen täglich einen Milliardenbetrag. An den derzeit geschlossenen Händlern hängen 1,7 Mio. Jobs. Wenn die Läden in den Innenstädten noch lange flächendeckend schließen müssen, droht eine gewaltige Pleitewelle“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Bei den Regelungen nach den Ladenschließungen gehe es vor allen Dingen um ein gut koordiniertes Vorgehen von Bund, Ländern und Kommunen. Die schrittweise Rückkehr zu einem geordneten Geschäftsbetrieb sollte nach einheitlichen, nicht-diskriminierenden Vorgaben für den gesamten Einzelhandel erfolgen. „Lockerungen der Ladenschließung dürfen sich nicht an Betriebsgrößen, Verkaufsflächen oder Einzelhandelsbranchen festmachen. Das führt ansonsten zu Wettbewerbsverzerrungen, Rechtsunsicherheit und kollektiver Verunsicherung“, so Genth weiter Der Handel brauche einheitliche, klare und unkomplizierte Regelungen.
Helge Neumann
„Es ist die größte Herausforderung in unserer Firmengeschichte“, sagt Markus Schelkle im Gespräch mit LR. Aktuell gehe es vor allem um die Sicherung der Liquidität. Gleichwohl liefen bestimmte Marketingaktivitäten weiter. „Unseren Nachhaltigkeitsansatz, unsere Firmenwerte, spielen wir weiter über die verschiedenen Kanäle aus. Das Thema bleibt wichtig – und wird für die Konsumenten „nach Corona“ vielleicht noch mehr Bedeutung bekommen, wenn sie eine gewisse Sicherheit wiedergewonnen haben.“
Tobias Kurtz
„Unsere fünf Läden sind wie alle anderen Geschäfte seit dem 18. März geschlossen“, berichtet Dietmar Jost. „Den Rest der Woche arbeiteten wir im Großhandel noch normal. Am Montag, den 20. März, erhielten wir sehr viel Ware von unseren Händlern zurückgeschickt. Außer Online-Händlern lässt niemand eine Belieferung zu. Wir räumten unser Lager auf und legten es sozusagen in den „Winterschlaf“. Unsere Mitarbeiter haben im März Überstunden abgebaut und Resturlaub genommen. Wir haben für März daher noch komplett die Löhne selbst gezahlt, inkl. der Sozialbeiträge u.a. für die Krankenkasse. Seit Anfang April sind aber auch die Mitarbeiter im Großhandel zu 100 Prozent in Kurzarbeit.
Wir drehen aktuell an allen Stellschrauben, um die Auszahlungen zu senken und die Liquidität im Griff zu halten. Dafür sprechen wir auch mit unseren Lieferanten in Polen, China und Indien.“
Tobias Kurtz
Mit einer Vielzahl an Initiativen, die momentan in Berlin versuchen Einfluss auf die politischen Entscheider zu nehmen, sei auch der HDSL aktiv beteiligt, erklärt Carl-August Seibel. „Hier gilt die Task Force des ZGV mit Günter Althaus an der Spitze zu nennen, der Aufruf der ANWR für ein Globaldarlehen an die Verbundgruppe oder auch der Vorstoß des Dachverbandes des HDS/L, Textil+Mode, der mit seiner Präsidentin Ingeborg Neumann an der Spitze einen direkten Draht zu vielen Ministerien hat. Ziel all diesen Handelns ist, schnell und unbürokratisch klare Hilfen für den Mittelstand in Form von Direktzuschüssen, KfW-Darlehen und schnellen Vollbürgschaften des Bundes zu bekommen.“
Es habe auch schon erste Reaktionen der Politik gegeben. „Schon in der ersten Woche der Corona Krise haben wir in einem Brief an die Bundesminister Altmaier und Scholz um die dringende Unterstützung der ZR-Banken gebeten. Für uns war schon früh erkennbar, dass KfW Programme nicht ausreichen. Vor allem kleinere Schuh- und Lederwarenhersteller kommen über die Hausbanken nicht an die Programme, deshalb haben wir schon am 20. März Zuschüsse und Direktbeihilfen gefordert. Ingeborg Neumann, die Präsidentin von Textil+Mode hat das Gespräch mit Staatssekretär Dr. Ulrich Nußbaum aufgenommen und die entsprechenden Forderungen gestellt. An diesem Wochenende hat die EU grünes Licht für solche Instrumente durch die Mitgliedsstaaten bis 800.000 Euro zugestimmt. Das ist ein erster, großer Erfolg. Und am Montag hat die Bundesregierung ein entsprechendes Programm auf nationaler Ebene aufgelegt.“
Petra Steinke
Um eine Pleitewelle im Mittelstand zu verhindern, hat die Bundesregierung am 6. April neue Finanzhilfen beschlossen. Laut Finanzminister Olaf Scholz und Wirtschafsminister Peter Altmaier sollen kleine und mittlere Betriebe je nach Größe ohne Risikoprüfung bis zu 800.000 Euro erhalten können. Dabei übernimmt der Staat 100% des Kreditrisikos. „Für diese Pandemie gibt es keine Blaupause. Als Bundesregierung müssen wir entschlossen und kraftvoll agieren – und die Situation ständig genau beobachten. Mit dem KfW-Schnellkredit legen wir jetzt ein weiteres Programm auf, das neben die bereits bestehenden Angebote tritt. Es wendet sich an kleinere und mittlere Firmen und Betriebe, die jetzt sehr sehr rasche Unterstützung benötigen und auf andere Bedingungen abstellen als unsere anderen Hilfen, die natürlich fortbestehen“, erklärte Bundesfinanzminister Olaf Scholz. „Durch die 100-prozentige Haftungsfreistellung und den Verzicht auf eine übliche Risikoprüfung wird sichergestellt, dass diejenigen Unternehmen, die nur durch die Corona-Pandemie in Schwierigkeiten geraten sind, rasch einen Kredit bekommen. Wir rechnen mit sehr vielen Anträgen und werden zusammen mit den Banken und Sparkassen alles dafür tun, die technischen Voraussetzungen für eine schnelle Auszahlung zu schaffen“, ergänzt der KfW-Vorstandsvorsitzende Dr. Günther Bräunig.
Die Schnellkredite der KfW im Überblick.
Helge Neumann
Ein konkretes Datum zur Beendigung des umfassenden Lockdowns des öffentlichen Lebens und vieler Geschäfte wird derzeit immer wieder nach hinten verschoben. Gleichzeitig werden Fragen lauter, unter welchen Bedingungen die Wiedereröffnung passieren sollte. Eine sofortige Rückkehr zum Normalzustand ohne Einschränkungen wird es wohl nicht geben; wahrscheinlich ist, dass sich stationäre Händler und Dienstleister auf eine Art „Hygienekatalog“ einstellen müssen, welcher bauliche Maßnahmen sowie den Geschäftsbetrieb vorschreiben wird. Auf Basis der aktuellen Vorschriften, die bereits für die gegenwärtig geöffneten Geschäfte gelten, hat der Mittelstandsverbund (ZGV) eine Liste der Vorschriften erstellt, welche derzeit in den sogenannten systemrelevanten Betrieben (Apotheken, Lebensmitteleinzelhandel etc.) zu beachten sind.
Helge Neumann
Die Corona-Krise wird die Schuhbranche noch viele Monate beschäftigen, sagt Jens Große-Kreul. „Es ist der komplette Wahnsinn! Der Zeitpunkt der Ladenschließungen könnte für den Handel nicht schlechter sein! Wäre es z.B. im Januar zu Ladenschließungen gekommen, hätte vor allem die Industrie ein Riesenproblem gehabt. So trifft es aber nun den Handel in voller Härte. Uns gehen massiv Umsätze verloren“, berichtet der Gladbecker Schuhhändler im Gespräch mit schuhkurier. Dabei würden die Lieferanten sehr unterschiedlich mit der Situation umgehen. „Während einige sehr bemüht sind, verweigern sich andere. Übrigens habe ich die besten Angebote von meinen Textillieferanten erhalten. Die haben sehr faire Angebote gemacht. Dagegen müssen wir ja bei den Schuhherstellern schon mit 60 Tage Valuta zufrieden sein. Obwohl uns das auch nicht wirklich weiterbringen wird“, so Große-Kreul. Schließlich würde das Problem auf diesem Wege in den Sommer verlagert werden. „Was da noch an Rechnungen auf uns zukommen werden…! Und das bei eher niedrigen Umsätzen, denn wir werden sicher nicht direkt gut verkaufen, sollten die Geschäfte wieder öffnen dürfen, weil die Kunden noch sehr zurückhaltend sein werden. Da wird uns noch einiges um die Ohren fliegen.“
Helge Neumann
Ab April lässt Birkenstock zunächst für zwei Monate die Fertigung an seinen deutschen Produktionsstandorten ruhen. „Mit dieser Unterbrechung der Produktion trägt unser Unternehmen seinen Teil zur Eindämmung des Virus bei. In der fertigungsfreien Zeit bereiten wir uns aber intensiv auf eine schnelle Wiederaufnahme des Betriebs vor. Nachdem wir unsere F/S 2020 Kollektion weltweit schon so gut wie vollständig ausgeliefert haben, können wir den Handel auch in allen Ländern sofort mit unseren aktuellen Lagerkapazitäten von zehn Millionen Paar unterstützen, sobald die allgemeine Situation dies zulässt und die Stores wieder öffnen“, erklärt Oliver Reichert, CEO der Birkenstock Group. „Gleichzeitig reagieren wir mit dieser Maßnahme auf die momentanen Schwierigkeiten in unserer Lieferanten- und Logistikkette. Aufgrund des derzeitigen Shutdowns in ganz Europa kommt die Versorgung mit unseren Rohstoffen momentan weitestgehend zum Erliegen. Diese beziehen wir zum Großteil aus Italien und Spanien. Hierbei handelt es sich um die in Europa aktuell am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder, die auch bei uns zu erheblichem Arbeitsausfall führt. Darüber hinaus ist an den beiden sächsischen Standorten in Görlitz und Bernstadt für die polnischen und tschechischen Berufspendler in der Belegschaft durch die gegenwärtige Grenzschließung in Polen und Tschechien kein freier Verkehr mehr gegeben“, so Markus Bensberg, CEO Birkenstock Group.
Helge Neumann
„Die Entscheidung, von Vermietern unserer Läden die Stundung der Miete für April zu verlangen, wurde von vielen von Ihnen als unsolidarisch empfunden“, schreibt der Sportartikelkonzern aus Herzogenaurach in einer Mitteilung. „Ihre Meinung ist uns wichtig, und Ihre Meinung ist eindeutig: Sie sind von Adidas enttäuscht.“ Daher wolle man sich in aller Form entschuldigen. „Wir haben unseren Vermietern die Miete für April bezahlt. Fairness und Teamgeist sind seit jeher eng mit Adidas verknüpft und sollen es auch bleiben.“
„Die kleinen, individuellen Händler müssen sich zusammentun“, ist Marcus Keller-Leist, Schuhhändler aus Ludwigshafen, überzeugt. „In Zeiten der Internetgiganten sowieso, aber auch, weil immer mehr Industrieunternehmen eigene Shops starten.“ Und wenn Händler im Internet aktiv seien, so müsse gewährleistet sein, dass sie damit auch Geld verdienen können. Das aber sei mit einem erheblichen Aufwand verbunden, den ein Schuhhändler kaum zusätzlich leisten könne. „Der Verkauf über Plattformen verlangt ein umfangreiches Wissen und ist ein Fulltime-Job für Profis. Der durchschnittliche Händler wird hier keine Umsätze erzielen“, ist Keller-Leist überzeugt. Darum wolle man den Händlern den Aufwand abnehmen. Mit Hilfe von Shopfair24, das Marcus Keller-Leist und Senior Edmund Keller vor einigen Jahren übernahmen, ist es möglich, Sortimente stationärer Händler über Internet-Plattformen anzubieten.
Das Coronavirus wirbelt die Schuhbranche durcheinander – und damit auch den Messekalender. Die nächste Ausgabe der Expo Riva Schuh findet nicht statt. Die Veranstalter haben die Schuhmesse, die für den Zeitraum 13. bis 16. Juni 2020 geplant war, abgesagt. Die dramatische Ausbreitung des Corona-Virus in Italien und Europa lasse die Durchführung der Expo Riva Schuh nicht zu, teilten die Veranstalter mit. Zur weiteren Planung habe man eine Befragung unter Besuchern und Ausstellern der Schuhmesse in Riva del Garda gestartet. So solle geklärt werden, ob die Ausgabe der Messe, die ursprünglich für Januar 2021 geplant war, auf Ende 2020 vorgezogen werden kann.
Helge Neumann
Die Corona-Krise trifft Zalando. Das Unternehmen aus Berlin erwartet, dass im ersten Quartal das Wachstum des Umsatzes und des Bruttowarenvolumens (Gross Merchandise Volume, GMV) trotz starker Zunahme zu Jahresbeginn deutlich unterhalb des erhobenen Analystenkonsensus vom 11. März liegen wird. Die Analysten erwarteten damals ein Umsatzwachstum in Höhe von 19%, ein GMV-Wachstum von 22,8% und beim bereinigten EBIT ein Minus in Höhe von 28 Mio. Euro. „Da die Verbraucher ihr Verhalten an die neue Situation anpassen und kurzfristig ihre Konsumausgaben einschränken, haben wir seit den Ausgangsbeschränkungen in mehreren Ländern negative Auswirkungen auf unseren Umsatz verzeichnet, was sich auch auf unser Finanzergebnis auswirkt“, heißt es in einem Brief des Zalando-Vorstands. Auch die Prognose für das Gesamtjahr 2020 könne nicht erreicht werden.
„Als Europas führende Modeplattform teilen wir Risiken und Chancen mit der Modebranche“, teilt der Zalando-Vorstand weiter mit. Der Onlinehändler wolle die Anbindung des stationären Handels an die Plattform beschleunigen, damit dieser zumindest einen Teil seines Geschäfts aufrechterhalten könne. Vom 1. April bis zum 31. Mai zahlen daher neue und bestehende Partner des Connected Retail-Programms keine Kommission, wenn sie ihr Sortiment bei Zalando anbieten und über die Plattform verkaufen. Darüber hinaus wechselt das Unternehmen von monatlichen zu wöchentlichen Auszahlungen, um bei finanziellen Engpässen zu helfen und Liquidität zu unterstützen.
Helge Neumann
Die ANWR Group fordert zur Sicherung der Liquidität vieler tausender Anschlussunternehmen im mittelständischen Einzelhandel, für die letzte Meile der Verteilung der staatlichen Corona-Fördermittel die bereits bestehenden Strukturen der Verbundgruppe zu nutzen. „Wir sind in der Lage, die bereitgestellten Fördermittel des Staates schnell und unkompliziert dahin zu bringen, wo sie jetzt gebraucht werden“, so Frank Schuffelen, Vorstandssprecher der ANWR Group. „Dazu ist es notwendig, die Zentralregulierer mit einem sogenannten ’Globaldarlehen’ der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) auszustatten”. Dieser Weg sei innerhalb der beschlossenen Gesetze möglich. Zentrales und verbindendes Element zwischen Handel, Lieferanten bzw. Industrie und Verbundgruppe sei die Zentralregulierung. Dabei übernehme die zur ANWR Gruppe gehörende DZB Bank die Garantie für die Zahlungsfähigkeit der Handelsunternehmen und die termingerechte Zahlung gegenüber den Lieferanten bzw. Industriepartnern. Mit Hilfe eines Globaldarlehens könnte die ANWR Group nach eigenen Angaben über die DZB Bank den Händlern kurzfristig die bereitstehenden KfW-Mittel zur Verfügung stellen. Andere Verbundgruppen außerhalb der ANWR Group verfügten über vergleichbare Systeme mit entsprechenden Dienstleistungsvereinbarungen. Die technische Infrastruktur der Verbundgruppen könne sofort genutzt werden, teilte die ANWR mit.
Helge Neumann
Nach Berechnungen der Handelsverbände Textil (BTE), Schuhe (BDSE) und Lederwaren (BLE) werden an normalen Verkaufstagen im Durchschnitt täglich mehr als 10 Mio. Hosen, Shirts, Schuhe und Taschen verkauft, die nun nicht über die Ladentheke gehen. „Ende März dürfte die Summe der unverkauften, aber vom Handel bereits bezahlten Teile die 100-Millionen-Grenze überschritten haben“, schätzt BTE-Hauptgeschäftsführer Rolf Pangels.
Zusätzliches Problem: Da im Modehandel eine kontinuierliche Warenbelieferung mittlerweile die Regel ist, bekommen die Geschäfte in den nächsten Wochen vertragsgemäß weiterhin neue Ware geliefert – trotz geschlossener Läden. „Je länger die Schließung dauert, desto unwahrscheinlicher wird es, dass die Ware noch verkauft werden kann“, so Pangels. Denn durch den modischen Wechsel lassen sich Hosen oder Schuhe aus der Frühjahrskollektion im Sommer kaum noch verkaufen. „Allein der Wertverlust der Ware ist für viele Händler ruinös!“
Petra Steinke
Assima-Geschäftsführer Dimitrios Ioannidis lobt die Vertragslieferanten. Sie hätten „die Wünsche und die Erwartungshaltung der Assimisten bei weitem übertroffen“. Das komplette Interview lesen Sie hier.
In einem Interview mit schuhkurier erklärt die Unternehmerin: „Wir sind alle gesund. Dafür bin ich sehr dankbar. Die Situation ist sehr kompliziert in Italien. Alles hat sich verändert. Die Stimmung in unseren Städten ist gespenstisch. Ich glaube nicht, dass sich die Situation am 3. April deutlich entspannen wird. Vielmehr fürchte ich, das Ganze wird länger dauern. Die Schulen in Italien sind bereits seit sechs Wochen geschlossen. Das war anfangs auch nur für zwei Wochen vorgesehen.“ Mit Blick auf ihre Geschäftsbeziehungen sagt Terrin: „Ich erlebe viel Solidarität. Als die Corona-Krise in Italien ihren Lauf nahm, haben sich viele Kunden bei mir gemeldet und sehr positiv reagiert. Es gab viel Verständnis und Unterstützung – und kaum Stornos. Dafür bin ich sehr dankbar. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Dass jetzt die Läden auch in anderen Ländern geschlossen sind, ist natürlich eine zusätzliche Verschärfung der Situation. Ich bin umso mehr dankbar für jede bezahlte Rechnung und jeden nicht stornierten Auftrag. Wir werden uns für jede Solidarität revanchieren. Ich hoffe, dass wir diese Situation gemeinsam meistern und sich alles bald wieder normalisiert.“
Petra Steinke
„Wir bekommen einen Strukturwandel im Zeitraffer. Die Überlebenden werden größer und stärker werden“, sagt Dr. Joachim Stoll. Er betreibt in Frankfurt ein Lederwarenfachgeschäft sowie den Online-Shop Koffer24.de. Das komplette Interview lesen Sie hier.
Diese Entwicklung war vorhersehbar: Der starke Anstieg der Corona-Infektionen in Deutschland und die damit einhergehenden Maßnahmen bzw. Beschränkungen hat das Konsumklima einbrechen lassen. Der Wert von 2,7 Punkten ist nach Angaben der GFK der niedrigste Wert seit Mai 2009. Damals lag das Konsumklima während der Finanz- und Wirtschaftskrise bei 2,6 Punkten. Die Experten der GFK erwarten eine Rezession. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung ziehen wir unsere Konsumprognose von einem Prozent Wachstum für das Jahr 2020 zurück. Handel, Hersteller und Dienstleister müssen sich auf eine Rezession einstellen“, erklärt Rolf Bürkl, GfK-Konsumexperte. „Wie schwer diese ausfällt, wird letztlich davon abhängen, wann die Wirtschaft wieder in eine Art Normalität zurückfindet. Eine seriöse Konsumprognose kann sicherlich erst dann erfolgen, wenn absehbar ist, wie lange die Corona-Schutzmaßnahmen anhalten werden.“
Helge Neumann
Eine ganze Branche mit Hunderttausenden von Arbeitsplätzen in Handel und Industrie stehe angesichts der Coronakrise vor dem Aus, warnen die Verbände BTE und GermanFashion. Das Coronavirus habe die Fashion-Branche genauso heftig getroffen wie Gastronomie und Kultureinrichtungen. Tausende Boutiquen, Schuhgeschäfte und Modehäuser und damit ihre Lieferanten stünden vor dem Aus. Bereits die beschlossenen Öffnungsverbote bis Ende April werden zu zahlreichen Insolvenzen führen, heißt es in dem gemeisamen Appell der beiden Verbände. „Wenn nicht spätestens im Mai die Geschäfte wieder öffnen, droht eine noch nie dagewesene Insolvenzwelle speziell von mittelständischen Händlern und Lieferanten.“ Die Verbände BTE und GermanFashion fordern daher rasche Hilfen von der Politik. Ein finanzieller Schutzschirm wäre die beste Lösung. Nach Ende der erzwungenen Ladenschließung wären ebenso neue unbürokratische Möglichkeiten für Sonntagsöffnungen eine echte Hilfe. Die Verbände wollen dazu mit einem konkreten Maßnahmenkatalog auf die Politik zugehen.
Helge Neumann
13 Unternehmen aus Modehandel und Textilindustrie fordern in einem offenen Brief, dass die Regierung den Top 30 Textilen Industrieunternehmen einen Liquiditätsfonds von 850 Mio. Euro zur Verfügung stellt. Die daraus entstehende Liquidität solle die Industrie dann nutzen, um dem Facheinzelhandel alle Herbst/Winter Lieferungen (Juli bis November) mit 180 Tagen Valuta zukommen zu lassen. Die Industrie übernehme 10% des Haftungsrisikos. Die Verwaltung, Kontrolle und Rückführung würden von einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungskanzlei (EY, PWC o.ä.) übernommen. Mit dieser staatlichen Hilfe seien die Warenflüsse gesichert und die Liquidität bleibe für 180 Tage im Handel. Der Fonds solle nach Ablauf entsprechend aufgelöst und zurückgeführt werden.
„Mit dieser Maßnahme können Facheinzelhandel und Industrie wieder zu einem normalen Modus finden. Die Top 30 der Industrie stehen für ca. 60% des Umsatzes im deutschen Facheinzelhandel. Die Industrie alleine kann diese Aufgabe aufgrund des Volumens nicht bewältigen.“
Folgende Unternehmen gehören zu den Unterzeichnern des Briefes:
* Betty Barclay Group, Geschäftsführer Robert Küper
* Bogner GmbH Geschäftsführer Heinz Hackl
* Brax GmbH, Geschäftsführer Stefan Brandmann
* CBR Group, Geschäftsführer Jim Nowak
* Falke GmbH, Franz-Peter Falke, Paul Falke
* Fuchs &Schmitt, Geschäftsführerin Andrea Krumme
* Katag AG, Geschäftsführer Daniel Terberger
* Marc Cain GmbH, Geschäftsführer Frank Rheinboldt
* Marc Polo AG, Geschäftsführer Dieter Holzer
* Mey GmbH, Geschäftsführer Matthias Mey
* Olymp/Bezner GmbH, Geschäftsführer Mark Bezner
* Opus GmbH, Geschäftsführer Stefan Leewe
Petra Steinke
Die Online-Plattform Ebay hat ein Soforthilfeprogramm ins Leben gerufen, um deutsche Händler in der Corona-Krise zu unterstützen.
Tobias Kurtz
Der französische Schuhhersteller Mephisto hat einen umfangreichen Maßnahmenkatalog erstellt, um seine Partner im Handel in Corona-Zeiten zur Seite zu stehen. Zu den Maßnahmen gehören unter anderem:
* ein sofortiger Stopp aller Warenauslieferungen während der verordneten Geschäftschließungen
* eine zusätzliche 30-tägige Valuta auf alle offenen Rechnungen und Aufträge der F/S20-Saison
* eine zusätzliche 30-tägige Valuta auf alle Aufträge der H/W20 Saison
Individuelle Warenauslieferungen in Absprache sind laut dem Herstelle jederzeit möglich. Die Verkaufsabteilung in der Zentrale sei deutschsprachig besetzt, alle weitere Abteilungen in kleinerer Besetzung oder Homeoffice. Der Geschäftsbetrieb laufe weiter. Der BtoB-Service bleibe bestehen und ermögliche kurzfristige Nachbestellungen, um das noch verbleibende Internetgeschäft der Kunden aufrecht zu erhalten. Die Ansprechpartner im Außendienst seien für die Kunden erreichbar und unterstützten so gut wie möglich; Terminabsprachen und Order seien möglich.
Darüberhinaus will Mephisto nach eigenen Angaben sein umfangreiches Nachlieferprogramm auch in den nächsten Monaten in gewohnter Auswahl und Verfügbarkeit bestücken und seinen Kunden die Möglichkeit geben, auf saisonale Nachfragen kurzfristig zu reagieren.
Petra Steinke
Die Corona-Krise trifft Bert Laner. Der Inhaber von Laner Schuh führt in zweiter Generation insgesamt 15 Schuhgeschäfte in Österreich. In einem Leserbrief an die schuhkurier-Redaktion beschreibt der Unternehmer, was der Handel braucht, um die aktuelle Krise bewältigen zu können. Für Laner steht fest: Nach dem Prinzip „Weiter so“ wird es nicht gehen. Vielmehr stellt der Händler konkrete Lösungsvorschläge zur Diskussion. Im Kern steht dabei die Forderung nach höheren Handelsspannen. Bert Laner: „Wenn alle Lieferanten die Grundspanne auf ein Minimum von 2.5 bis 3.0 erhöhen, verschieben sich Eckpreislagen – ja, aber es trifft alle gleichermaßen. Für die produzierende Industrie würde das bedeuten, es trifft nicht Ihre eigene Spanne am Produkt, es müssen einfach die Verkaufspreise nach oben gebracht werden. Der Schuhhandel braucht, um modern verkaufen zu können, endlich höhere Deckungsbeiträge.“ Den vollständigen Leserbrief von Bert Laner lesen Sie hier.
Helge Neumann
In der Corona-Krise werden die Forderungen an die Vermieter, den Handel durch das Aussetzen von Mieten zu unterstützen, lauter. Das Luv Shopping-Center in Lübeck hat bereits reagiert. Die Betreiber, ein Tochterunternehmen von Ikea, hat beschlossen, bis auf Weiteres auf Mietzahlungen zu verzichten. Diese Maßnahme soll bis zur Aufhebung der verordneten Ladenschließungen gelten. Unter anderem betreibt Görtz eine Filiale im Luv Shopping Center. Dagegen verweist die ECE auf die angekündigten Hilfsmaßnahmen der Regierung. Das Tochterunternehmen der Otto Group betreibt insgesamt 195 Shopping-Center. „Der Bundesfinanzminister hat einen Notfallfonds für kleinere und mittlere Unternehmen angekündigt, aus dem auch Mieten bezahlt werden sollen. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass dieser jetzt schnell und unbürokratisch kommt“, teilt ein Sprecher von ECE auf Anfrage von schuhkurier mit. Unabhängig davon sei die ECE im engen Austausch mit den Eigentümern der Center, um gemeinsam Lösungen zu finden, wie die Mieter unterstützt werden können. „Die ECE betreibt und vermietet die Center im Auftrag der Eigentümer und kann daher nicht selbst über mögliche unterstützende Maßnahmen – gleich welcher Form – entscheiden. Deshalb stehen wir dazu aktuell im intensiven Dialog mit den Investoren.“
Helge Neumann
In einem Interview mit schuhkurier erklärt der Schuhhändler aus Stadtlohn: „Nein, Angst habe ich nicht. Wir sind zum Glück kein großes Unternehmen, aber auch nicht ganz klein und haben noch den persönlichen Draht zu unseren Mitarbeitern und Geschäftspartnern. Ich glaube, diese Größenordnung sollte die resistenteste sein. Sorge bereitet mir, dass ja fast die ganze Frühjahrsware noch da ist – wir haben also, wenn neue Ware kommt und sich die Situation nicht schnell ändert, kaum Platz. Und mich beunruhigt, dass es im Zuge der Krise zu erheblichen Preisnachlässen kommen wird. Das wird die Lage für uns Händler zusätzlich verschärfen.“
Petra Steinke
Die Corona-Epidemie stellt den Einzelhandel vor sehr große Herausforderungen. Viele Handelsunternehmen müssen schließen – die verlorenen Umsätze liegen pro Tag bei rund 1,15 Mrd. Euro. Gleichzeitig sehen sich die Lebensmittelhändler mit ungewöhnlich großem Kundenaufkommen und logistischen Herausforderungen konfrontiert. Was braucht der Handel von der Politik, um die Coronavirus-Krise meistern zu können? Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat die konkreten Maßnahmen, die jetzt nötig sind, in einem Acht-Punkte-Plan zusammengefasst.
Helge Neumann
„Unsere vordringlichste Aufgabe ist es, in dieser existenzgefährdenden Krise die Mitglieder sowie die Handelspartner der angeschlossenen Verbände mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen”, erklärt ANWR-Vorstandsmitglied Frank Schuffelen. „Dafür analysieren und bündeln wir in enger Abstimmung mit unseren Banken und Fachgesellschaften die herausfordernden Themen, um die richtigen Antworten zu geben und dort, wo wir es selber in der Hand haben, Lösungen anzubieten.“
Oberstes Ziel sei es, die Mitglieder und Handelspartner in allen wichtigen Belangen zu unterstützen und gemeinsam mit Industrie und Verbänden an zukunftsorientierten Lösungen zu arbeiten. „Wir sitzen alle in einem Boot und können die Herausforderungen nur gemeinsam organisieren und bewältigen. Deswegen ist ein Schulterschluss in dieser Phase mit allen Beteiligten besonders wichtig. Darüber hinaus benötigen wir unbürokratische und wirksame Unterstützung des Staates und der Länder, die unmittelbar bei unseren Mitgliedern und Handelspartnern ankommt.“ Die ANWR Gruppe sei daher in Gesprächen mit Bundes- und Landesregierungen, Kredit- und Förderbanken, Warenkreditversicherern, dem Mittelstandsverbund ZGV und dem Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie e.V. HDS/L, damit zielgerichtet Lösungen entwickelt werden.
„Gemeinsam mit dem Mittelstandsverbund ZGV und dem Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie e.V. HDS/L bemühen wir uns aktuell um einen Termin im Bundeswirtschaftsministerium, um dort eine übergeordnete Lösung für die Mitglieder und Handelspartner der Verbundgruppen besprechen und gestalten zu können. Die zur Unternehmensgruppe gehörenden Kreditinstitute DZB Bank und Aktivbank sind ebenfalls im intensiven Dialog mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) als wichtigem Kapital- und Bürgschaftsgeber sowie mit den Warenkreditversicherern.“
Petra Steinke
Wie die Heilbronner Verbundgruppe mitteilt, wolle man aus Sicherheits Folgende Veranstaltungen werden nach Angaben der Verbundgruppe abgesagt:
* Unternehmerreise Ostseeküste (01. bis 04. Mai 2020)
* Treffen Kreis Junger Unternehmer Berlin (14./15. Mai 2020)
* Generalversammlung der SABU eG Maastricht (22. bis 24. Mai 2020)
* SABU Cup (21./22. Juni 2020)
Petra Steinke
Die bayerische Gemeinde Mitterteich ist der erste Ort in Deutschland, über den eine Ausgangssperre verhängt wurde. Ob es deutschlandweit dazu kommen könnte, ist derzeit offen. schuhkurier informiert, was Arbeitgeber im Falle einer Ausgangssperre beachten müssen.
Unter besonderen Bedingungen, wie dem sprunghaften Anstieg an Infektionen mit dem Corona-Virus kann eine Ausgangssperre verhängt werden. Arbeitgeber, deren Mitarbeiter nicht im Homeoffice tätig sein können, müssen ihren Angestellten im Falle einer Ausgangssperre eine entsprechende Bescheinigung für den Hin- und Rückweg zum Arbeitsort ausstellen.
Ausgangssperren unterliegen dem Infektionsschutzgesetz und werden von den einzelnen Ländern und Gemeinden ausgerufen. Für Bürger und Bürgerinnen bedeutet es, bis auf einige Ausnahmen, den eigenen Wohnort nicht mehr verlasse zu dürfen.
Zu den Ausnahmen zählen:
– Hin- und Rückweg zur jeweiligen Arbeitsstätte mit Bescheinigung des Arbeitgebers
– Einkäufe für den Bedarf des täglichen Lebens
– Besuche von Arztpraxen, Sanitätshäusern, Optiker, Hörgeräteakustiker und
Gesundheitspraxen (z. B. Physiotherapieeinrichtungen)
– Apothekenbesuche
– Besuche von Filialen der Deutschen Post
– Tanken an Tankstellen
– Geldabheben bei Banken
– Hilfeleistungen für Bedürftige
– Feuerwehrkräfte und Rettungskräfte auf dem Weg zum Stützpunkt oder Einsatzort
– Notwendiger Lieferverkehr
– Abgabe von Briefwahlunterlagen
– Unabdingbare Versorgungen von Haustieren
Laura Klesper
Mit 100 von 135 Mitarbeitenden im ständigen Homeoffice ist der Kölner Minimalschuhhersteller Wilding Shoes einer der Vorreiter in Sachen Digitalisierung.
Nun bietet der NRW Gründer-Preisträger ein kostenloses digitales Kurz-Coaching für Unternehmen, die aufgrund der Corona-Krise gezwungen wurden, ihre Mitarbeitenden ins Homeoffice zu schicken. Interessenten können sich per E-Mail an nicole@wildling.shoes wenden.
Weitere Tipps zum erfolgreichen Homeoffice finden Sie hier. Ein ausführliches Portrait über das Unternehmen Wildling Shoes und Anna Yona lesen Sie in schuhkurier-Ausgabe 14.
Laura Klesper
Der Schweizer Schuhhändler-Verband schuhschweiz teilt mit, dass die für den 11. Mai geplante Generalversammlung bis auf weiteres verschoben ist. Die aktuelle Situation zwinge zu dieser Entscheidung, teilt der Verband mit und ergänzt: „Wir sind in dieser schwierigen Zeit weiterhin für Sie da.“
Händler können sich mit Fragen und Anregungen telefonisch (+41 61 985 96 00) oder per Mail an den Verband wenden.
Petra Steinke
Althaus erklärt im Gespräch mit schuhkurier: „Der Darwinsche Prozess, den ich 2018 beschrieben habe, wird sich leider beschleunigen. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass es immer wieder äußere Einflussfaktoren gegeben hat, die solche Veränderungsprozesse vorangetrieben haben. Es ist auf Unternehmensseite wie bei den Menschen selbst. Wer ein gutes Immunsystem hat, wird es schaffen. Bedauerlich finde ich, dass wir in der Schuhbranche das Thema Spezialisierung weitgehend verschlafen haben. Spezialisierte Unternehmen haben es leichter in dieser Situation.
Die Corona-Krise wird die Schuhbranche doppelt treffen, weil die Unternehmen nicht zu Partnerschaft in der Lage sind. Es herrscht insbesondere im Verhältnis von Lieferant und Handel eine permanente Misstrauenskultur, die die Überwindung der Situation noch zusätzlich erschwert.“
Petra Steinke
Der Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDS/L) will den Handel in der Corona-Krise unterstützen. Wie gewohnt würden die Mitgliedsunternehmen alles daran setzen, ihre Partner im Handel zu unterstützen und bauen auf eine zukunftsorientierte, partnerschaftliche Zusammenarbeit. Es verstehe sich jedoch von selbst, dass Stornierungen bestellter Ware nicht möglich seien, teilt der Verband mit. Aber dennoch versuche der HDS/L die Interessen des Handels zu berücksichtigen. Die unterstützenden Maßnahmen der Schuh- und Lederwarenhersteller sehen vor, dass auf Wunsch Lieferungen der aktuellen Sommerware zu einem späteren Zeitpunkt versendet werden können und damit auch später in Rechnung gestellt werden. Die daraus entstehende Verlängerung der Zahlungsfristen sollen dem Handel in der aktuell schwierigen Lage mehr Planungssicherheit geben und helfen, Engpässe bei Logistik und Lagerhaltung zu vermeiden.
Helge Neumann
„Aufgrund der aktuell sehr dynamischen Entwicklung der Pandemie durch das Coronavirus auf das öffentliche als auch private Leben, schränken die Entscheidungen der Bundes- und Landesregierungen den Lederwarenhandel besonders stark und in einer noch nie da gewesenen Form ein“, heißt es in dem Schreiben der Lederwaren-Verbundgruppe Assima an ihre Vertragslieferanten.
Der Reise- und Tourismusverkehr sei quasi auf null heruntergefahren. „Die Frequenzen in den Geschäften sind seit März stark eingebrochen, und es wird zur vorübergehenden Schließung der Geschäfte kommen, deren Dauer nicht bekannt ist. Die wirtschaftlichen Auswirkungen für den Handel als auch für die herstellenden Unternehmen sind aktuell nicht abzusehen. Es ist damit zu rechnen, dass die Geschäfte mindestens bis Ostern geschlossen sein werden und dass dieser Zustand bis in den Mai hinein bestehen bleibt.“
Um die Umsatzeinbußen abzufedern, appelliert Ioannidis auf partnerschaftliche Lösungen. „Kurzschlussreaktionen und panische Aktivitäten helfen nicht weiter. Die einseitige Stornierung von Aufträgen oder Annahmeverweigerung von Warenlieferungen sind kein Mittel, um diese Krise zu durchstehen.“
Der Assima-Geschäftsführer erinnert an den Geist der Lederwarenbranche, die seit jeher „sehr eng“ zusammenarbeite. „Machen wir uns das zunutze. Die Zentralregulierung schafft in Zeiten wie diesen eine Absicherung und Planbarkeit für beide Seiten. Jetzt zählt umso mehr, gemeinsame Lösungen zu schaffen. Durch Gewährung von Valuten, Lieferverschiebungen oder durch Auslieferungsstopps kann die Last verteilt werden.“
Und weiter: „Die Aufgabe der Assima wird sein, Händler und Hersteller gemeinsam bestmöglich und gestärkt durch die Krise zu führen. Wir werden Sie daher über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten.
In diesem Sinne. Bitte bleiben Sie gesund und geben wir alle Acht aufeinander!“
Rudolf Berg erlebt den letzten Tag vor der Schließung seines Geschäfts „Berg – Schuhe zum Leben“ in Trier – und das schon zum zweiten Mal. „Wir dachten bereits gestern, dass abends Schluss sei“, so der Schuhhändler. Die Aussagen von Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, seien bezüglich des Zeitpunkts der Geschäftsschließungen missverständlich gewesen. Entsprechend haben heute bereits zahlreiche Läden in Trier geschlossen und die Frequenz in der Innenstadt ist nur gering. Lediglich im Kinderschuhbereich ist noch gut zu tun. „Der Bedarf ist da“, so Berg.
Grundsätzlich befürworte er die Entscheidung der Bundes- und Landesregierung, den Einzelhandel zu schließen, um so die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, sagt Berg. „Aber fest steht auch: Es wird eine harte Zeit.“ Dabei komme seinem Unternehmen nun der eigene Onlineshop sehr zugute. „Ich bin heilfroh, dass wir den Webshop haben. Auch wenn wir darüber nicht alle Umsatzverluste auffangen können, wird er uns doch ganz sicher helfen.“ Um den Kanal weiter zu stärken, plant Berg die Schaltung von Anzeigen in der lokalen Tageszeitung sowie den Ausbau der Aktivität auf mehreren Online-Plattformen.
Zuversicht bezieht der Händler auch aus der Mitgliedschaft in der ANWR. „Es beruhigt, eine starke Verbundgruppe im Rücken zu haben.“ Ein weiterer Lichtblick seien die vielen guten Gespräche, die er aktuell mit Lieferanten führe, berichtet Rudolf Berg weiter. „Wir müssen viel miteinander sprechen und versuchen, faire Lösungen für alle Beteiligten zu finden. Wir sitzen alle in einem Boot!“ Abschließend zeigt sich der Händler kämpferisch. „Auch wenn es nicht einfach wird, werden wir diese Krise überstehen. Da bin ich sicher!“
Helge Neumann
Der Handelsverband Schuhe (BDSE) rechnet aktuell damit, dass sich die Situation rund um Covid-19 in den nächsten Wochen weiter verschärfen wird. Der Verband fordert schnelle finanzielle Unterstützung. „Gerade die vielen kleinen und mittleren Unternehmen brauchen jetzt sofortige Hilfe, damit sie die Krise überbrücken können“, so BDSE-Geschäftsführer Dr. Siegfried Jacobs gegenüber schuhkurier. Der BDSE empfehle daher dem Schuhhandel, sich spätestens jetzt mit dem Thema „Kurzarbeitergeld“ und den staatlichen Liquiditätshilfen auseinanderzusetzen. Darüber hinaus sei wichtig, dass Handel und Industrie „in fairer Weise“ Lösungen für Fragen rund um die Warenauslieferung finden.
Helge Neumann
Fachhändler Peter Büscher (Maria Büscher Lederwaren) öffnet heute vorerst zum letzten Mal sein Geschäft. Ab morgen muss er schließen. „Ich hoffe, dass wir mit 14 Tagen bis drei Wochen durchkommen.“ Doch auch danach bleibe es schwierig. „Unser Steckenpferd sind Koffer. Wenn die Leute nicht verreisen, wird uns das hart treffen.“
Die Maßnahmen der Politik hält Büscher teilweise für nicht durchdacht. Die Lieferkette des Online-Handels über Verpackungs- und Verteilzentren und Zusteller ziehe mehr direkte Kundenkontakte nach sich als der Verkauf im Fachhandel, wo er pro Tag einige wenige Kunden einzeln berate. Discounter verkauften zudem auch Fernseher oder eben Lederwaren. „Das ist nichts anderes, als wenn wir unsere Kunden bedienen.“
Tobias Kurtz
In einer Pressekonferenz erklärt Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass zahlreiche Geschäfte in Deutschland sollen. Dazu gehören auch Schuh- und Lederwarenhändler.
Petra Steinke
Pietro Briccola, Geschäftsführer des italienischen Reisegepäck-Spezialisten, informiert in einem Kundenschreiben, „dass es uns allen von der Firma Bric‘s Industria Valigeria Fine und unseren Familien gut geht, wir sind alle gesund!“
Das Unternehmen habe beschlossen, „die Produktion für die maximale Sicherheit unserer Mitarbeiter zu schließen“. Versand- und kommerzielle Backoffice-Abteilung liefen in reduzierten Umfang weiter. „Wir desinfizieren unsere Arbeitsumgebung zweimal täglich und alle unsere Mitarbeiter arbeiten sicher mit allen von der Regierung vorgeschriebenen Hygienegeräten.“
Abschließend schreibt Pietro Briccola: „Ich möchte Ihnen persönlich versichern, dass wir alle bereit sind, diesem traurigen und schwierigen Moment mit Kraft und Zuversicht zu begegnen. Der Versand Ihrer Bestellungen erfolgt regelmäßig.“
Tobias Kurtz